s.Oliver Würzburg – Gießen 46ers
(Montag, 19 Uhr, s.Oliver Arena)
Zu ungewohnter Zeit am Montagabend (Liveticker auf www.mainpost.de) bestreitet Basketball-Bundesligist s. Oliver Würzburg sein Heimspiel gegen die Gießen 46ers. Für die Gastgeber ist es die nächste Schlüsselpartie gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Play-off-Plätze. Mit den Mittelhessen wartet eines der Überraschungsteams der laufenden Runde auf die Baskets, die unter der Woche ein Testspiel gegen Aufsteiger Erfurt 78:66 (40:33) gewannen. Wir stellen den Gegner in unserer „Starting5“ anhand von fünf Fakten vor:
Der Klub
46 Jahre lang waren die Gießen 46ers ununterbrochen Mitglied in der Basketball-Bundesliga, ehe der fünffache Meister (1965, 1967, 1968, 1975, 1978) und dreifach Pokalsieger (1969, 1973, 1979) als letztes verbliebendes Bundesliga-Mitglied 2013 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste. Im Gegensatz zu anderen Traditionsstandorten wie Heidelberg oder Leverkusen glückte den Mittelhessen aber nach zweijähriger ProA-Zugehörigkeit die Rückkehr ins Oberhaus. Nach zwei neunten Plätzen 2016 und 2017 tummeln sich die Gießener abermals im Dunstkreis der Play-off-Plätze. Mit elf Siegen aus 22 Partien stehen sie als aktuell Tabellenelfter nur zwei Punkte hinter dem auf Rang acht liegenden Meister Bamberg (Stand 6. März 2018).
Der Trainer
Groß war das Wehklagen im Umfeld des Klubs nach Ende der vergangenen Saison, als Denis Wucherer nach vier Jahren seinen Abschied ankündigte. Der 44-jährige, 123-fache Nationalspieler übernahm den auch finanziell gebeutelten Klub nach dem Abstieg 2013, führte ihn 2015 zurück in die BBL und etablierte ihn dort im sichereren Mittelfeld. „Made Gießen great again“ huldigten ihm die Fans mit einem überdimensionalen Plakat in Anlehnung an das Wahlkampf-Motto von US-Präsident Donald Trump nach seinem letzten Heimspiel in der Sporthalle Ost. Doch Nachfolger Ingo Freyer, jahrelang in Hagen erfolgreich, setzte Wucherers erfolgreiche Arbeit trotz einiger Skepsis im Vorfeld nahtlos fort. Der 47-Jährige, ebenfalls ehemaliger Nationalspieler (39 Einsätze), ist ein Freund von schnellem Offensiv-Basketball und an der Lahn vertraglich noch bis 2019 gebunden.
Die Schlüsselspieler
Keiner habe ihn vor der Saison gewollt, viele hätten an ihm gezweifelt, niemand hätte etwas mit ihm zu tun haben wollen, berichtete John Bryant in einem Interview über die Suche nach einem Klub im Sommer vergangenen Jahres. Der 30-Jährige, wertvollster BBL-Spieler 2012 und 2013 im Ulmer Trikot und Meister 2014 mit dem FC Bayern, war nach erfolglosen Gastspielen in Valencia, wo er wegen Übergewichts gefeuert worden war, und Monaco auf dem Tiefpunkt angelangt – ehe die Gießener kurz vor Saisonstart zuschlugen. Der 2,11 Meter große und 127 Kilogramm schwere US-Center zahlt das in ihn gesetzte Vertrauen mit beeindruckenden Leistungen zurück: Durchschnittlich 16,8 Punkte, 10,8 Rebounds (Spitzenwert der Liga), 3,2 Korbvorlagen und 1,8 Blocks erzielt er pro Partie und ist mit einem Wert von 22,7 der effektivste Spieler der Liga. Klar, dass er damit Begehrlichkeiten weckt (siehe „Das Besondere“).
Die Bilanz
Sechs der neun bisherigen Bundesliga-Duelle konnte s. Oliver Würzburg für sich entscheiden, die Heimbilanz steht dabei bei drei Siegen und einer Niederlage. Das Hinspiel am 6. Januar diesen Jahres entschieden die Baskets nach intensiven 40 Spielminuten mit 86:80 (37:37) für sich. Kapitän Kresimir Loncar und Liga-Topscorer Robin Benzing mit jeweils 20 Punkten waren die Garanten für den Würzburger Erfolg.
Das Besondere
John Bryants überragende Auftritte in der laufenden Spielzeit sind natürlich auch der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Nach Informationen des „Gießener Anzeigers“ wäre diese sogar bereit gewesen, tief in die Kasse zu greifen, um den US-Amerikaner vor Ende der Transferperiode am 31. März bei den Mittelhessen loszueisen. „In der Tat gab es eine Anfrage seitens des Agenten von John Bryant, ob wir bereit wären, John noch während der laufenden Saison für eine Ablöse abzugeben. Natürlich haben wir uns kurzfristig darüber Gedanken gemacht, alles andere wäre fahrlässig gewesen", bestätigte 46ers-Geschäftsführer Heiko Schelberg dem Blatt. Von einem „hohen fünfstelligen Betrag“ als Transfersumme ist die Rede, die EWE Baskets Oldenburg sollen dem Vernehmen nach großes Interesse an einer Verpflichtung gezeigt haben. Doch der Klub widersagte den monetären Verlockungen anderer Vereine. „Wir wollen natürlich den maximalen sportlichen Erfolg. Entsprechend haben wir uns gegen einen Transfer entschlossen. Wir haben ein Gespräch mit John geführt, und er hat uns ganz klar gesagt, dass er in Gießen bleiben und die Saison zu Ende spielen will – gerade auch, wie er ja immer betont, weil er sich bei den 46ers sehr wohl fühlt“, so Schelberg.
Einen ausführlichen Vorbericht finden Sie in unserer Montagsausgabe.