Handball, 2. Bundesliga Männer
HBW Balingen-Weilstetten – Wölfe Würzburg 29:22 (13:9)
Die Wölfe haben zuletzt am 2. April das letzte Mal in einer fremden Halle gewonnen. Nur war das nicht an diesem Sonntag, sondern exakt ein Jahr zuvor. Am 2. April 2022 entführten sie beide Punkte bei den Eulen aus Ludwigshafen. In Balingen gab es für die Mainfranken hingegen bei der 22:29-Niederlage einmal mehr nichts zu holen.
Das war freilich nicht anders zu erwarten gewesen, auch weil kurzfristig Steffen Kaufmann (Knöchel) und Patrick Schmidt (muskuläre Probleme) ausgefallen waren. Somit fehlte den Gästen zusammen mit Julius Rose die etatmäßige Rückraumachse. Dafür kehrte Abwehrchef und Kreisläufer Oliver Seidler aufs Feld zurück. Die Wölfe waren vor 2119 Zuschauenden hellwach und versuchten es zunächst wieder mit einer offensiven 3:2:1-Deckung. Linksaußen Linus Dürr gelang mit seinem zweiten Treffer der 2:2-Ausgleich.
Kreisspiel und Rückzug funktionieren bei den Würzburgern sehr gut
Danach setzten sich die von Jens Bürkle trainierten Schwaben aber zum ersten Mal mit drei Treffern ab. Immer wieder mussten die Wölfe vorne gegen die massive 6:0-Deckung der Balinger schwierige Würfe nehmen, die dann leichte Beute für den dänischen HBW-Torwart Simon Sejr waren. Doch das Kreisspiel und der Rückzug funktionierten sehr gut, sodass der Spitzenreiter erst am Ende der ersten Halbzeit entscheidend wegziehen konnte.
Bei den Wölfen taute mit zunehmender Spielzeit Lukas Böhm im rechten Rückraum immer weiter auf. Der am Saisonende scheidende Linkshänder machte den Ausfall von Kaufmann wett, erzielte selbst fünf Treffer und bediente auch immer wieder mal den Kreis. Auf der Spielmacherposition wechselten sich Luis Franke und Dominik Schömig ab. Auf Halblinks probierte sich meist Benedikt Brielmeier, der einst für Balingen gespielt hatte. "Es war ein schönes Erlebnis, an alter Wirkungsstätte vor dieser großen Kulisse zu spielen. Natürlich hätten wir gerne etwas mitgenommen. Das wäre vielleicht auch drin gewesen, doch letztlich lassen wir wieder zu viele Bälle liegen. Insgesamt haben wir uns gut geschlagen", sagte Brielmeier danach im Interview.
Der zur 22. Minute ins Spiel gekommene Schlussmann Andreas Wieser hatte mit zehn Paraden den notwendigen Rückhalt gegeben. Dennoch blieb der Klassenprimus von nahezu allen Positionen aus torgefährlich. Zu Beginn der Schlussphase verkürzte Franke von der Siebenmeterlinie noch einmal auf 20:24. Die Wölfe glänzten nicht nur durch ihren Kampfgeist, sondern auch durch faire Gesten.
Am Ende lassen bei den Wölfen die Kräfte nach, Balingen zieht davon
So machte Wieser die Schiedsrichter lautstark darauf aufmerksam, dass ihn der Balinger Patrick Volz nicht am Kopf, sondern am Oberarm getroffen hatte (44.). Die Unparteiischen nahmen daraufhin die ansonsten fällige Zwei-Minuten-Strafe zurück. Erst am Ende, als bei den Wölfen die Kräfte sichtlich nachließen, konnte der Tabellenführer noch einen deutlichen Sieg herauswerfen. "Wir müssen seit Wochen improvisieren. Wir haben alles, was wir haben, in die Waagschale geworfen", sagte Wölfe-Trainer Julian Thomann, der zuvor Zeit seines Handballer-Lebens in Balingen aktiv war. "Doch das alles war nicht genug. Am Ende fehlt uns Puste und Qualität."
Durch die erneute Auswärtspleite und den gewonnenen Duellen von Eintracht Hagen und Bayer Dormagen beträgt der Rückstand aufs rettende Ufer nun schon zwölf Punkte, auch wenn die Wölfe weniger Spiele bestritten haben als ihre Konkurrenz. Nun stehen für die Würzburger drei Heimpartien nacheinander an: Den Auftakt bildet dabei das Match gegen den Dessau-Roßlauer HV um Ex-Kreisläufer Patrick Gempp am Karsamstag (8. April, 19.30 Uhr). Es folgen zwei weitere Heimspiele gegen den Tabellenzweiten TuS N-Lübbecke (16. April, 17 Uhr) und den Drittletzten HSG Konstanz (21. April, 19.30 Uhr).