Mehr Sport machen, weniger kaufen, mehr Zeit für die Familie oder sich weniger stressen lassen: Fürs neue Jahr gibt es allerhand, was sich Menschen vornehmen. Gefasst sind die Vorsätze schnell, das Einhalten gestaltet sich dagegen schwieriger. Kaum holt der Alltag einen nach den Feiertagen ein, ist man schon wieder am Straucheln, die lebensändernden Maßnahmen auch wirklich beizubehalten. Dieses Problem kennen auch unsere Redakteurinnen und Redakteure. Sie berichten, wie das Einhalten bei ihnen klappt.
Gegen den alten Trott: Serien fortsetzen
Das mit den Vorsätzen und dem neuen Jahr ist schon vertrackt. Viel zu oft gehen die Vorsätze ja in die Richtung, die eigenen Gewohnheiten umzukrempeln. Das Scheitern liegt da immer nah, weil der alte Trott nicht so einfach von einem Tag auf den anderen abgeschüttelt werden kann. Einfacher hat es da derjenige, der etwas fortsetzen kann, zum Beispiel eine Serie: etwa jeden Tag laufen zu gehen. Dann sind die 5000 Trainingskilometer, die am Ende des Jahres zusammenkommen sollen, kein utopisches Ziel, sondern realistisch, wenn es keine Ausfälle durch Verletzung oder Krankheiten gibt. Vielleicht klappt es dann auch, bei den Marathons im Frühjahr und im Herbst noch ein wenig schneller als bisher zu sein. So wird aus dem Vorsatz Motivation. Und wenn dazu noch eine Portion Ehrgeiz kommt, dann läuft das alles sehr viel einfacher. Das fällt so lange nicht schwer, wie der Spaß am Laufen nicht verloren geht. Richard Mayr
Gegen das Chaos: aufschreiben und abhaken
Ein Geburtstagspäckchen aufgeben, eine wichtige Mail schreiben, Müllbeutel kaufen, beim Internetanbieter anrufen: Haben Sie schon einmal etwas Wichtiges vergessen? Nicht lebenswichtig vielleicht, aber doch wichtig genug, dass Sie sich sehr geärgert haben, als es Ihnen wieder eingefallen ist? Manche Leute betonen ja gerne: „Die wichtigen Dinge habe ich immer im Kopf.“ Ich gehöre nicht dazu.
Im Kopf hatte ich früher zwar einige Aufgaben, Ideen und Projekte im Planungszustand. Aber am Abend waren trotzdem keine Müllbeutel gekauft und die wichtige Mail entstand vor dem Schlafengehen. Damit nichts mehr liegen bleibt, habe ich deshalb angefangen, alle Aufgaben aufzuschreiben. Es ging leichter als gedacht: Wenn erst mal ein paar Dinge auf einem Zettel stehen, kommen schnell noch weitere dazu. Probieren Sie es aus.
Seit ich das mache, haben sich zwei Dinge verändert: Mir rutscht kaum mehr etwas durch. Und ich habe den Kopf frei. Was einmal auf der analogen oder digitalen To-do-Liste steht, beschäftigt mich nur noch, wenn ich die Aufgabe vor mir habe. Das finde ich sehr befreiend. Und es macht Spaß – spätestens, wenn etwas von der Liste gestrichen oder gelöscht werden kann. Maria-Mercedes Hering
Vorsätze: Zum Durchhalten muss man sich manchmal zwingen
Stundenlang saß ich als Schülerin einst im dunklen Wartezimmer. Umgeben von Katzenbildern der Künstlerin Rosina Wachtmeister harrte ich auf den nächsten Termin bei der Kieferorthopädin. Nur um dann zu erfahren, dass man die Zahnspange nicht lange genug getragen hatte (kein Wunder, meine ging außen um den ganzen Kopf herum). Kurz nach der Führerscheinprüfung waren die Zähne dann endlich gerade und die Warterei bei der Kieferorthopädin war vorbei. Das Trauma von den Katzenbildern Wachtmeisters blieb. Ergänzt durch die neue Angst vorm Zahnarzt. Denn irgendetwas fand der immer. Doch seit drei Jahren ist auch das vorbei.
Man könnte sich gesünder, zuckerärmer ernähren. Stattdessen entschied ich mich Ende 2018 für Zahnseide. Jeden Abend nach dem Zähneputzen greife ich zum Faden – noch vor dem Ausspülen. Anfangs war es ungewohnt und kompliziert. Aber ich zwang mich zum Durchhalten. Inzwischen ist die Nutzung nicht nur Routine, sondern Sucht. Ohne geht es nicht. Egal, wie spät es ist. Es klappt inzwischen ruckzuck. Seitdem gehe ich richtig gern zum Zahnarzt. Er findet in meinem Gebiss keine Arbeit. Mit einem „Weiter so“ schickt er mich heim. Obwohl ich weiter nasche, sind die Zähne top. Cordula Homann
Der beste Vorsatz: Keine Vorsätze fürs neue Jahr
Ich nehme mir bereits seit Jahren ohne großen inneren Zwang vor, mir nichts vorzunehmen. Diese Absicht entstammt der inzwischen so reichlichen Lebenserfahrung, dass ich früher all meine Vorsätze sowieso im Laufe des Januars meistens schon wieder über Bord geworfen hatte. Ob mit dem Rauchen aufzuhören, mehr Sport zu machen, eine Diät zu beginnen oder einen Nacktyogakurs zu besuchen – im Grund genommen war alles Blödsinn! Viel wunderbarer ist es, wenn sich die Dinge im Flow ändern, wenn man sich treiben lässt und weniger der Diktatur der Werbelobbyisten folgt, kommt man nämlich auch zum Ziel. Und wenn nicht – ist es auch egal. Dann ist man eben woanders gelandet. Das kann auch beglückend sein. Josef Karg