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Allgäuer Geschichte
Das war der Lawinenwinter 1999: Viel Schnee und ein Lawinenunglück in Tirol
Über 100 Menschen starben 1999 in den Schneemassen. Im Allgäu waren Seitentäler wochenlang gesperrt. Ein Blick zurück auf den Lawinenwinter vor 25 Jahren.
Im Jahr 1999 wurde durch eine Hubschrauberbesatzung in Oberstdorf gezielt eine Lawine gesprengt, um die Situation zu entspannen (linkes Bild). Insgesamt war das Jahr geprägt von Lawinentoten. Ein tragisches Unglück ereignete sich im Februar in Galtür in Tirol (Bild rechts).  Foto: Michael Munkler, epa apa Minich (dpa)       -  Im Jahr 1999 wurde durch eine Hubschrauberbesatzung in Oberstdorf gezielt eine Lawine gesprengt, um die Situation zu entspannen (linkes Bild). Insgesamt war das Jahr geprägt von Lawinentoten. Ein tragisches Unglück ereignete sich im Februar in Galtür in Tirol (Bild rechts).
Foto: Michael Munkler, epa apa Minich (dpa) | Im Jahr 1999 wurde durch eine Hubschrauberbesatzung in Oberstdorf gezielt eine Lawine gesprengt, um die Situation zu entspannen (linkes Bild). Insgesamt war das Jahr geprägt von Lawinentoten.
Michael Munkler
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:05 Uhr

Vor 25 Jahren erlebte das Allgäu einen Winter, wie es ihn seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte: Im Februar 1999 fielen im Alpenvorland, wie im gesamten Alpenraum, unvorstellbare Mengen Schnee. Bei einem Zugunglück in Immenstadt durch das Winter-Chaos wurden am 18. Februar 1999 zwei Menschen getötet und 35 Zuginsassen verletzt.

Im Alpenraum starben über 100 Menschen bei Lawinenabgängen. Die Lawinen-Katastrophe von Galtür in Tirol am 23. Februar 1999 mit 31 Todesopfern – darunter vielen Kindern - markierte den Höhepunkt dieses Extremwinters.

Große Lawinenabgänge in den Allgäuer Alpen im Laufe des Jahres 1999

In den Allgäuer Alpen gingen ebenfalls im Laufe des Februars 1999 zig Großlawinen ab, Seitentäler waren teils wochenlang gesperrt – insbesondere im Raum Oberstdorf/Kleinwalsertal. Von Hubschraubern aus wurden Lawinen in den Oberstdorfer Bergen gezielt ausgelöst, um die Situation zu entspannen.

Bereits im Januar 1999 hatten die starken Schneefälle eingesetzt und eine wochenlang vorherrschende Nordwestströmung brachte im Februar teils Tage anhaltende und starke Niederschläge. So türmten sich Ende Februar 1999 die Schneemassen auf dem Nebelhorn weit über fünf Meter hoch. Zum Vergleich: Derzeit sind es dort an der Messstation des bayerischen Lawinenwarndienstes nicht einmal zwei Meter.

Schutzwald ist wichtig, um die Lawinengefahr zu bannen

Einmal mehr wurde den Menschen vor 25 Jahren vor Augen geführt, wie wichtig der Schutzwald zur Bannung der Lawinengefahr ist. Dieser habe im Großen und Ganzen seine Funktion erfüllt, bilanzierte nach dem Lawinenwinter 1998/99 die Fachstelle für Schutzwald-Management im Allgäu. Allerdings waren auch Schwachstellen deutlich geworden. Im Hinblick auf die bereits begonnene globale Klimaerwärmung sei zu befürchten, dass der Fichtenanteil im Bergwald immer instabiler werde, hieß es bereits damals. Einerseits hänge dies mit der Zunahme von Stürmen zusammen, andererseits würden die prognostizierten heißeren Sommer die Ausbreitung des Borkenkäfers vergrößern. Eine Prognose, die so eingetroffen ist.

Weiter hieß es damals: Teile des Allgäuer Bergwaldes, von dem 16000 Hektar eine wichtige Lawinenschutzfunktion erfüllen, sei „überaltert“. Um die Situation des Schutzwalds nachhaltig zu verbessern, war einige Jahre später die Bergwaldoffensive im Allgäu gestartet worden. Ziel ist es bis heute, alle Betroffenen - also vor allem Waldbesitzer und Jäger - an einen Tisch zu bringen und die Naturverjüngung zu fördern. Das Ideal: Ein gesunder Mischwald in den Bergen, der Schutz vor Muren und Lawinen bietet und klimaresistent ist - angesichts steigender Durchschnittstemperaturen.

Was auf den Katastrophenwinter 1998/1999 folgte ein zu nasses Frühjahr

Dem Katastrophenwinter 1998/99 folgte ein zu nasses Frühjahr. So führten in der Folge heftige Regenfälle und die Schneeschmelze in den Bergen zu Hochwasser auf der Iller an Christi Himmelfahrt 1999. Rund zwei Wochen später, am 22. Mai, rollte eine bis dahin für unmöglich gehaltene Flutwelle die Iller hinunter.

Schlimme Überschwemmungen gab es an diesem Pfingstsamstag auch an fast allen anderen Flüssen im Allgäu, in Tirol und Vorarlberg. Ursache waren sintflutartige Regenfälle und die durch den schneereichen Winter bereits gesättigten Böden, die kein Wasser mehr aufnehmen konnten.

Anselm Brieger ist seit über 20 Jahren Berufsfeuerwehrmann und Höhenretter in Augsburg. Im Podcast "Augsburg, meine Stadt" geht es um Alltag, Einsatz und den großen Ausgleich Sport.

 
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