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Schweinfurt
Wie "flyeralarm" den FC 05 nach vorne bringen will
Mit Spannung blicken die Fußball-Fans aus der Region zum Bayernligisten FC Schweinfurt 05. Mit Tanja Hammerl und Thorsten Fischer, Geschäftsführer der Greußenheimer Internet-Druckerei flyeralarm, wollen zwei erfolgreiche Unternehmer den FC 05 mittelfristig zurück in den Profi-Fußball führen.
Haben einiges in Schweinfurt vor: Tanja Hammerl und Thorsten Fischer.       -  Haben einiges in Schweinfurt vor: Tanja Hammerl und Thorsten Fischer.
Foto: Fabian Frühwirth | Haben einiges in Schweinfurt vor: Tanja Hammerl und Thorsten Fischer.
Von Fabian Frühwirth
 |  aktualisiert: 07.09.2017 18:41 Uhr
Frage: Wie oft haben Sie den FC 05 in dieser Saison schon spielen sehen?
Tanja Hammerl: Ein paar Mal im regionalen Fernsehen, einmal waren wir auch im Stadion.

Woher kommt das Faible für den Fußball? Haben Sie selbst gespielt?
Thorsten Fischer: Ja, in der Jugend beim FC Leinach – im Tor.
Hammerl: Wir gucken gerne Fußball und diskutieren auch darüber. Wir haben uns dabei stets gefragt, warum Fußball-Klubs immer wieder mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben, obwohl so viele Emotionen im Spiel sind. Wir haben darüber philosophiert, wie wir selbst einen Verein im unternehmerischen Sinne führen würden. Wir waren uns sicher, dass es erfolgreich gehen kann.
Jetzt diskutieren die Fußballfans über Ihren geplanten Einstieg beim FC 05. Wie müssen wir uns das vorstellen?
Fischer: Der Kontakt ist noch ein sehr junger. Vor drei Monaten ist die Idee entstanden, einen Service-Center unserer Druckerei in Schweinfurt zu eröffnen. Über die Stadt kam dann auch der Kontakt zum Fußball. Der FC 05 war bei unseren Gesprächen über einen möglichen Standort für unser Unternehmen anfangs nur ein Randthema.

Ihr Engagement hat mit Ihrem Unternehmen aber nichts zu tun, oder?
Hammerl: Richtig.
Fischer: Es ist ein reines privates Engagement. Wir wollen uns nicht als Großsponsor betätigen, im Gegenteil: Wir wollen mit den jetzigen und hoffentlich auch neuen Sponsoren eng zusammenarbeiten und ihnen die Plattform FC 05 bieten, um sich dort optimal präsentieren zu können.

Unterstützung brauchen wohl alle Sportvereine der Region. Nach Bekanntwerden Ihres Vorhabens dürften unzählige Anfragen ins Haus geflattert sein.

Hammerl: Nein, gar nicht. Bis auf die Aussagen...


...der Verantwortlichen der Würzburger Kickers und des WFV, die wir in Ihrer Zeitung gelesen haben, dass beide Klubs es ebenfalls versucht hätten, über Dritte mit uns in Kontakt zu treten.

Gab es diese Anfragen aus Würzburg tatsächlich?

Fischer: Natürlich. Die gibt es immer wieder. Nicht nur aus Würzburg, auch von weiter weg. Was kein Geheimnis ist, auch der FC 05 hatte vor ein paar Monaten mal eine Anfrage gestartet. Auch das hatten wir abgelehnt. Unsere Firma betreibt grundsätzlich kein Sport-Sponsoring. Wir helfen aber gerne und hatten auch schon den WFV mit Produkten unterstützt. Auch mit den Würzburger Basketballern hatten wir punktuell bereits kooperiert. Aber das klassische Sponsoring betreibt flyeralarm nicht.

Auch deswegen, weil Ihr Unternehmen seine Kunden in ganz Europa und nicht in großem Maße in Würzburg hat?
Fischer: Mit Sicherheit ist der Kundenkreis, der aus Würzburg und der Umgebung stammt, ein sehr kleiner. Aber wir stehen durchaus zur Region und versuchen auch, diese zu unterstützen. Allerdings ausschließlich im sozialen Bereich. Unser Hauptsitz ist nach wie vor in Greußenheim, dort unterstützen wir seit Anbeginn die kommunal-sozialen Einrichtungen wie etwa die Feuerwehr. Auch bei gesellschaftlichen Veranstaltungen in Würzburg sind schon einige Schecks zusammengekommen, die wir immer Einrichtungen in der Region gespendet haben. Wir sind uns unserer Verantwortung also durchaus bewusst.

Stichwort Greußenheim. Dort sitzt auch die umstrittene Glaubensgemeinschaft Universelles Leben.
Fischer: Gerüchte, wonach wir zum UL gehören,...


