HC Elbflorenz – DJK Rimpar Wölfe
(Freitag, 24. November, 19.30 Uhr, BallsportArena Dresden)
Sie kamen quasi aus dem Nichts. Erst mal, um zu bleiben. Eigentlich aber, um wieder zu gehen. Die Zweite Liga soll für den freitäglichen Gegner der DJK Rimpar Wölfe (10./17:11) nur eine Durchgangsstation sein auf dem Weg nach ganz oben: In der Bundesliga würde der erst vor elf Jahren gegründete HC Elbflorenz (13./12:16) Dresden gerne als Handball-Spitzenstandort in der Republik etablieren und im Osten die Konkurrenz aus Berlin, Magdeburg und Leipzig aufmischen.
Das Projekt ist eines der spannendsten im deutschen Handball und erinnert in seinen Grundzügen an das von RB Leipzig im Fußball. Erfolg, entworfen am Reißbrett, ermöglicht durch Mäzene. Der Dietrich Mateschitz von Leipzig heißt in Dresden Uwe Saegling. Der frühere Weltklasse-Ruderer gründete in den 1990er Jahren ein Unternehmen für Medizintechnik und war eigentlich eingefleischter Fußballfan von Dynamo. Bis er 2008 das erste Heimspiel des HC Elbflorenz miterlebte, seinerzeit noch in der Oberliga. Sofort, so berichtete Saegling es später in Interviews, habe er sich mit dem Handball-Virus infiziert. Die „Dynamik des Sports“ habe ihn gepackt.
- Ab 19 Uhr verfolgen Sie die Partie im Liveticker
Dresden mit Millionenetat
Als Sponsor stieg der heute 51-Jährige noch im selben Jahr im Verein ein – und nach und nach zu dessen starkem Mann auf. Als der HCE 2010 wirtschaftlich am Ende war, wagte der Klub einen Neuanfang. Mit Saegling an der Spitze, als Präsident und Finanzier. Und mit dem Ziel, den damaligen Fünftligisten in den Profihandball zu führen. Nach zwei knapp verpassten Anläufen in der Dritten Liga verpflichteten die Dresdener 2016 Christian Pöhler vom Klassenkonkurrenten SV Anhalt-Bernburg als Trainer; mit ihm gelang den Sachsen als souveränem Meister in der Ost-Staffel umgehend der angestrebte Aufstieg ins Unterhaus.
Dort mischen sie seit dieser Saison im Mittelfeld mit. Mit einem Etat von 1,4 Millionen Euro – fast 600 000 Euro höher als jener der Rimparer. Und mit einem Kader mit namhaften Neuzugängen – darunter Profis wie Torhüter Mario Huhnstock vom Bundesligisten HC Erlangen und der tschechische Nationalspieler Roman Becvar vom SC DhFK Leipzig, der die Strippen auf der Spielmacherposition zieht. „Die Dresdener haben nicht nur eine gute Startsieben, sie sind auf fast allen Positionen doppelt gut besetzt“, weiß Wölfe-Trainer Matthias Obinger.
„Dadurch haben sie wenige Hänger in Spielen, sondern halten ihr Niveau in der Regel über 60 Minuten.“ Seine Ambitionen untermauerte der HCE nicht zuletzt mit einem 29:25-Heimsieg über Coburg und einem 24:24-Remis in Lübeck.
Doch nicht nur die Ambitionen des Aufsteigers sind beeindruckend, auch seine Spielstätte ist es: die topmoderne Ballsportarena, die Mäzen Saegling für 15 Millionen Euro gegenüber der berühmten „Tabakmoschee“ Yenidze bauen ließ, einer ehemaligen Zigarettenfabrik. LED-Lampen unter einem Plexiglasboden lassen die jeweils für die Sportart gültigen Spiellinien aufleuchten. In dem nagelneuen Sporttempel kassierten die Gastgeber, deren Fangemeinde stetig wächst, bei fünf Siegen und einem Unentschieden erst eine Niederlage; jüngst bezwangen sie vor der Rekordkulisse von 2581 Zuschauern das Team aus Eisenach (30:27).
In der Vorbereitung vorgeführt
Nicht nur deswegen sind die Wölfe gewarnt. Sie haben schon ihre eigenen Erfahrungen mit dem Emporkömmling aus Elbflorenz gemacht. „In der Vorbereitung hat uns Dresden streckenweise vorgeführt“, erinnert sich Obinger an die 30:36-Testspielpleite im Sommer in Helmbrechts. „Daher wissen wir, dass wir uns arg strecken werden müssen, um weiter ungeschlagen zu bleiben.“ Seit vier Spielen haben die Unterfranken nicht mehr verloren, das soll auch in Sachsen so bleiben. „Uns geht's nicht nur ums Erlebnis in der nächsten tollen Halle, sondern vor allem ums Ergebnis“, betont Obinger. Bisher lief es auswärts für sein Team besser als zu Hause: In fremden Hallen stehen vier Siege und ein Unentschieden einer Niederlage gegenüber.
Die Rimparer treten bis auf den nach wie vor wegen einer Mandelentzündung ausfallenden Benedikt Brielmeier mit dem kompletten Kader an.
Obinger, der wegen seines neuen Hauptjobs als Studiengangsleiter an der Deutschen Berufsakademie für Sport und Gesundheit in Baunatal am Freitag zunächst im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden weilt, reist mit den beiden Lehrern Stefan Schmitt und Max Brustmann allerdings der restlichen Mannschaft nach.