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MÜNCHEN
Ärger über Deutsches Museum
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 22.07.2017 03:39 Uhr

Das Deutsche Museum kommt mit einer Außenstelle nach Nürnberg. Doch wie schon bei der langwierigen und bislang auf gut 450 Millionen Euro geschätzten Sanierung des Hauptsitzes des weltberühmten Technikmuseums in München gibt es nun auch bei dem Nürnberger Projekt im Landtag massiven Ärger um die Kosten.

Der Grund: Das Museum will das unweit vom Hauptmarkt am Nürnberger Augustinerhof geplante neue Museumsgebäude vom Grundstückseigentümer und Investor schlüsselfertig bauen lassen und dann für 25 Jahre mieten. Museumsdirektor Wolfgang Heckl präsentierte für diese Konstruktion nun im Landtag eine erste Kostenrechnung, die bei Abgeordneten aller Fraktionen große Verärgerung auslöste.

So soll der Bau nach derzeitigen Planungen dem Investor, der Nürnberger Alpha-Gruppe des früheren 1.FC-Nürnberg-Präsidenten Gerd Schmelzer, rund 8,6 Millionen Euro kosten. Das Grundstück, auf dem nur knapp die Hälfte der Nutzfläche für das Museum reserviert ist und darüber hinaus auch Büros, Geschäfte und Wohnungen entstehen sollen, hatte Schmelzer bereits 2007 bei einer Zwangsversteigerung für rund zehn Millionen Euro erworben.

Das Museum soll jedoch nach der für 2019 geplanten Fertigstellung über 25 Jahre lang jährlich stolze 2,8 Millionen Euro Miete für den Komplex bezahlen. Obendrauf kommen zudem noch einmalig rund zwanzig Millionen Euro für den Innenausbau und die Ausstellungskonzeption. „Die Finanzierung der gesamten Maßnahme erfolgt bis auf weiteres durch den Freistaat Bayern“, heißt es zudem lapidar in einem Bericht von Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) an die Abgeordneten.

„Diese hohen Mietkosten haben schon ein Geschmäckle“, kritisierte die Nürnberger Grünen-MdL Verena Osgyan nun im Landtag. „Der Eindruck ist, dass das für den Freistaat und das Museum nicht so ein gutes Geschäft ist“, glaubt auch der Freie-Wähler-MdL Michael Piazolo.

Eine vornehme Zurückhaltung, die Ex-Kunstminister Thomas Goppel (CSU) hier absolut nicht für angebracht hielt: „Aberwitzig“ sei die gewählte Konstruktion, wetterte er in Richtung von Heckl und seinem früheren Ministerium: „Wer sich das erdacht hat, der spinnt!“

Auch einem in den Landtag entsandten Ministerialbeamten war nicht ganz wohl bei der Verteidigung der Kosten: „Enorm“ sei die Miete, räumte er ein: „Uns hat die Hand schon gezittert, als wir die Zahl gesehen haben.“ Ein Grundstückskauf wäre an dieser Stelle aber wohl nicht möglich gewesen, erklärte der Beamte. Und bei dem nun vereinbarten Preis „ist dann aber auch alles drin“.

Museumschef Heckl verwies zudem darauf, dass andere mögliche Standorte mit Hilfe der Immobilienexperten des Finanzministeriums sehr wohl geprüft worden seien. Die zentrale Lage des Augustinerhofes sei aber „ideal“. Außerdem gebe es dort bereits gültiges Baurecht: „Und wir wollten schnell zu Stuhle kommen – auch mit einem Privatinvestor.“

„Die Rechnung geht aber nicht auf“, insistierte der Würzburger CSU-MdL Oliver Jörg. Rund siebzig Millionen Euro Mietkosten auf 25 Jahre plus dreißig Millionen Euro für Bau und Ausstellung: Dafür könne der Staat selbst bauen, nach 25 Jahren wieder abreißen und noch mal bauen – es wäre immer noch billiger, schimpfte Jörg.

Immerhin das Konzept für das neue Deutsche Museum in Franken und der Zeitplan stießen auf breite Zustimmung im Landtag: Die Grundidee sei, in der Ausstellung die Industriezukunft für den Besucher erlebbar zu machen, erklärte Heckl. Das Motto laute deshalb: Von Science Fiction zur Innovation. Läuft alles wie geplant, soll spätestens Ende 2020 die Eröffnung sein.

 
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