...gibt es, seit wir in Greußenheim investiert haben. Aber wir können zu 100 Prozent bestätigen, dass da nichts dran ist. Der Standort Greußenheim war für uns ideal, weil wir mit einer Druckerei in Marktheidenfeld zusammenarbeiten und die Wege von Greußenheim aus kürzer sind. Und wir haben uns zudem für ein Gewerbegebiet entschieden, in dem wir noch wachsen können. Mittlerweile haben wir uns auf rund 15 000 Quadratmeter ausgedehnt. Der Greußenheimer Bürgermeister hat damals – vielleicht ähnlich wie heute Schweinfurt – die Chance erkannt und sich stark gemacht, dass wir uns für seine Gemeinde entscheiden.

Jetzt wollen Sie sich für den FC 05 stark machen. Wissen Sie, was da auf Sie zukommt?
Hammerl: Ja. Wir haben uns mit der Thematik intensiv befasst. Uns ist bewusst, dass der Einstieg mit viel Arbeit behaftet sein wird. Es ist nicht so, dass wir einfach dorthin gehen, ein paar Veranstaltungen machen und gut ist. Da gehört mehr dazu: Event-Planung, die Heimspiel-Organisation und natürlich auch der sportliche Bereich. Alles soll professionell ablaufen.

Mittelfristig soll der FC 05 sportlich in den Profi-Fußball geführt werden. Von der Dritten Liga ist die Rede. Im Vergleich zu anderen Sportarten ist das im Fußball mit erheblichem finanziellen Einsatz und großen Risiken behaftet.

Hammerl: Das ist durchaus richtig. Aber bei uns weckt der Fußball eben die meisten Emotionen. In Schweinfurt steht eine ganze Stadt hinter dem Verein, das hat uns sehr bewegt.
Fischer: Das liegt auch an der Tradition, die der FC 05 vorweisen kann. Es reicht schon, an einem Abend einmal in das altehrwürdige Willy-Sachs-Stadion zu laufen. Diese Atmosphäre, dieser Flair – das birgt, selbst wenn es leer ist, mehr Emotionen als wohl 80 moderne Stadien, Arenen oder Hallen wenn sie voll sind. Dieses tolle Gefühl versprüht Schweinfurt einfach, das ist an jeder Ecke zu merken.

Und die Stadt Schweinfurt hat den Deal mit dem FC 05 eingefädelt?
Hammerl: Sie hat ihn nicht eingefädelt, sie hat uns nur signalisiert, dass sie uns – egal bei welchem Engagement – unterstützt. Die schnellen und kurzen Wege bei unserer Standortsuche haben uns begeistert.
Haben Sie in Würzburg etwa andere Erfahrungen gemacht?
Fischer (lacht – und überlegt lange): Sollten wir einmal Hilfe benötigen,...


...bin ich überzeugt davon, dass uns die Stadt jederzeit unterstützen wird.

Was ist Ihrer Meinung nach nötig, um den Würzburger Fußball so hinzubekommen, dass Sie einsteigen würden?
Fischer: Wir sind neu in dem Metier und mehr oder minder durch Zufall zum FC 05 gekommen. Mit dem Fußball in Würzburg haben wir uns nicht beschäftigt. Mit dem kurzen Wissensstand wären aber in Würzburg erst einmal einige Punkte zu klären. Zum einen, und da bin ich wohl der Meinung aller Fußball-Interessierten hier, müssten beide Vereine – WFV und Kickers – ihre Kräfte endlich bündeln. Erfolg stellt sich nur gemeinsam ein. So müssen sich derzeit beide Klubs beispielweise alle Sponsorengelder teilen. Momentan ist es doch auch bei Geldgebern so, dass der eine mit dem anderen nicht kann und umgekehrt. Das ist in unseren Augen ein Unding. Die Gräben müssen auch unter den Leuten, die hinter den Vereinen stehen, zugeschüttet werden. Dazu gehört zuletzt auch eine Stadt, die hinter dieser Zusammenarbeit und einem möglichen Zusammenschluss steht und klarmacht, dass sie Profi-Fußball überhaupt möchte. Wenn diese Grundsubstanz da wäre und die Infrastruktur, die übrigens in Schweinfurt schon vorhanden ist, passt, dann wäre es sicher spannend, auch in Würzburg Profi-Fußball zu installieren. Wenn wir dann irgendwo helfen könnten, sind wir für jedes Gespräch zu haben. Wir arbeiten doch nicht gegen Würzburg. Aber erst muss dort die Grundlage geschaffen werden. Die sehen wir derzeit nicht.

Zurück nach Schweinfurt: Wenn alles glattgeht und die FC-05-Mitglieder für eine Ausgliederung der beiden Aktiven-Mannschaften in die Fußball-GmbH votieren, dann müssen Sie viel Geld in die Hand nehmen. Sie wollen hauptamtliche Kräfte einstellen, neue Spieler und sicher auch einen Trainer verpflichten. In welcher Größenordnung bewegt sich Ihr finanzielles Engagement?
Hammerl: Es gibt ein Konzept und auch einen dazu passenden Finanzplan. Aber über Summen wollen wir hier nicht sprechen. Das Konzept beinhaltet auch Leistungen von Sponsoren, deren Herzblut am FC 05 hängt. Wir haben gesagt, wo wir hin wollen – dafür werden wir alles tun. Diese Aussage gilt.
Fischer: Wenn ich mehr Einnahmen habe, kann ich auch mehr ausgeben. Wir müssen über Events rund ums Spiel, alte und neue Sponsoren sowie sportliche Erfolge die Einnahmen steigern. Und dann halten wir uns an Huub Stevens, der gesagt hat, die Null muss stehen. In unserem Fall eben die schwarze Null.

