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ASCHAFFENBURG
Aggressive Hunde: Polizei tötet Kangal mit Kopfschuss
Kangal       -  Zwei ausgerissene Türkische Hirtenhunde sorgten in Aschaffenburg für Angst und Schrecken und einen großen Polizeieinsatz. Wie gefährlich sind diese Tiere?
Foto: Andrea Warnecke (dpa-tmn) | Zwei ausgerissene Türkische Hirtenhunde sorgten in Aschaffenburg für Angst und Schrecken und einen großen Polizeieinsatz. Wie gefährlich sind diese Tiere?
Achim Muth
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:53 Uhr

Erst in der vergangenen Woche hat ein Kangal (Türkischer Hirtenhund) eine 72-jährige Frau in Baden-Württemberg totgebissen, nun sorgten zwei entlaufene Hunde dieser Rasse in einem Aschaffenburger Wohngebiet für Angst und Schrecken. Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich am Pfingstsamstag im beschaulichen Stadtteil Strietwald abgespielt haben: Die beiden aggressiven Tiere, so die Polizei, griffen zunächst einen Mann und dessen Golden Retriever an.

Der Hundehalter wurde angesprungen, stürzte und zog sich dabei Schürfwunden zu. Der Retriever wurde mehrmals gebissen und musste in tierärztliche Behandlung. Der verletzte Spaziergänger informierte über Notruf die Polizei, die mit mehreren Streifenwagen in Strietwald anrückte. Es stellte sich heraus, dass die Kangale einen weiteren Mann angegriffen hatten: Der 36-Jährige war in seinem Hof vom Rüden angefallen und in den rechten Oberschenkel gebissen worden, der Verletzte musste im Klinikum Aschaffenburg behandelt werden.

Bei ihrem Versuch, die aggressiven Tiere einzufangen, setzte die Polizei auch auf einen speziell ausgebildeten Diensthundeführer. Zunächst erfolglos. Die beiden Hunde ließen sich nicht beruhigen und griffen immer wieder an. Die Beamten wehrten sich mit dem Einsatz von Pfefferspray. Mit einem Schutzanzug gelang es dem Diensthundeführer schließlich, die Hündin einzufangen und zu bändigen. Sie wurde in ein Tierheim gebracht. Der Rüde indes ließ sich nicht beruhigen, „sämtliche Möglichkeiten, das Tier einzufangen, waren ausgeschöpft“, heißt es im Polizeibericht. So entschlossen sich die Beamten zum Waffeneinsatz, „um Anwohner, weitere Spaziergänger und auch die Einsatzkräfte selbst vor dem Tier zu schützen“, so Polizeisprecher Michael Zimmer. Mit einem Kopfschuss wurde der Kangal getötet.

Der Halter der Tiere, so Zimmer, ist bekannt. Die polizeilichen Ermittlungen müssen nun klären, ob gegen ihn ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung durch Unterlassung eröffnet werden kann. Im Detail wird es um die Fragen gehen: Waren die Tiere gut genug gesichert? Wie konnten die Hunde ausreißen? Nach Informationen dieser Redaktion waren die Türkischen Hirtenhunde zum Zeitpunkt ihres Ausbüxens nicht in der Obhut des Halters. Auf den Hundebesitzer könnte auch ein ordnungsrechtliches Verfahren zukommen. Das Ordnungsamt wird in der kommenden Woche prüfen, ob der Besitzer alle Vorschriften zur Hundehaltung eingehalten habe.

In Bayern fallen Hunde der Rasse Kangal nicht unter die Kampfhundeverordnung. Allerdings gelten in zwei Bundesländern strengere Auflagen für das Halten der Türkischen Hirtenhunde, weil bei den Tieren eine „Gefährlichkeit vermutet wird“, wie es in den jeweiligen Gesetzen heißt: In Hamburg und Hessen muss deshalb für den Besitz eines Kangals oder einer Kangal-Kreuzung eine Erlaubnis eingeholt werden, die unter anderem an einen Wesenstest des Hundes und einen Sachkundenachweis des Halters gebunden ist.

Erst in der vergangenen Woche war es in Baden-Württemberg zu einem tragischen Zwischenfall mit einem Kangal gekommen: In Stetten am kalten Markt hatte  ein entlaufener Hund eine 72-jährige Frau angefallen und durch Bisse in den Kopf und Hals getötet.  Die Staatsanwaltschaft Hechingen prüft derzeit eine Anklage des Hundebesitzers wegen fahrlässiger Tötung.

 
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Kommentare
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  • g.hanna-keller@online.de
    nur ein paar Schlagzeilen aus der Mainpost der letzten Tage:
    "Hund bringt Radler zu Fall" (Urspringen), 28.05.
    "Hund fällt Radfahrer an und beißt Frau ins Gesicht" (Schweinfurt), 29.05.
    "Hund beißt Seniorin tot" (Stetten am kalten Markt), 31.05.
    "Hund fällt 2 Fahrradfahrer an und verletzt sie" (Schweinfurt), 02.06.
    "Hund beißt zu. 52-Jährige verletzt" (Hammelburg), 03.06.
    In den meisten Fällen waren große Hunde (Labrador, Kangal, "hüfthoher Hund" etc.) beteiligt.
    Wie "kretzers" meint, das Problem ist (auch) hinter der Leine, aber ebenso in der Vermarktung des Hundehandels und dem Bestreben nach gesellschaftlicher Statussymbolik zu suchen.
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  • Funkenstern
    Leinenpflicht ist ein Thema, hier trifft es aber auch mal die "Falschen"
    Rassetypische Auffälligkeiten gibt es immer wieder, solche Tiere in einer Stadt zu halten ist für mich die größte Fehlentscheidung. Meldepflicht, Sachkundeprüfung und Wesenstest ist eine Sache, die Wahl des richtigen Tieres sollte auch vom Umfeld abhängig gemacht werden können. Ich bin großer Hundefreund und will meinem Familienmitglied auch das Beste für ihn bieten. Also kann ich in einer 3 Zimmerwohnung keine Sportskanone oder einen Hütehund quälen. Das Hirn dieser Halter muss einfach besser geprüft werden. Tierquälerei nicht mehr als Kavaliersdelikt hinnehmen und auch die Nachbarschaft sollte nicht immer wegschauen.
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  • Einwohner
    Hunde an die Leine, dann können die meisten solcher Vorfälle vermieden werden.
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  • ulrich.kretzer@web.de
    immer das Gleiche...das Problem ist hinten an der Leine!
    Wenn sich "unsichere" Menschen solche Hunde anschaffen, um ihr geringes Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein zu stärken ist es einfach nur traurig und brandgefährlich!!!!
    Die Hunde können nichts dazu.
    Also bitte auch in Bayern die Kategorien überdenken und SOFORT Gegenmaßnahmen einleiten; die "normalen " Hundebesitzer danken es dem Gestzgeber.
    Wir haben übrigens ungarische Viszlas aus Tierheimen.
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  • cimb24
    ein an die Nieren gehende Berichterstattung,einfach traurig das zu lesen.

    Eine Sachkundeprüfung für die Halter wäre sinnvoll,bei dieser und einigen anderen Rassen.
    Da ist es mit einmal die Woche zwei Stunden Hundegruppe nicht getan.

    Manche Hunde sollten nur von Haltern mit viel Hundeerfahrung,Zeit und Kenntnis der spezifischen Rassemerkmale gehalten und geführt werden.

    War sicherlich ein grosser Schrecken für Anwohner und Passanten,die Zeugen dieser Vorfälle vor Ort wurden.
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