Luca Regers Alltag ist alles andere als alltäglich. Fünf bis sechs Mahlzeiten isst der Kemptener jeden Tag. Reis, Hühnchen- und Rindfleisch, Fisch, Eier. Viel Eiweiß. Zucker und Fett sind tabu. 3500 Kilokalorien nimmt er so von früh bis spät zu sich. „Diät“ nennt das der 22-Jährige. „Klingt verrückt, aber für mich ist das wenig, ich habe dauernd Hunger“, sagt er. Zum Vergleich: Für einen Mann in seinem Alter sind knapp 2500 Kilokalorien täglich empfohlen.
Reger ist einer der wenigen professionellen Bodybuilder in Deutschland und bereitet sich aktuell akribisch auf seinen nächsten Wettkampf vor. Zehn Wochen lang zieht er das strenge Programm durch, damit er beim nächsten Wettkampf im spanischen Alicante in Bestform auf der Bühne steht. Jede Mahlzeit wiegt der Kraftprotz mit der Feinwaage ab. Zur Diät kommen tägliche Einheiten auf dem Heimtrainer und im Fitnessstudio hinzu. So holt er das Maximum aus seinem Körper heraus – und hat damit riesigen Erfolg. Im Mai gewann er das German Classic Pro und qualifizierte sich damit für den Mr. Olympia in Las Vegas – gewissermaßen die Champions League der Muskelmänner.
Bodybuilder Luca Reger: "Der Sport ist komplett oberflächlich"
Erfolg ist allerdings so eine Sache im Bodybuilding, denn Talent oder Geschick zählen in der Präsentationssportart nicht. Die Jury interessiert sich nur für optische Perfektion: Muskelmasse, Definition, Symmetrie, Bühnenpräsenz, Ausstrahlung. Durch das typische Bräunungsspray und Öl kommen die Muskeln im Scheinwerferlicht auf der Bühne deutlich zum Vorschein. „Der Sport ist komplett oberflächlich und in dem Sinne auch unfair“, sagt Reger. Die richtige Genetik sei das A und O. „Wer zum Beispiel eine breite Hüfte oder sehr lange Arme hat, wird es nicht weit bringen.“ Hinzu kommen unbändiger Fleiß und strenge Disziplin. Beides hat Reger. Er richtet sein ganzes Leben danach aus.
In seiner Jugend sah das noch anders aus. Der Kemptener spielte Fußball beim TSV Kottern und SV Lenzfried. „Ich war richtig dünn und habe hobbymäßig mit Fitness angefangen.“ Das war 2016. Fünf Jahre später ging es so richtig los. Regers Muskeln wurden immer größer, sein Körper immer definierter. „Ich bin ins Bodybuilding einfach reingerutscht. Und ich habe schnell gemerkt, dass ich gute Voraussetzungen habe.“ Wenig später feierte er auch schon die ersten Erfolge auf nationaler Ebene. Seit 2023 besitzt Luca Reger die Profi-Lizenz. Inzwischen konzentriert er sich voll und ganz auf sich und seinen Körper. Für Ende Juni habe er sogar seinen Job gekündigt, erzählt der gelernte Bankkaufmann. Vom Bodybuilding allein könne der Allgäuer aber nicht leben. Seine Haupteinnahmequelle sind Sponsoren. Bei Instagram – dort folgen ihm 11.600 Menschen – wirbt er für Nahrungsergänzungsmittel und Fitnesszubehör. „Damit lässt sich gutes Geld verdienen“, sagt Reger. Dazu kommen Preisgelder der Bodybuilding-Events, außerdem coacht er andere Fitnessathleten.
Bei Wettkämpfen hat Luca Reger einen Körperfettanteil von fünf Prozent
Unterstützt wird der 22-Jährige stets von seiner Familie und Freunden. Anfangs hätten sich seine Angehörigen noch Sorgen gemacht. Immerhin sei Bodybuilding in der Vergangenheit etwas verrufen gewesen. Das habe sich inzwischen geändert. „Aber über die Zeit und vor allem, wenn man das professionell aufzieht, kommt auch die Akzeptanz“, sagt Reger.
Dass so ein extremer Lebensstil – bei Wettkämpfen hat Reger einen Körperfettanteil von gerade einmal fünf Prozent – auch große Risiken birgt, darüber ist sich der 22-Jährige bewusst: „Gesund ist das auf Dauer nicht. Man verlangt seinem Körper extrem viel ab. Deshalb lasse ich regelmäßig meine Blutwerte checken und gehe einmal im Jahr zum Kardiologen.“ Bis jetzt habe er keine gesundheitlichen Probleme und wurde auch von Verletzungen verschont.
Mr. Olympia in Las Vegas: Ein Sieg bei der ersten Teilnahme ist fast unmöglich
Mit 22 Jahren ist Reger noch extrem jung in seinem Metier. Seine Chancen beim Mr. Olympia im Oktober könne er deshalb nur schwer einschätzen. Ein Sieg bei der ersten Teilnahme sei fast unmöglich. „Unter die besten zehn will ich aber schon kommen“, sagt er. Insgesamt nehmen in Las Vegas im Classic Physique, so heißt seine Klasse, die besten 40 bis 50 Bodybuilder der Welt teil. „Für die Zukunft trauen mir einige auch eine Platzierung ganz vorne zu“, sagt der Kemptener Kraftprotz.