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TENNIS: 2. BUNDESLIGA, MÄNNER
Youssef Hossam: Zwischen Filzkugel und Laptop
Die sportlichen Herausforderungen können für Youssef Hossam (TC Weiß-Blau Würzburg) nicht groß genug sein.
Foto: Kirsten Mittelsteiner | Die sportlichen Herausforderungen können für Youssef Hossam (TC Weiß-Blau Würzburg) nicht groß genug sein.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:08 Uhr

TC Weiß-Blau Würzburg – TC Großhesselohe
(Freitag, 13 Uhr, Anlage an der Mergentheimer Straße)

„Tennis ist Kopfsache“, findet Youssef Hossam. Er ist neu im Zweitligateam des TC Weiß-Blau Würzburg und der erste Ägypter, der für den Klub auf Punktejagd geht. Was zunächst exotisch klingt, ist im Tenniszirkus ganz normal. Hossam ist Profi und in seiner Heimat fast ein Star. Als Dritter der Landeswertung gehört er zum ägyptischen Daviscup-Team, was seinen nationalen Bekanntheitsgrad erklärt. Charmant, gut aussehend und durchtrainiert steht der 20-Jährige heute da, weiß zu scherzen und liebt es, lockere Sprüche zu machen. „Ich bin leichtsinnig, spaßig und immer gut gelaunt“, charakterisiert er sich selbst. Das glaubt man dem 1,71 Meter großen Sportler mit Lebensmittelpunkt in Kairo gerne, vor allem dann, wenn er sein gewinnendes Lachen zeigt.

Noch vor wenigen Jahren war von all dem keine Spur. „Ich war einfach zu dick, wirklich fett“, erinnert sich Hossam an seine Kinder- und Jugendtage. Zwar begleitete er seinen vier Jahre älteren Bruder seit seinem sechsten Lebensjahr regelmäßig auf den Tennisplatz, war aber nicht wirklich fit. Mit 13 Jahren dann die Kehrtwende um 180 Grad. „Plötzlich war mir klar, dass es so nicht weitergehen kann“, erklärt Hossam. Gut, wenn da der Kopf mitspielt. Heute steht er auf Position 320 in der Welt und hat große Ziele. „Ich möchte das Leben eines Tennisprofis führen mit vielen Reisen um die Welt, sportlichem Erfolg und gutem Verdienst.“ Im Augenblick ist der Vater Geldgeber, der auch Triebfeder bei der Entscheidung für die Profilaufbahn war.

Der Kopf ist wichtig, aber auch die körperlichen Voraussetzungen müssen passen. Deshalb sind laut Plan täglich mehrere Stunden Tennis- und Fitnesstraining angesagt. Überhaupt spielen Pläne eine wichtige Rolle im Leben von Hossam. So legt er sich vor jedem Match eine spezielle Strategie zurecht. „Damit ich weiß, was ich zu tun habe“, erklärt der Rechtshänder. Er führt genauestens Buch über gelungene Schläge, mentale Tiefpunkte und vieles mehr. Ein durch und durch akribischer Arbeiter eben, der bei der Planung seiner Tenniskarriere nichts dem Zufall überlässt und von der Spielanlage her dem Schweizer Weltranglistenspieler Stan Wawrinka nacheifert. „Ich habe eine ähnlich starke Vorhand“, zieht Hossam den Vergleich.

Top 100 in drei Jahren

2017 führte ihn sein rund 25 Wettbewerbe pro Jahr umfassender Turnierkalender nach Portugal, Spanien, Italien, Belgien und einige andere europäische Länder. Mit Reisen nach Übersee oder „Down under“ lässt sich Hossam aus finanziellen Gründen Zeit. „Bin ich gut genug, starte ich bei den Australien oder US Open“, verrät er. Laut Plan dürfte das spätestens in drei Jahren der Fall sein. Dann will er die Top 100 erreicht haben. Noch in diesem Jahre will er zu den besten 200 Spielern der Welt gehören.

Neben dem Tennisschläger ist der Laptop wichtigstes Utensil, das ihn überall hin begleitet. „Ich bin ein Spieler“, erklärt er. Klar, in sportlicher Hinsicht auf dem Tennisplatz, aber abseits dessen gibt es noch den versteckten Zocker. Computerspiele haben es Hossam beinahe ebenso angetan wie die gelbe Filzkugel. Damit verdient er sogar Geld, wie beispielsweise bei afrikanischen Meisterschaften und sagt dazu „ich bin Halbprofi“. Spätestens jetzt wird deutlich, dass Hossam Herausforderungen liebt und sucht. Je kniffliger, desto besser. Deshalb kommt ihm der Tabellenführer TC Großhesselohe angeführt vom Bayreuther Tennisprofi Florian Mayer (ATP 82) als Gegner zum Heimspiel gerade recht. „Jeder ist schlagbar. Wir können auch dieses Match gewinnen“, versprüht Hossam Zuversicht. Tennis ist eben Kopfsache, wie eingangs schon erwähnt.

 
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