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MÜNCHEN
Alternativen zu Skitourismus in Bayerns Alpen gesucht
Schneeproblem: Dem deutschen Alpenverein zufolge sind Schneekanonen kein dauerhafter Schneegarant für bayerische Skigebiete.
Foto: dpa | Schneeproblem: Dem deutschen Alpenverein zufolge sind Schneekanonen kein dauerhafter Schneegarant für bayerische Skigebiete.
Von unserem Korrespondenten Henry Stern
 |  aktualisiert: 18.04.2013 19:33 Uhr

Der Deutsche Alpenverein (DAV) sieht den Skitourismus im bayerischen Alpenraum im Zuge des Klimawandels als Auslaufmodell: Zwar könnten derzeit die 48 wichtigsten Skigebiete in den bayerischen Alpen mit Hilfe von Beschneiungsanlagen schneesicher gemacht werden. Bei einer Klimaerwärmung um zwei Grad Celsius würde diese Quote – nach einer im Auftrag des DAV erstellten Studie – allerdings auf nur noch 39 Prozent sinken. Ein solcher Anstieg sei bis Mitte des Jahrhunderts realistisch.

Einen für die Wirtschaftlichkeit notwendigen Pistenbetrieb an mindestens hundert Tagen könnten dann wohl nur noch sechs bayerische Skigebiete erreichen, glauben die Experten – darunter die Winkelmoosalm, das Skigebiet Hochfelln oder die Zugspitze. Andere beliebte Skigebiete wie das Brauneck bei Lenggries oder das Sudelfeld bei Bayrischzell müssten den Skibetrieb dagegen weitgehend einstellen. Am Sudelfeld sollen demnächst rund 45 Millionen Euro in neue Lifte und Schneekanonen investiert werden.

Schon ein bis spätestens 2040 erwarteter Temperaturanstieg um ein Grad Celsius stelle die Wirtschaftlichkeit vieler Beschneiungsanlagen infrage, glaubt Dr. Robert Steiger, der Autor der Studie: „Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch sinnvoll und nachhaltig.“ Neben der ökologischen Problematik stelle sich zudem die Frage, ob Skifahrer bereit wären, entsprechend höhere Liftpreise zu bezahlen, so Steiger.

Auf mittlere Sicht sei die Beschneiung deshalb für die meisten bayerischen Skigebiete „keine Versicherung gegen den Klimawandel“, warnt DAV-Geschäftsleiter Hanspeter Mair. Anstatt in teure Schneekanonen zu investieren, müssten sich die betroffenen Skiorte deshalb „schon jetzt Gedanken machen, wie es auch ohne Skitourismus weitergeht“.

Von der Staatsregierung verlangt der DAV, den Neubau von Beschneiungsanlagen an strenge ökologische Kriterien zu knüpfen. „Es dürfen auch keine Steuergelder mehr in Schneekanonen fließen“, fordert Mair. Anstatt „einseitig den Ausbau der Skigebiete zu fördern“ gelte es, „Überlegungen in Richtung nachhaltigen Tourismus anzustoßen“.

Laut Wirtschaftsministerium wurden im Zuge eines „Seilbahnprogramms“ seit 2009 Schneekanonen in fast zwanzig Skigebieten mit knapp 3,6 Millionen Euro gefördert. Dazu kommen rund 18 Millionen Euro Subventionen zur Beschneiung von Spitzensportanlagen – vor allem in Garmisch und Ruhpolding. Insgesamt beschneiten Ende 2012 in Bayern 142 Anlagen 765 Hektar Fläche.

„Es ist richtig, dass veränderte klimatische Verhältnisse nach Lösungen verlangen, die die Schneeabhängigkeit unserer Wintersportorte verringern“, findet Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Skiorte könnten sich aber „nicht von heute auf morgen vom Skitourismus lossagen“. CSU und FDP wollen deshalb an der finanziellen Förderung von Schneekanonen weiter festhalten.

 
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