
Nein, 2020 ist definitiv kein gutes Jahr für den SV Unteraltertheim (SVU). Wie bei vielen anderen kleinen Sportvereinen, hat man auch im Ortsteil der Gemeinde Altertheim im Landkreis Würzburg mit den finanziellen Folgen der Corona-Pandemie - vor allem Einnahmen-Ausfälle - zu kämpfen. Und jetzt kommen auch noch die Wildschweine dazu. Besser gesagt: der Schaden, den sie verursacht haben. Neun- bis zehnmal, so schätzt die Vorständin Finanzen, Nicole Schmidt, war die Horde seit Oktober vom benachbarten Wald her kommend über den Fußballplatz gezogen. "Die haben wahrscheinlich nach Egerlingen gegraben", mutmaßt Horst Philipp, der zwar kein offizielles Amt im Verein mehr inne, sich aber lange um die Liegenschaften gekümmert und immer noch ein Auge auf das Anwesen hat.
Ob das Schwarzwild auf seiner Suche nach Futter fündig wurde, weiß man nicht. Der Platz des SVU aber, das ist klar, ist komplett hinüber. "Der muss abgeschoben werden, da muss neues Substrat drauf und dann neu angesät werden", zählt Philipp auf und überschlägt die Kosten. 15 000 bis 20 000 Euro müsste der Verein wohl allein dafür aufbringen, den Rasen wieder herzurichten. Noch nicht eingerechnet ist da ein Zaun, der angesichts der Lage des Platzes direkt am Waldrand sicherlich sinnvoll wäre, um weitere Wildschwein-Übergriffe zu vermeiden. Bis auf Weiteres hat der Verein zwar einen Elektrozaun von der Jagdgenossenschaft gestellt bekommen, "aber den müssen wir wieder abgeben, sobald er von einem Jäger gebraucht wird", erklärt Schmidt.
Letzte Einnahmen bei der Faschingsveranstaltung
Woher sie das Geld für Behebung des Schadens nehmen soll, weiß die 40-Jährige nicht. Das letzte Mal konnte der SVU bei einer Faschingsveranstaltung im Februar Einnahmen generieren. Seitdem ist coronabedingt tote Hose. Die Weinprobe, die Kirchweih, der Federweißerabend - diese und andere Veranstaltungen mussten ausfallen. Zudem konnte das Sportheim nicht für private Feiern vermietet werden. "Und das wird normalerweise sehr gut genutzt. Da haben wir im Jahr so um die 20 Vermietungen", sagt Vorständin Karin Thoma, die wie ihre Mitstreiter sehr am Verein mit seinen rund 300 Mitgliedern hängt.
Die mussten übrigens nicht nur auf ihre Feste verzichten, sondern bekamen seit dem Lockdown im Frühjahr auch keinen Fußball mehr zu sehen. Der SVU hat eine Spielgemeinschaft mit dem rund zehn Minuten Fahrweg entfernten TSV Gerchsheim (Gemeinde Großrinderfeld). Mit den Kameraden ist besprochen, dass in der Vor- und in der Rückrunde jeweils zwei Partien des Kreisligisten in Unteraltertheim ausgetragen werden sollen. Nur: Da Gerchsheim aber in Baden-Württemberg liegt und der Bayerische Fußball-Verband es laut Nicole Schmidt verboten hatte, dass nach der Corona-Pause nicht-bayerische Mannschaften in Bayern antraten, mussten diese Partien ausfallen. "Und die waren üblicherweise mit 200 bis 300 Zuschauern immer sehr gut besucht", sagt Schmidt.

Der Verein ist für Nicole Schmidt, genau wie für Karin Thoma und Horst Philipp, nicht nur eine Institution, sondern auch Heimat, steht für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Wie es weitergehen soll, das wissen alle drei nicht. Nicht mal, wie sie die aktuell noch ausstehende Wasserrechnung in Höhe von rund 3000 Euro zahlen sollen. "Wir haben über den Steuerberater Corona-Hilfe beantragt, wir sind mit der Bitte um Unterstützung an die Gemeinde herangetreten und wir hoffen auf Spenden", sagt Schmidt. Am Montag will Bürgermeister Bernd Korbmann das Anliegen des Vereins mit in die Gemeinderatsitzung nehmen, wie er auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt. Dann muss man weitersehen.
Kommendes Jahr würde der SVU eigentlich sein 100-jähriges Bestehen feiern. Viele Ideen hatten die Verantwortlichen für die Feierlichkeiten schon im Kopf. Gerade wissen sie nicht einmal, ob es ihren Verein 2021 überhaupt noch geben wird. "Im schlimmsten Fall", sagt Schmidt, "müssen wir Insolvenz beantragen."