Klar, so eine Klatsche mit 24 Punkten Differenz tut weh, richtig weh. Besonders dann, wenn man gar nicht mehr so genau weiß, wie sich eine Niederlage überhaupt anfühlt. Die Köpfe gesenkt und mit hängenden Schultern hatte der Tross der s.Oliver Baskets (6. Platz/8:2 Punkte) am Sonntagabend nach dem 79:103 im Spitzenspiel bei den Telekom Baskets Bonn flugs das Parkett des schmucken „Telekom Domes“ verlassen. Dem „goldenen Oktober“ mit vier Siegen zum Saisonauftakt folgte für Würzburgs Erstliga-Korbjäger an Allerheiligen ein trister Start in den November. „Niederlagen gehören zum Sport dazu und man muss lernen, auch mit Misserfolgen umzugehen. Aber das war so ein Spiel, nach dem keiner zufrieden war, weder Trainer noch Spieler“, blickt Baskets-Cheftrainer Doug Spradley auf die erste Saisonpleite zurück.
Doch so schmerzhaft diese auch gewesen sein mag: Sollten die Baskets die richtigen Lehren aus ihr ziehen, könnte es rückblickend vielleicht sogar ein Dämpfer zur rechten Zeit gewesen sein. Denn in Bonn zu verlieren ist für sich genommen wahrlich kein Beinbruch. 14 seiner 17 Heimspiele hatte der Dauer-Play-off-Teilnehmer der letzten Jahre vergangene Saison gewonnen und die reguläre Runde auf Rang vier beendet. Der Erfolg gegen die Würzburger war der fünfte in der Liga in Serie. Mit anderen Worten: Die Bonner sind (noch) kein Team auf Augenhöhe für die Domstädter. Und so dürfte Baskets-Cheftrainer Doug Spradley, auch wenn er das vermutlich so nicht sagen würde, der Lehrstunde klammheimlich sogar etwas Positives abgewonnen haben. Die Rheinländer zeigten dem Aufsteiger ziemlich schonungslos die Grenzen und Schwächen auf, die die anfänglichen Erfolge vielleicht etwas kaschiert hatten. Beim 49-jährigen Deutsch-Amerikaner klingt das so: „Ich weiß nicht, ob uns eine Niederlage für die Zukunft hilft. Aber ich will, dass wir kämpfen und 100 Prozent geben, dass wir trotz einer Niederlage aus der Halle gehen und sagen können, wir haben alles gegeben. Das habe ich in Bonn nicht bei allen gesehen. Daher erwarte ich am Samstag eine Reaktion der Mannschaft.“
Es wäre der richtige Zeitpunkt für eine Erwiderung seiner Schützlinge, denn die kommenden Begegnungen werden zeigen, wohin die Reise der Würzburger diese Saison gehen wird. Überraschungs-Coups wie zu Saisonbeginn bei höher gehandelten Klubs wie in Ulm oder Frankfurt werden gerne mitgenommen, die Brot-und-Butter-Spiele für die Würzburger sind aber die gegen jene Klubs, die von der Papierform her dieselbe Kragenweite haben: Binnen 28 Tagen warten Bayreuth (11./4:8), Bremerhaven (16./2:10), Tübingen (13./4:8), Braunschweig (9./4:8) und Göttingen (17./2:10) auf die s.Oliver Baskets. „Keine Frage, diese Partien werden sehr, sehr wichtig für uns. Das sind fünf direkte Kontrahenten, gegen die wir einen großen Schritt machen können, um unser Ziel, möglichst frühzeitig den Klassenerhalt zu sichern, zu erreichen. Aber das werden zugleich ganz schwere Aufgaben für uns, denn diese Begegnungen haben auch für unsere Gegner den gleichen Stellenwert“, sagt Spradley.
Ibekwe als Coleman-Ersatz?
Den Auftakt der wegweisenden Wochen macht an diesem Samstag (18.30 Uhr, s.Oliver Arena) das Franken-Derby gegen Bayreuth. Die Oberfranken waren vor knapp sechs Wochen schon einmal zu Gast in Würzburg und gewannen das Finale um den „Bosch-Rexroth-Cup“ mit 70:67 gegen die Baskets. „Vorbereitung ist Vorbereitung, das hat wenig Aussagekraft. Das gilt auch für den aktuellen Tabellenstand. Bayreuth hatte ein schweres Auftaktprogramm mit Spielen in Berlin und München. Wir dürfen uns nicht blenden lassen von der bisherigen Bilanz. Ich erwarte ein extrem enges Spiel“, so Spradley.
Unterdessen dauert die Suche nach einem Ersatz für den wohl bis Saisonende ausfallenden US-Center William Coleman (Hand-OP) an. „Wir sind dran, vielleicht kann es ganz schnell gehen. Es gibt den ein oder anderen Kandidaten“, lässt Spradley offen, ob bereits gegen Bayreuth ein Coleman-Nachfolger präsentiert wird. Nach Informationen dieser Zeitung steht Ekene Ibekwe von Liga-Konkurrent Gießen 46ers auf der Baskets-Liste. Der Nigerianer hat allerdings einen noch bis 30. November befristeten Vertrag bei den Mittelhessen und laut 46ers-Geschäftsführer Heiko Schellenberg in der Gießener Allgemeine „drei hochdotierte Angebote“ vorliegen.
„Namen will ich nicht kommentieren“, gibt sich Spradley bedeckt.
Infos zu den s.Oliver Baskets
Das Franken-Derby gegen Bayreuth ist mit 3140 Zuschauern restlos ausverkauft. Es wird keine Abendkasse mehr geben. Die s.Oliver Arena öffnet um 17 Uhr.
Von der Partie gegen die Oberfranken berichten wir wieder ausführlich in unserem Live-Ticker, zu finden unter www.mainpost.de/baskets.
Am Tag nach jedem Spiel der s.Oliver Baskets gibt es auf der Internet-Plattform dieser Zeitung in Zusammenarbeit mit www.telekombasketball.de Bewegtbilder mit den Höhepunkten der jeweiligen Partie zu sehen: www.mainpost.de/baskets.
Bereits am Samstag, 14. November, steht das nächste Heimspiel für die s.Oliver Baskets an. Zu Gast sind um 20.30 Uhr in der s.Oliver Arena die Eisbären Bremerhaven. Gut 230 Tickets gibt es noch für die Partie im Vorverkauf auf der Klub-Homepage (www.soliver-baskets.de/tickets) sowie in der Main-Post-Geschäftsstelle in der Plattnerstraße.