Volkslieder oder Wirtshauslieder, Kirbaliadli oder Kirwaliedli, Tanz- oder Militärmusik, Notenbücher oder Fachliteratur: Das Team in der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik in Uffenheim kann bei all dem weiterhelfen. Nun feierte die Einrichtung der drei fränkischen Bezirke ihr 40-jähriges Bestehen.
Seit 1981 widmet sich die Forschungsstelle für fränkische Volksmusik der Sammlung und Erforschung der traditionellen Volksmusik in Franken. Im Jahr 2000 zog sie von Walkershofen nach Uffenheim in die Alte Post. Die Leiterin, Dr. Heidi Christ, erinnerte beim kleinen Festakt im Trausaal der Alten Post in Wort und Bild an die 40-jährige Geschichte. Der erste Leiter der Forschungsstelle, der Lehrer, Musiker und Musikforscher Dr. Horst Steinmetz (1936 bis 1994) hatte den Grundstock gelegt. Sein Nachfolger wurde Dr. Armin Griebel, der 2018 in den Ruhestand ging. Seitdem leitet Heidi Christ, die seit 1995 zum Team gehört, die Einrichtung.
"Alle haben versucht, mit ihrer Arbeit immer am Puls der Zeit zu sein", sagte Christa Naaß, Stellvertreterin des mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten Armin Kroder. "Sie waren nie Gralshüter der fränkischen Volksmusik, denn Volksmusik ist alles andere als statisch", meinte Naaß. "Volksmusik ist eben auch Gebrauchsmusik."
Bis heute sei die Forschungsstelle die einzige Einrichtung, die von allen drei fränkischen Bezirken getragen wird. Diese habe in den vergangenen 40 Jahren viel zur Verbindung von musikwissenschaftlicher Theorie und lebendiger Volksmusikpraxis und -pflege beigetragen. Volksmusik sei eben auch ein Mittel sozialer Tradition und Kommunikation. Das Angebot spreche deshalb nicht nur Fachleute, sondern auch interessierte Laien gleichermaßen an.
Mit den Jahren habe sich auch das Angebot verändert: Seit 2016 stehen in der Online-Datenbank über 140 000 Liedstrophen zur Verfügung. In Kürze werden laut Naaß auch historische Schallplattenaufnahmen und Notenhandschriften digital zur Verfügung stehen.
Beim Festakt hatte ein knapp 15-minütiger Film Premiere. Dieser gibt einen Einblick in den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden, in die Sichtung und Reinigung von Archivmaterial, der Digitalisierung und Erschließung von Notenhandschriften und Schellackplatten bis hin zur Veröffentlichung der Forschungsergebnisse in sozialen Netzwerken. Für Interessierte ist der Film auf der Internetseite unter www.volksmusik-forschung.de zu sehen.
Volksmusik und alles was dazugehört möchte Heidi Christ mit ihrem Team möglichst vielen Menschen zugänglich machen. "Wir gehen auch zu Vereinen, in Kindergärten und Schulen", bot sie an. Ein Anruf oder eine E-Mail genüge, um einen Termin auch für individuelle Beratungen zu bekommen. "Das ist kostenfrei", betont Christ. Manche suchten Noten von Musikstücken zu bestimmten Anlässen, von Wiegeliedern bis zum traurigen Anlass bei einer Beerdigung. Aber auch Musikgruppen suchten Material. Schüler und Studierende könnte bei Seminararbeiten geholfen werden. Anfragen kämen aus der Region, aber auch aus Finnland und Brasilien. Einzelne Dokumente aus der vielfältigen Arbeit der Forschungsstelle gibt es nun wieder in der wieder aufgelegten Reihe "Fränkischer Feldblumenstrauß".
In der Forschungsstelle wird es langsam immer enger. Etliche Nachlässe füllen Regale und Räume. Schließlich gibt es auch eine umfangreiche Fachbibliothek und eine Instrumentensammlung, deren Schwerpunkt Handziehinstrumente wie Akkordeons und Konzertinas sowie Zithern bilden.
Worüber sich die Forschungsstelle freuen würde, sind Notenhandschriften aus Unterfranken. Auch gibt es noch überhaupt keine Tondokumente aus diesem fränkischen Bezirk.
Christa Naaß sagte, die Forschungsstelle sei nie Gralshüter gewesen. Volksmusik sei durchaus attraktiv für junge Leute. Lebendige Traditionen dürften sich verändern. Das Rezept von Heidi Christ: einfach den ganzen Staub herunterblasen. Die Forschungsstelle wolle bleiben, was sie ist: "Das Dokumentations- und Informationszentrum für Gebrauchsmusik in Franken."