Rot oder Blau – eine Frage, die Fußball-Würzburg seit jeher spaltet. An diesem Dienstag (18.15 Uhr, Sepp-Endres-Sportanlage) treffen der 1981 als Nachfolger des zu Grunde gegangenen FV 04 gegründete Würzburger FV und der 1907 ins Leben gerufene FC Würzburger Kickers zum 34. Mal aufeinander. Geschichten wurden in den 33 bisherigen Partien viele geschrieben. Wir haben im Archiv gekramt.
29. August 1990: Es ist das erste Pflichtspiel zwischen den beiden Rivalen. Nach der WFV-Neugründung hatte es bis dahin lediglich zwei „Freundschaftsspiele“ gegeben. Jetzt führt der Pokal-Wettbewerb beide zusammen. Die Kickers müssen als Bayernliga-Aufsteiger beim Bezirksoberligisten WFV ran, und das Spiel endet kurios, nämlich mit einem Spielabbruch wegen Dunkelheits. Der Referee beendet die Partie nach 90 Minuten beim Stand von 2:2. Die Verlängerung wird nicht mehr angepfiffen. Das Wiederholungsspiel gewinnt der Außenseiter aus der Zellerau im November schließlich mit 3:2. Übrigens: Einen Tag später wird der Wechsel von Kickers-Spieler Bernd Hollerbach zum Erstligisten FC St. Pauli bekannt.
24. August 1991: Zehn Jahre nach der Pleite des FV 04 hat der WFV die Kickers wieder eingeholt. Beide Rivalen treffen sich in der Landesliga auf Augenhöhe. Doch die Rothosen weisen die Zellerauer sogleich in die Schranken. Mit 3:1 siegen die Kickers vor 3510 Zuschauern am Dallenberg und feiern hernach stürmisch. FWK-Trainer Paul Hupp macht sein Versprechen wahr und nimmt in der Nacht nach der Partie ein Bad im Vierröhrenbrunnen.
1. März 1997: Es ist das Topspiel in der Landesliga Nord. Der Würzburger FV empfängt als Dritter den Tabellenführer Kickers an der Mainaustraße. 2700 Zuschauer sorgen für volle Ränge. Auf dem Platz wogt die Partie hin und her. Ein äußerst umstrittener Elfmeter sorgt am Ende für den 3:2-Erfolg der Zellerauer. Alleine: Er sollte dem WFV nichts nutzen am Ende der Saison steigen die Kickers als Meister auf.
20. August 2003: Der WFV scheint den Kickers enteilt zu sein. Der klamme FWK ist in den Jahren zuvor abgestürzt. Als Bezirksligist empfängt er im Kreispokal-Achtelfinale den drei Klassen höher in der Bayernliga angesiedelten Stadtrivalen. Die Zellerauer gewinnen vor 550 Zuschauern am Dallenberg mit 6:2.
13. August 2008: Die Kickers haben sich zurückgekämpft. Erstmals treffen beide Klubs in der Bayernliga aufeinander. Die Partie lockt 3023 Zuschauer an die Mainaustraße. Die größte Kulisse, die es in der Sepp-Endres-Sportanlage bislang gab. Vor der Partie sorgt eine geschmacklose Fotomontage im Internet für Aufregung. Abgeschlagene Köpfe von WFV-Trainer Michael Hochrein und -Spieler Bastian Götzfried sind dort zu sehen. Der Kickers-Torhüter, der die Montage weiterverbreitet hatte, wird noch am selben Tag für das Derby gesperrt. Was die Rothosen aber nicht stoppen kann. Sie gewinnen 2:1 und sind nach dem Spiel sofort verschwunden. Die Kickers, die sich auch vor der Partie im heimischen Stadion umgezogen hatten, verlassen die Spielstätte nach dem Spiel ganz schnell. Geduscht wird am heimischen Dallenberg. Auch im Rückspiel vor der Derby-Rekordkulisse von 4200 Besuchern behält der FWK die Oberhand. 5:2 gewinnen die Kickers, die im Winter mit Miroslaw Spizak einen Ex-Bundesliga-Akteur verpflichtet haben, am 7. März 2009.
3. Oktober 2012: Ein Derby unter neuen Voraussetzungen. Erstmals seit 1998 spielen die Kickers wieder eine Spielklasse über dem WFV. Vor der Toto-Pokal-Achtelfinalpartie haben ein paar Scherzbolde die Tür der Gästekabine entfernt. Auch auf dem Spielfeld geht es rund. 2:2 steht es am Ende von turbulenten 90 Minuten. Im Elfmeterschießen wird WFV-Keeper Jan-Peter Grunz zum Helden, hält drei Elfmeter und sichert dem Bayernligisten den Erfolg gegen den Regionalligisten.