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Allgäu
Warum dieser 18-Jährige aus dem Allgäu unbedingt Busfahrer werden wollte
Niemand will mehr Busfahrer werden? Stimmt nicht! Felix Denghel fährt mit erst 18 Jahren bereits einen Linienbus. Bei der Ausbildung half dem Allgäuer ein Trick.
Tobias Schuhwerk
 |  aktualisiert: 22.03.2024 02:57 Uhr

Lange Haare, Käppi, jugendliches Gesicht: Viele Fahrgäste können es kaum glauben, wenn Felix Denghel die automatische Türe öffnet. Der 18-Jährige ist einer der jüngsten Busfahrer in Deutschland und darf bereits einen zwölf Meter langen und 11,5 Tonnen schweren Linienbus steuern.

„Das ist mein Traumjob, den ich schon als Kind haben wollte“, erzählt der angehende Berufskraftfahrer. „Manchmal steigen Kumpels ein“, erzählt er. „Das ist schon ein cooles Gefühl.“

Und obendrein ein Glücksfall für seinen Arbeitgeber, die Verkehrsgesellschaft Kirchweihtal. Das Unternehmen bedient 28 Linien im Ost- und Unterallgäu sowie in der Stadt Kaufbeuren und befördert nach eigenen Angaben 4,7 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Ähnlich wie bei anderen Anbietern werden Busfahrer händeringend gesucht.

Busfahrer werden in Bayern weiterhin händerringend gesucht

Der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) geht nach einer Umfrage im Dezember davon aus, dass der Personalmangel sogar „deutlich schlimmer als angenommen“ ist. Demnach seien 4000 Stellen in Bayern zu besetzen. „Man muss es so sagen: Die vielen Rentnerinnen und Rentner halten den Laden am Laufen“, sagt LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl. Bemerkbar macht sich dabei auch, dass die Bundeswehr als Nachwuchslieferant quasi ausfällt. Früher machten viele junge Männer während des Wehrdienstes den Busführerschein, der von der dienstlichen in zivile Nutzung umgeschrieben werden konnte. Hinzukommt, dass viele potenzielle Kandidaten die große Verantwortung scheuen.

Andere beklagen fehlende Wertschätzung. „Der Respekt gegenüber Busfahrern hat bei den Jüngeren leider nachgelassen“, sagt Jungspund Denghel.

Zum Glück gebe es aber auch viele nette Fahrgäste. „Mir macht es Spaß, mit Menschen zu tun zu haben.“ Die Königsdisziplin bleibe das Fahren. Auf sie hat er sich schon als Kind mit einem besonderen Trick vorbereitet.

Busfahrer werden: Allgäuer bereitete sich mit diesem Trick auf die Prüfungen vor

Zu seinem zwölften Geburtstag bekam er auf seinen Wunsch einen einfach zu bedienenden Bus-Simulator geschenkt. Später baute er sich quasi eine eigene Fahrerkabine vor seinen Computer: Mit Lenkrad und Pedalset. Seinen Fleiß beweist sein digitales Fahrtenbuch: 2364 Stunden hat er bislang am PC-Lenkrad verbracht. Das entspricht fast 300 Arbeitstagen! Mit seinem Einsatz wollte er seinem Lieblingsbusfahrer Harald „Tschiggl“ Leistner nacheifern, den er schon als Grundschüler im Linienbus bewunderte. „Ein so großes Fahrzeug wollte ich auch einmal fahren. Das können ja nicht viele“, sagt Denghel stolz.

Mit 17 Jahren machte er den Führerschein „Begleitetes Fahren“. Nach seinem 18. Geburtstag absolvierte er innerhalb von fünf Wochen den Busführerschein mit den vorgeschriebenen 24 Theorie- und 90 Praxisstunden. Beide Prüfungen meisterte er auf Anhieb. „Es war beeindruckend, wie viel er bereits konnte. Der Simulator hat offenbar viel Gutes bewirkt“, erinnerte sich die Oberallgäuer Fahrlehrerin Nicole Hausdorf-Weigand. Trotz seiner jungen Jahre ist Denghel im Team der 60 Busfahrer und Busfahrerinnen der VG Kirchweihtal kaum noch wegzudenken. „Solche bräuchten wir noch viel mehr“, sagen die älteren Kollegen über ihn.

Dass er auch in stressigen Situationen kühlen Kopf bewahrt, bewies Denghel bei seiner Jungfernfahrt: „Wegen eines technischen Defekts konnte mein Bus mitten in der Stadt nicht mehr weiterfahren. Ich musste mit den Fahrgästen auf einen Ersatzbus warten“, erzählt er schmunzelnd. Sein Job sei eben jeden Tag anders. Zum Ausgleich hört er in seiner Freizeit spanische Gitarrenmusik, greift selbst in die Saiten und träumt von den Zuständen im Schweizer ÖPNV. „Dort nennt man den Busfahrer 'Chauffeur' - und behandelt ihn auch so.“

 
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