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FUSSBALL
Würzburger Kickers: Zwei Kollers nehmen Abschied
Zwei, die lange Jahre exemplarisch für die Jugendarbeit der Würzburger Kickers standen: Ali (links) und Hans Koller.
Foto: Frank Kranewitter | Zwei, die lange Jahre exemplarisch für die Jugendarbeit der Würzburger Kickers standen: Ali (links) und Hans Koller.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 02.04.2019 11:17 Uhr

In der kommenden Woche beginnt für Ali Koller ein neues Abenteuer. Dann fliegt der 20-Jährige von Frankfurt nach Atlanta. In den USA will er in Zukunft Fußballspielen und Studieren. Erst einmal ein Jahr. „Mal schauen“, sagt der Würzburger auf die Frage, ob der Amerika-Aufenthalt auch länger dauern könnte: „Ich weiß noch nicht, wie es sein wird, so weit weg von der Familie und den Freunden.“ Für die Mannschaft des Young Harris College kickt der Abwehrspieler also in Zukunft. „Eine Herausforderung“, auf die er sich freut. Aber auch ein großer Schritt, der ihm nicht leicht gefallen ist. „Im Herzen werde ich immer bei den Kickers bleiben“, sagt er.

Koller war das Vorzeigetalent aus einer längst vergangenen Kickers-Zeit. Als er als Achtjähriger an den Dallenberg kam, war der Klub noch ein anderer. Die Jugendteams dümpelten in unteren Ligen herum. Trotzdem nahm er von hier aus einen Anlauf in Richtung Profi-Fußball, spielte zwischendurch auch für den Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth und des FC Ingolstadt, ehe er zu seinem Heimatklub zurückkehrte, mit der Hoffnung den Sprung zu schaffen. Oft hat er mit der ersten Mannschaft trainiert. Im vergangenen Winter sollte er mit dem Team ins Trainingslager nach Spanien reisen. Im letzten Training vor dem Abflug dann aber der Schock: Koller verletzte sich schwer. Syndesmosebandriss und Knöchelbruch – ein entscheidender Rückschlag. Im Sommer musste er die Kickers verlassen. In das U-23-Team rückten andere Spieler nach. Fürs erweiterte Profiteam kam er nach der langen Verletzung aus Sicht der Verantwortlichen nicht in Frage. Enttäuschend für das Eigengewächs. Aber Nachkarten will er nun nicht mehr: „Ich habe den Kickers viel zu verdanken. Ich hatte hier viele Trainer, die mich gefördert haben“, sagt Ali Koller und meint damit auch den aktuellen Chefcoach Michael Schiele und – nicht zuletzt – Bernd Hollerbach, der ihn einst mit 17 Jahren regelmäßig mit dem Profiteam trainieren ließ und 2016 auch zum Trainingslager nach La Manga mitnahm.

Sein größter Förderer kam freilich aus der eigenen Familie. Hans Koller, Alis Vater, hat die Nachwuchsarbeit bei den Kickers in den letzten zwölf Jahren mitgeprägt. An acht Aufstiegen sei er in dieser Zeit als Trainer beteiligt gewesen, berichtet er stolz. Dass Koller senior nun auch erst einmal kein Amt in der Kickers-Jugend ausübt, steht freilich nicht im direkten Zusammenhang mit dem Abschied seines Sohns. „Wenn ich gebraucht werde, würde ich auch wieder etwas für die Kickers machen“, sagt der 50-Jährige. Vor 18 Jahren kam er aus dem Irak nach Deutschland, zwölf Jahre gehören die Kickers nun zu seinem Leben.

Ohne seinen Sohn Ali wäre er nicht an den Dallenberg gekommen, das ist klar. „Aber ich habe gesehen, was hier los war und habe einfach einmal gefragt, ob ich die Mannschaft trainieren kann.“ Er durfte – und legte tatsächlich eine beeindruckende Erfolgsserie hin. Die auch nicht endete, als Ali 2010 nach Fürth wechselte. Sein Vater machte als Trainer damals ganz einfach weiter.

„Ganz dunkel“, sei die Situation der Kickers-Jugend anfangs gewesen. Eine Fußballmannschaft hatte Koller nie trainiert. Im Iran hatte er einst in der zweiten Liga Basketball gespielt. „Aber ich habe viel Fußball geguckt und mir einiges von anderen Trainern abgeschaut.“ Koller machte den Trainerschein und wurde eine Konstante in der Jugendarbeit der Rothosen. Aus den untersten Ligen hinauf führte der Weg seiner Mannschaften. „Er hat die Grundlage gelegt, dass die Kickers nun auf einem ganz anderen Niveau Jugendarbeit leisten können“, sagt sein Sohn. Als „fußballverrückt“ bezeichnet sich Hans Koller selbst. Seine Schützlinge habe er deshalb auch immer gefordert. „Manchmal gab es drei Hallenturniere an einem Wochenende. Aber die Spieler und Eltern haben das mitgemacht, weil es Erfolge gab“, so Koller.

Der Werdegang seines Sohnes war für ihn Ansporn und Bestätigung zugleich. Er werde dem Klub immer verbunden bleiben. „Der Verein hat eine klasse Entwicklung genommen. Ich wünsche den Kickers aber, dass sie die älteren Mitglieder, die schon in schweren Zeiten beim Verein waren, bei der Stange halten. Auf die können sie sich verlassen.“

 
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