Der Kader, mit dem die Würzburger Kickers derzeit in der Zweiten Fußball-Bundesliga unterwegs sind, hat nichts mehr mit dem der Aufstiegssaison zu tun. Am siebten Spieltag beim FC Heidenheim standen mit Niklas Hoffmann und Patrick Sontheimer gar nur zwei Akteure auf dem Rasen, die auch schon in der Saison 19/20 das Kickers-Trikot trugen. Zehn Spiele sind gespielt, die Kickers stehen am Tabellenende. Welche Rolle spielen die Neuen bisher?
Fabian Giefer (990 Minuten Einsatzzeit/3,6 Durchschnittsnote): Kam ohne Spielpraxis vom Erstligisten FC Augsburg. In Würzburg sofort Stammkraft, aber nicht die erhoffte Bank im Tor. Dass bislang noch nie die Null stand, ist kein Zufall. Auch der Keeper trägt daran seinen Anteil.
Hendrik Bonmann (ohne Einsatz): Wurde nach dem Abgang von Vincent Müller zur PSV Eindhoven nachverpflichtet. Zuvor vereinslos und ablösefrei. Letzte Saison bei Drittligist 1860 München Ersatz. Empfiehlt sich im Training durchaus, muss aber wohl auf seine Chance warten.
Ewerton (404/3,8): Der namhafteste aller Neuzugänge. Hinter seiner Fitness stehen Fragezeichen. Trainer Bernhard Trares will ihn im Training bewusst schonen. Lässt bisweilen seine alte Klasse aufblitzen. Zuletzt mit einer völlig unnötigen Roten Karte und nun für zwei Partien gesperrt.
Douglas (485/3,92): Was soll man von ihm nach drei Jahren ohne Profispiel erwarten? Sollte mit seiner Erfahrung das Team führen, konnte diese Ansprüche aber bislang nicht erfüllen. Mit unübersehbaren Geschwindigkeits-Defiziten. Der einstige Champions-League-Akteur hatte oft Probleme, in Liga zwei mitzuhalten.
Arne Feick (633/3,7): In den ersten Partien sehr auffallend. Bereits mit einem Tor und zwei Vorlagen. War ein Wunschspieler von Ex-Trainer Michael Schiele. Nach dessen Rauswurf rutschte er tatsächlich auch in ein kleines Formtief. Zuletzt bremste ihn eine Kapselverletzung im Knie aus. Könnte noch wichtig werden.
Lars Dietz (506/3,08): Eine der positiven Überraschungen dieser Saison. Kam erst kurz vor Transferschluss, wurde sogleich zur Stammkraft und überzeugte mit seiner Präsenz und Zweikampfstärke, meist im zentralen defensiven Mittelfeld. Erzielte gegen den HSV auch schon einen Treffer und dürfte, wenn er wieder fit ist, eine echte Verstärkung werden.
Tobias Kraulich (119/nicht benotet): Der Sprung aus der Regionalliga - Kraulich spielte vergangene Saison noch für die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg - in die Zweite Bundesliga ist sehr groß. Das wird bei Kraulich mehr als deutlich. Als Verstärkung geht der Neuzugang, den die Kickers nach ihrem Aufstieg am schnellsten verkündet hatten, bislang nicht durch.
Nzuzi Toko (481/3,58): Deutete sein Potenzial bislang nur an. Der Schweizer sucht noch nach seiner Rolle im Team. Wurde zunächst im defensiven Mittelfeld, dann auf der rechten Außenbahn eingesetzt. Unter Trares bislang wegen einer Muskelverletzung noch völlig außen vor. Seine Zeit könnte noch kommen.
Keanu Staude (106/4,25): Kam immerhin mit der Empfehlung von über 80 Zweitliga-Partien für seinen Heimatverein Arminia Bielefeld nach Würzburg. Bislang ist der Wechsel aus Ostwestfalen nach Unterfranken noch keine Erfolgsgeschichte. Konnte sich nach einer schwachen Vorbereitung keinen Startelfplatz sichern. Laboriert seit Wochen an einer Sprunggelenks-Verletzung und fliegt deswegen noch unter dem Radar.
