Strömender Regen, dazu immer wieder heftiger Wind – wer konnte, blieb an diesem Freitagmorgen im südkoreanische Yeosu wohl lieber zu Hause. Für Lea Boy war das keine Option. Dem 19-jährige Freiwassertalent stand das Rennen über 25 Kilometer bevor.
Ein bisschen bange sei ihr zwar gewesen. Kurz vor dem Rennen, als die nahe Zukunft, nämlich fünf Stunden am Stück schwimmen, ihr endgültig klar wurde, da habe sie schon noch mal schlucken müssen. Aber dann stürzte sich die Würzburgerin zum zweiten Mal bei dieser WM in das aufgewühlte Hafenbecken – und damit in ihr allererstes Rennen über die Marathondistanz. Klar, das ihr Ziel vorher nur hieß: Durchhalten. Doch dann kam gar ein guter zwölfter Rang dabei heraus. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, entfuhr es ihr danach direkt.
Gold sicherte sich Ana Marcela Cunha aus Brasilien, Silber ging an die Magdeburgerin Finnia Wunram. Als Dritte schlug die Französin Lara Grangeon an. „Ich bin gerade einfach nur froh, dass es durch ist“, sagte Wunram. „Dass da Silber bei rausgesprungen ist, ist natürlich noch umso schöner.“
Es war die fünfte Medaille für das Freiwasserteam von Würzburgs Bundestrainer Stefan Lurz, das bei der WM 2017 noch leer ausgegangen war. Zuvor hatten Florian Wellbrock über zehn Kilometer und die Staffel mit den Würzburgern Boy und Sören Meißner Gold geholt, Leonie Beck und Rob Muffels hatten sich über Bronze freuen dürfen. Das Team löste durch Wunram und Beck, Muffels und Wellbrock zudem die höchstmögliche Anzahl Tickets für die Olympischen Spiele in Tokio. „Diese ganze Woche war der Hammer. Es hat einfach Riesenspaß gemacht“, sagte Lurz.
25 Runden a 1,66 Kilometer galt es für Boy zu bestehen. Tatsächlich war ihr am Anfang auch „ein bisschen langweilig“, da habe sie sich dann auch schon mal dabei erwischt, wie sie im Kopf ein Lied singt. „Dann waren es irgendwann nur noch sechs Runden, dann nur noch vier, dann nur noch zwei – eigentlich ging es relativ schnell vorbei.“ Da sie tags zuvor zudem Gold mit der Staffel gewonnen hatte, fiel ihre WM-Bilanz dementsprechend euphorisch aus: „Es war meine ersten WM, Weltmeistertitel und 25 Kilometer durchgeschwommen – besser hätte es nicht laufen können.“
Trainer Lurz „ganz, ganz stolz“
Auch Lurz war „ganz, ganz stolz“ auf seinen neuen Schützling. „Sie war die Jüngste im Feld, wie sie sich da durchgekämpft hat, das war schon richtig gut.“ Ohnehin hält er die seit vergangenem Sommer in Würzburg trainierende Boy für „die Freiwasserschwimmerin der Zukunft“.
Zufrieden war Lurz auch mit der Leistung des Würzburgers Sören Meißner, der ebenfalls über die Marathondistanz am Start war und das Rennen beim Sieg des Franzosen Axel Reymond als Neunter beendete. Silber ging an Kirill Beljaew aus Russland, Bronze holte der Italiener Alessio Occhipinti. Der zweite deutsche Teilnehmer Andreas Waschburger schlug als Achter an.
Der 29-jährige Meißner verschaffte sich damit trotz Wind, Wellen und durch den starken Regen sehr eingeschränkter Sicht einen versöhnlichen Abschluss einer WM, die für ihn mit einem enttäuschenden Rang 23 über fünf Kilometer begonnen hatte. „Gerade die vorletzte Runde war extrem schwer, ich habe es zwar immer noch irgendwie geschafft, die Gruppe zu halten, aber dann war ich doch ziemlich kaputt und musste mich auf der letzten Runde so ziemlich alleine durchkämpfen“, sagte Meißner. „Das war ein ganz anderes Rennen, als ich es kannte, das war eine absolute Herausforderung. Ich bin echt zufrieden damit.“