Die Trainingseinheiten im Renchtal sind lang und anstrengend. Immer wieder unterbricht Trainer Michael Schiele, korrigiert und erklärt. Viel Schatten gibt es nicht auf dem Gelände des südbadischen Verbandsliga-Absteiger TuS Oppenau, einem von zwei Trainingsplätzen unter denen die Drittliga-Kicker der Würzburger Kickers in diesen Tagen im Schwarzwald wählen können. Luca Pfeiffer ist trotz der Plackerei noch ein bisschen länger geblieben, um Fragen zu beantworten. Unter den zwölf bisherigen Neuzugängen ist es der 22-Jährige, der heraussticht.
Stürmer mit Lokalkolorit
Und das nicht nur wegen seiner stattlichen Statur. 1,96 Meter ist er groß. Für Pfeiffer ist der Wechsel nach Würzburg beinahe eine Heimkehr. Er ist in Bad Mergentheim geboren, wuchs im Örtchen Gommersdorf im Hohenlohe-Kreis auf. Das ist zwar schon wieder ein Stückchen entfernt von Würzburg und dem Dallenberg, im Profifußball aber nah genug, um von Lokalkolorit zu sprechen. "Nach Osnabrück waren es 400 Kilometer. Jetzt werden sicher immer die Familie oder einige Freunde im Stadion sein. Darauf freue ich mich", sagt Pfeiffer.
Er kommt als Aufsteiger. Mit dem VfL Osnabrück wurde der lange Angreifer, der freilich sagt "ich möchte Fußball spielen und nicht nur für hohe Bälle da sein", Drittliga-Meister. "Ein Erlebnis, an das ich mich ewig erinnern werde. Vor allem an das Aufstiegswochenende, an dem die ganze Stadt voll mit Menschen war", sagt Pfeiffer. Stammspieler war er im Aufstiegsteam nicht. Als Joker kam er oft von der Bank, erzielte zwei Tore und konnte bei seinen Kurzeinsätzen offensichtlich auf sich aufmerksam machen - auch die Kickers-Verantwortlichen. In Würzburg dürfte seine Rolle eine andere werden: "Ich bin natürlich gekommen, um so viele Spiele wie möglich zu machen." Pfeiffer ist durchaus ein Akteur, dem zuzutrauen ist, die Lücke, die nach dem Fortgang von Orhan Ademi im Kickers-Angriff entstanden ist, zu schließen.
Ungewöhnlicher Karriereweg
Dabei verlief die Karriere des Angreifers eher ungewöhnlich. "Ich habe nie auf die Schiene Profifußball gesetzt", sagt er rückblickend. Beim FSV Hollenbach kickte er in der baden-württembergischen Oberliga, als vor drei Jahren der damalige Regionalligist Stuttgarter Kickers auf der Matte stand. Pfeiffer ergriff die Chance und startete tatsächlich durch. Im vergangenen Sommer holte ihn der damalige Zweitligist SC Paderborn, verlieh den Sturm-Hünen aber gleich nach Osnabrück weiter. Nachdem es sowohl mit dem VfL als auch mit Paderborn eine Klasse hochging, folgte nun der Wechsel nach Würzburg. Unter den zwölf neuen Würzburgern ist er einer von Dreien, die bereits in der letzten Saison in der Dritten Liga kickten.
- Was gibt's Neues bei den Rothosen? Hier geht's zu unserem Live-Blog!
"Ich bin froh darüber, wie es gelaufen ist", sagt Pfeiffer: "Ich hatte in der Jugend in Hollenbach sicherlich nicht das intensive Training wie andere Spieler in Nachwuchsleistungszentren. Man bekommt auch nicht die gleiche Taktikschule." Am Ende sei es aber vielleicht gar kein Nachteil gewesen, sich nicht von Beginn an nur auf den Fußball zu fokussieren. "Ich hätte wohl mit einem Studium angefangen. Wahrscheinlich irgendetwas mit BWL", sagt Pfeiffer heute zu seinen ursprünglichen Plänen.
Jetzt ist er stattdessen also im Rothosen-Team gelandet. Der Einstand im Kickers-Trikot war vielversprechend. Beim 4:1-Sieg gegen den SSV Ulm gelang ihm gleich ein Doppelpack. Ob's so weitergeht? "Es macht wenig Sinn, sich eine konkrete Zahl an Toren vorzunehmen. Da macht man sich selbst zu viel Druck." Eine gute Saison wolle er nun mit den Kickers haben. "Die Qualität ist eher gut", ist er beim Blick auf das neue Team überzeugt.
Und wie schnell eine erfolgreiche Saison eine eigene Dynamik bekommt, das hat Pfeiffer im letzten Jahr in Osnabrück erlebt. "Wir sind in einen Lauf gekommen und am Ende souverän aufgestiegen", erinnert er sich. Einen, der weiß, wie das funktioniert, im Kader zu haben, das kann gewiss nicht schaden.