Mitja Lotric (247/3,5): Auf dem Papier stimmen die Werte: Mit zwei Toren und einer Vorlage einer der torgefährlichsten Akteure bei den Kickers. Zuletzt mit einer guten ersten Halbzeit gegen Sandhausen. Nach Anlaufproblemen nun so etwas wie ein Hoffnungsträger auf ein besseres Offensivspiel bei den Rothosen. Wird seinen Status als "Spieler der Saison" in Slowenien in der Zweiten Bundesliga aber sicher nicht halten können.
Florian Flecker (551/3,33): Der österreichische Flügelflitzer zeigt bisweilen seine gute Schusstechnik, hat vor allem bei Standards aber noch Luft nach oben. So richtig torgefährlich wurde er auch noch nicht. Ist weit davon entfernt, Fabio Kaufmann auf dem rechten Flügel vergessen zu machen.
David Kopacz (859/3,94): Der vom VfB Stuttgart verpflichtete Offensivmann war an vier von elf Kickers-Toren beteiligt. Trotzdem konnte der in Iserlohn geborene einstige polnische U-21-Nationalspieler die Erwartungen noch nicht erfüllen. Kopacz glänzt immer nur kurz in den Spielen, um dann unterzutauchen. Scheint bisweilen noch etwas Probleme mit der Körperlichkeit in dieser Spielklasse zu haben.
Chris David (14/nicht benotet): Was sich die Kickers wohl von seiner Verpflichtung versprochen haben? Bislang ist der Niederländer, der als Vereinsloser noch nach Transferende verpflichtet worden war, noch nicht wirklich in Erscheinung getreten. Zwei Kurzeinsätze stehen für ihn zu Buche. In der Premiere League brauchte er dagegen keine lange Anlaufzeit. Bei seinem einzigen Erstliga-Einsatz für den FC Fulham erzielte er sein einziges Tor. Sein Trainer damals im Jahr 2015: Felix Magath.
Ridge Munsy (396/4,6): Kam als Goalgetter vom FC Thun. Trotz zweier Tore im Kickers-Dress scheint Munsy derzeit bei Trainer Trares nicht erste Wahl zu sein. Der Kickers-Coach setzt lieber auf den Arbeiter Baumann als auf den Schweizer, der sich bei seinen wenigen Chancen zwar durchaus kaltschnäuzig präsentierte, sich ansonsten aber nur selten durchsetzen konnte. Kämpft auch noch mit der robusten Spielweise in Liga zwei.
Vladimir Nikolov (62/5,5): Holte bei seinem Kurzeinsatz in Düsseldorf einen Elfmeter heraus. Es blieb die bislang einzig positive Szene Nikolovs, die in Erinnerung blieb - als Negativbeispiel dient sein hanebüchener Fehlpass bei einem Konter in den Schlussminuten gegen Holstein Kiel. Beim 1:0-Sieg von Bulgariens U-21-Team gegen Estland wurde er im Oktober in der Nachspielzeit eingewechselt. Ob er sich in Würzburg für weitere Einsätze im Auswahlteam anbietet? Derzeit sieht es nicht danach aus.
Allenfalls Dietz, Feick, Ewerton haben halbwegs konstant gute Leistungen abgeliefert.
Ich bleibe bei meiner Meinung. Hätte man die Leistungsträger aus dem 3. Liga Kader gehalten (Müller, Pfeiffer, Kaufmann) und sich drei Spieler mit Spielpraxis geholt, wäre erstens weniger Unruhe entstanden (und Schiele vielleicht noch Trainer), zweitens mit einem eingespielten Team die Punkteausbeute wahrscheinlich besser.
Stattdessen hat man den Kader ausschließlich mit Spielern "aufgebläht" die mindestens 12 Monate lang ohne Wettkampferfahrung waren. Wie soll so etwas gut gehen? Danke Felix Magath für diese katastrophale Transferpolitik. Kann mir keiner erzählen, dass er nicht die letzte Instanz bei diesen Entscheidungen war/ist. Das gleiche Debakel veranstaltet er in Wien.
the spirit of Felix - auf dass er uns erhasche !!