Wer am Sonntagabend kurz vor Mitternacht noch immer nicht genug vom Sport des Wochenendes hat, der bekommt seit zehn Jahren im WDR-Fernsehen eine Show serviert, die anders ist. Ganz anders. „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ verzichtet auf Plattitüden, Taktikgeplänkel und Zeitlupen strittiger Szenen. Dafür haben Kuriositäten, skurrile Interviews, „Kacktore“ und Retro-Schnipsel ihren festen Platz. Moderator und Namensgeber Arnd Zeigler nahm sich kurz vor dem Geburtstag Zeit für ein ausführliches Interview.
Arnd Zeigler: Eigentlich sind wir uns für keinen Quatsch zu schade. Richtige Schäm-Momente gibt es nicht. Aber mir fiel jetzt auf, dass die Premierenausgabe doch sehr langsam und beschaulich war. Heute zeigen wir bis zu 28 Clips in den 30 Minuten, früher waren es fünf, sechs. Im Vergleich war das Studio aufgeräumter, und wir haben noch mehr telefoniert. Jetzt ist das Zimmer eine Art natürliches Umfeld. Im Sinne von „Dschungel“.
Zeigler: Nee, nach etwa fünf Jahren hat der Vermieter Eigenbedarf angemeldet. Es war ein Glücksfall, dass ich nur 200 Meter weiter ein Haus gefunden habe, wo ich jetzt wohne. In der unteren Etage ist das Studio untergebracht, da findet die Sendung statt. So ist es perfekt.
Zeigler: Das ergänzt sich doch sehr gut. Die Bindung ist auch für den Sender wichtig. Wir haben das jüngste Durchschnittspublikum im WDR, da ist ein ganz enger Draht entstanden, die Interaktion funktioniert. Davon, dass ich mich auf diesem Weg direkt mal äußern darf und unmittelbaren Kontakt zu den Machern einer Sendung haben kann, habe ich früher als Zuschauer immer geträumt.
Zeigler: Ich versuche, so viel wie möglich zu sehen. Wenn Werder sonntags spielt, ist es etwas problematisch. Ich komme ja wie jeder Fan völlig fertig aus dem Stadion. In der Regel starten wir mit der Vorbereitung gegen 17, 18 Uhr. Und nach der Sendung machen wir dann ein Bier auf, schauen uns noch mal alles an und gehen hinterher flippern in einer gemütlichen kleinen Absturzkneipe um die Ecke.
Zeigler: Ich war zumindest vorher nie TV-affin. Klar, als Kind war ich ein Fernseh-Junkie vor dem Bildschirm, aber es war nie der Plan. Für mich war das im Vergleich immer ein oberflächlicheres Medium, für das man geschminkt wird und so. Das hat mich total abgeschreckt. Auch weil ich so fasziniert vom Medium Radio war. Aber überlegt habe ich 2007 trotzdem nicht. WDR-Sportchef Steffen Simon kam nach Bremen, hat mir das Format vorgestellt. Das trug meinen Namen, und ich habe es quasi komplett in meinen Händen. Das war ein wirklicher Glücksfall, ein Geschenk. Auch wenn ich mir nie vorgestellt hätte, dass es so ein Dauerbrenner wird.
Zeigler: Die vielen Leute, die zu Gast waren und die ich kennengelernt habe. Ich bin auf eine ganz seltsame Weise ein kleiner Teil der Fußballszene geworden, werde im Weserstadion von Spielern und Trainern der Gegner angesprochen. Jürgen Klopp, Hans Meyer, Thomas Schaaf, der meine neue Wohnung und den Garten eingeweiht hat – das sind tolle Leute und der Kontakt zu ihnen war und ist immer sehr bereichernd.
Zeigler: Es ist ja ein Phänomen, dass von den vier festen Mitarbeitern zwei ebenfalls Bremen-Fans sind. Das Komische ist, dass der Vorwurf „zu viel Werder“ gar nicht stimmt. Wenn der Verein doch mal kurz auftaucht, kommen in den Sozialen Medien sofort 20 Wortmeldungen: „Da, schon wieder Werder!“ Wir sind ja beim WDR. Wir kümmern uns nicht nur um Regionalsport, aber unser Schwerpunkt liegt schon auf den Bundesligisten aus NRW.
Zeigler: Ich bemühe mich, alle Seiten zu verstehen. Das bringt die Sendung aber auch mit sich. Ich wollte zum Beispiel begreifen, warum der Verein vor der letzten Saison mit Trainer Viktor Skripnik verlängert hat – das konnte hier damals keiner nachvollziehen. Und ich habe dann auch begriffen, warum sie das so versucht haben. Oft steckt ja doch etwas mehr dahinter. Ich bin eine Art Frauen-Versteher, nur eben mit Fußball, ich versuche immer, das Gute zu sehen. Auch wenn das mit Blick in die Fanforen manchmal mühsam sein kann.
Zeigler: Ja, ich habe pausenlos F5 gedrückt und aktualisiert auf allen möglichen Seiten. An Tagen wie dem 31. August würde ich gern mal Mäuschen spielen. Bremens früherer Manager Thomas Eichin hat mir mal erzählt, dass er in diesen Stunden fast erschlagen wird von Angeboten, von permanenten Anrufen windiger Berater, die schnell noch jemanden unterbringen wollen. Aber mit dem neuen Stürmer Ishak Belfodil bin ich zufrieden. Er erinnert mich von der Anatomie her an den jungen Claudio Pizarro, ist ähnlich beweglich.
Zeigler: Nein, der Verein liefert zwar höchste Unterhaltungswerte, und es wäre auch einfach, sich ganz oft lustig zu machen. Aber alle Witze sind ja irgendwie schon gemacht, das ist ein bisschen wie eine Folklore-Nummer. Andererseits kenne ich ganz viele Fans, die mit dem Verein leiden und richtig gebeutelt sind.
Zeigler: Das weiß ich noch gar nicht genau. Ich weiß nur, dass Tom Theunissen, unser Fußballgott, sie produziert hat. Dadurch fühle ich mich geehrt. Es wird sicher sehr skurril.