Rollt in dieser Saison bei Fußball-Drittligist Würzburger Kickers tatsächlich noch einmal der Ball? Derzeit erscheint das eher wahrscheinlich als ein Saisonabbruch. Seit Mittwoch ist auch der FC Ingolstadt wieder ins Training auf dem Feld eingestiegen - unter strengen Hygiene-Bedingungen und in kleinen Gruppen. Die Würzburger sind unter allen neun bayerischen Profiklubs in erster, zweiter Bundesliga und Dritter Liga der einzige, der noch nicht auf dem Rasen trainiert. Auch die bayerische Staatsregierung war offenbar in den Gesprächen um eine Trainingsöffnung für Profiklubs involviert. So berichtete zumindest Günther Gorenzel, Geschäftsführer vom Kickers-Konkurrenten TSV 1860 München, bei einer Telefon-Medienrunde, vom Austausch mit dem Staatsministerium.
Die Verantwortlichen der Profivereine scheinen mehrheitlich entschlossen zu sein, diese Spielzeit irgendwie noch zu Ende zu bringen. Für die in der Deutschen Fußballliga (DFL) organisierten Vereine der beiden Bundesligen sind Geisterspiele ohnehin ein längst geplantes Szenario. Ab Mitte Mai könnte es damit los gehen, wenn denn die Behörden ihr Okay geben.
In der Dritten Liga, in der die Summe, die jeder Klub für die TV-Übertragungen erhält, sehr viel niedriger ist als in den beiden Top-Ligen, sieht es da schon ein bisschen anders aus. Hier sind Spiele ohne Zuschauer ein Zankapfel zwischen den Klubs. Der Hallesche FC, Carl Zeiss Jena und der FSV Zwickau hatten solche Partien noch in der vergangenen Woche kategorisch ausgeschlossen und einen Saisonabbruch gefordert. Der hätte dann wohl auch zur Folge, dass es keine Absteiger gäbe. Und die drei genannten Vereine sind, Stand jetzt, akut abstiegsgefährdet.
300 000 Euro aus Zentralvermarktung
Andere Vereine mögen, wohl auch aus sportlichen Überlegungen, weniger Probleme mit einer Fortführung der Spielzeit ohne Zuschauer haben. Und tatsächlich scheinen die ausstehenden Einnahmen aus der Zentralvermarktung, das sind neben TV-Geldern vom Telekom-Sender "Magenta TV" auch Erlöse von Liga-Sponsoren, gar nicht so gering zu sein. "Bei einem Abbruch wäre der Schaden um 100 Prozent größer als bei Geisterspielen", rechnete 1860-Chef Gorenzel für seinen Klub vor. Schätzungsweise 300 000 Euro dürften pro Klub durch die Zentralvermarktung bis Saisonende noch in die Kassen fließen, wenn zu Ende gespielt wird. Doch Gorenzel rechnet auch bei so genannten Geisterspielen noch mit weiteren Einnahmemöglichkeiten. So könnte, hofft er, die Telekom als Rechte-Inhaber den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern aufgrund der besonderen Situation mehr Übertragungen ermöglichen als bisher vereinbart sind. Wenn Spiele im Fernsehen von mehr Zuschauern gesehen werden, ergeben sich auch weitere Werbemöglichkeiten im Stadion.
Überlegungen wie diese dürften auf jeden Fall eine Rolle gespielt haben, als sich die Manager der 20 Klubs am Donnerstag bei einer Videokonferenz unter Federführung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) darauf einigten, die Saison nicht abzuschreiben. Es bleibe der Wunsch, die Saison zu Ende zu spielen. Entscheidend sei dabei freilich die Erlaubnis der Behörden. "Als Grundsatz gilt für den DFB und seine Klubs, dass eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht zu Lasten der Allgemeinheit und des Gesundheitsschutzes gehen darf", heißt es in einer Mitteilung des Verbandes
Keine Option sind Geisterspiele indes für den Amateurbereich, also ab der Regionalliga abwärts. Das stellte der Bayerische Fußballverband (BFV) am Donnerstag klar. „Der Amateurfußball und seine Vereine leben auf ganz unterschiedliche Art und Weise von Zuschauern. Das ist auch jetzt nochmals deutlich geworden und bestärkt uns in unserem Vorgehen, Profis und Amateure in dieser Hinsicht gänzlich differenziert zu betrachten“, wird BFV-Präsident Rainer Koch in einer Mitteilung des Verbandes zitiert.
Warum also eine Ausnahme beim nicht system relevanten Fussball?