Wasser in rauen Mengen ist die internationale Kanuslalom-Elite eigentlich gewöhnt. Dass beim Kanuslalom-Weltcup am Augsburger Eiskanal zum Wasser von unten aber noch überdurchschnittlich viel Wasser von oben dazu kommt, setzt irgendwann selbst den ganz hart Gesottenen zu. Allerdings weniger den Sportlerinnen und Sportlern der internationalen Spitze, die während ihrer Rennen auf dem Kanal durch die Regenfälle zwar in der Sicht eingeschränkt sind, die ihre Boote aber ohne nachhaltige Probleme den Eiskanal hinuntersteuern.
Umso schwieriger wird es durch die ununterbrochenen Schauer am Freitag hingegen für die Weltcup-Organisatoren von Kanu Schwaben Augsburg und der Eiskanal Event GmbH. Denn die Olympiaanlage von 1972 mit ihren Rasentribünen leidet immer mehr unter den Regenmassen. Das Gras auf den Hängen wird rutschig wie Schmierseife, an einigen Stellen müssen die Gullydeckel entfernt werden, um ein Hochdrücken des Wassers zu verhindern, und im Ziel werden eiligst Paletten verlegt, um den Aktiven einen Gang durch den Matsch zu ersparen.
Beim Kanu-Weltcup am Eiskanal bleiben die Zuschauer aus
Das Schlimmste für die Veranstalter aber ist: das Publikum bleibt aus. "Bei einem solchen Wetter kommen keine Leute, wir verkaufen kein Essen und keine Getränke, wir laufen voll einem Minus entgegen", klagt Conny Wollenschläger, die als Ressortleiterin Catering bei den Kanu Schwaben für die Verpflegung der Gäste, aber auch der Aktiven zuständig ist. Am Donnerstag habe man noch alle 1500 georderten Semmeln verkauft, am Freitag bleiben sie und ihr Team auf den Lebensmitteln sitzen. Teilweise schickt Wollenschläger ihre Helferinnen und Helfer nach Hause, weil zu wenig zu tun ist, damit sie nicht umsonst in der regnerischen Kälte stehen.
Bei anderen ist das nicht möglich, etwa bei Annika Dittfurth. Das Mitglied von Kanu Schwaben Augsburg arbeitet beim Weltcup als Wettkampfrichterin und steht den ganzen Tag unverwüstlich im strömenden Regen an der Strecke. Nur ein kleines Dach schirmt sie ab vor den heftigen Schauern, während sie über Stunden hinweg die Slalomtore 15 bis 18 bewacht. Immer hoch konzentriert, schließlich muss sie über Funk melden, wenn ein Paddler oder eine Paddlerin an ihren Positionen einen Fehler macht – etwa eine Torstange berührt oder ein Tor ganz verfehlt. "Es ist zum Rumsitzen schon ziemlich kalt, aber das ist mir egal, weil ich es einfach sehr spannend finde, die Fahrten mitzuerleben. Es ist schön zu sehen, wie die Fahrer diese schwere Strecke bewältigen", sagt Dittfurth, die selbst Kanu fährt, und ihres Kampfrichterjobs trotz der misslichen Witterung nicht überdrüssig wird.
Überhaupt bleibt die Stimmung überraschend gut unter den vielen ehrenamtlich Engagierten, die ununterbrochen damit beschäftigt sind, den Weltcup-Ablauf bestmöglich zu gestalten und den über 300 Athletinnen und Athleten aus 40 Nationen zu Hilfe zu eilen.
Steigender Wasserpegel am Lech stört auf der Wettkampfstrecke am Eiskanal bisher nicht
Auf der Olympiastrecke selbst ist am Freitag der steigende Wasserpegel des Lech noch nicht zu spüren. Am Forggensee wird aufgrund der anhaltenden Regenfälle zwar die ablaufende Wassermenge erhöht, an der Schneise zum Eiskanal aber werden weiterhin nur die üblichen dreizehn Kubik in der Sekunde abgeleitet, die zur Betreibung des Eiskanals optimal sind, berichtet Bundestrainer Klaus Pohlen. Gefährdungen der Aktiven seien somit ausgeschlossen, betont er. "Es ist zwar unangenehmer, bei Regen als bei Sonnenschein zu paddeln, denn alles ist feucht. Man ist ständig nass. Aber den Wettkampf stört das Wetter wenig."
Die am Freitagmittag gemessenen 200 Kubik Wasser von oben seien am Eiskanal gut zu verkraften, bestätigt auch Wettkampfleiter Fabian Dörfler, "bis 500 Kubik schaffen wir es problemlos, den Wettkampf durchzuziehen, erst bei bei rund 1000 Kubik könnte sich das Wasser im Zieleinlauf vom Lech zurück stauen." Soviel wird es wohl nicht werden, weshalb alle Verantwortlichen davon ausgehen, dass die Weltcuprennen auf dem Augsburger Eiskanal auch das restliche Wochenende über wie geplant durchgeführt werden können. "Der Wettkampf ist machbar, aber für uns Veranstalter ist es sehr bitter", zieht Conny Wollenschläger schon am Freitag das ernüchternde Fazit.