Der Zeitpunkt, sich zu engagieren, ist alles andere als günstig. Der FC 05 ist Bayernliga-Letzter, die Aussichten auf Besserung sind in der aktuellen Situation eher begrenzt. Sie haben angekündigt, im Falle eines Ja-Wortes durch die Mitgliederversammlung schon zur Winterpause personell tätig zu werden.
Hammerl: Ganz klar. Es besteht Bedarf an neuen Spielern. Auch die Trainerfrage gehört geklärt. Wir wissen, was wir tun würden, wenn die Mitglieder am 15. Dezember einer GmbH-Gründung zustimmen. Dann konkretisiert sich auch das sportliche Konzept, ganz klar.

Es ist also durchaus denkbar, dass der FC 05 nach der Winterpause einen neuen Trainer hat?
Fischer: Neue Spieler und eventuell auch einen neuen Trainer. Wir müssen etwas tun, brauchen einen vernünftigen Kader, der mehr zu bieten hat als zwei, drei Hobby-Fußballer. Wir müssen überdurchschnittliche Spieler holen und damit gleich erste Akzente setzen.

In der Winterpause dürfte das Angebot eher dürftig sein. Welcher Verein gibt schon seine Leistungsträger ab?

Hammerl: Es gibt auch Klubs, die Finanz-Probleme haben. Auch Fußballer können ohne Geld nicht leben.
Fischer: Wenn alles gut geht, wollen wir schon am 16. Dezember loslegen. Wir strecken die Fühler bereits aus und haben auch heute schon professionelle Spieler an der Hand.

Im Klartext heißt das also, dass Sie Profis verpflichten werden.
Fischer: Absolut.

Das klingt nach sehr viel, in Schweinfurt wurde in der zuletzt viel angekündigt und wenig gehalten.
Hammerl: Es ist wichtig, dass die Fußball-GmbH gegründet wird. Kurze Wege und schnelle Entscheidungen sind von enormer Bedeutung. Gleichzeitig braucht der Verein eine neue Satzung, er muss auf modernere Füße gestellt werden. Wir wollen die Mitglieder in diesen Prozess unbedingt mit einbinden.
Fischer: Mit Ex-Profi Martin Schneider haben wir jetzt auch so etwas wie einen sportlichen Berater. Neben ihm werden mit Sicherheit noch mehrere gute Leute an Bord kommen.

Auch Werner Dreßel, der zu Saisonbeginn noch FC-05-Trainer war?

Fischer: Wir führen aktuell sehr viele Gespräche, darunter war auch eines mit Werner Dreßel. Wir sind auf der Suche nach der besten Lösung für den Verein.

Sind Sie die beste Lösung für den Verein?

Hammerl: Wir gehen mit der geplanten GmbH-Gründung eine Verantwortung ein. Uns schenkt man ein Vertrauen und wir werden nicht gleich nach dem ersten Rückschlag die Flinte ins Korn werfen.
Fischer: Der Verein ist 103 Jahre alt. Wir alle wissen, dass es in den letzten Jahren so einige windige Geschichten gegeben hat. Aber wir beide haben persönlich einen Namen zu verlieren. In dem Fall auch, was unsere Firma anbelangt. Wir können es uns gar nicht leisten, ein Spaß-Engagement daraus zu machen. Wir planen langfristig und wollen dem FC 05 eine Perspektive geben. Alles andere wäre nicht seriös. Wer mitbekommt, wie wir als flyeralarm-Geschäftsführer mit Lieferanten und Partnern umgehen und wie strategisch wir an den Standorten vorgehen, der bekommt mit, wie wir investieren und planen. Da war nie eine Hauruck-Aktion dabei.

Wo steht der FC 05 in einem Jahr?

Hammerl: Relativ weit oben in der Bayernliga-Tabelle.
Fischer: Spannende Frage. In der Bayernliga. Auf dem ersten Platz.



Daten & Fakten

flyeralarm
Das Unternehmen beschäftigt mehr als 600 Mitarbeiter und produziert sowohl am Firmensitz in Greußenheim als auch in Würzburg und Dresden. Auslands-Niederlassungen gibt es in Österreich, Italien, den Niederlanden und in kürze auch in Spanien und England. Service-Center bestehen bereits in Würzburg, München, Frankfurt Düsseldorf, Dresden, bald auch in Schweinfurt. Täglich versendet die zu den Marktführern in Deutschland zählende Internet-Druckerei bis zu 10 000 Pakete. Rund 150 000 Kunden sorgen für einen jährlichen Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe. Stetige Expansion sorgten dafür, dass Gründer Thorsten Fischer über die Standorte Lengfeld und Höchberg nun den Hauptsitz in Greußenheim hat.

Zur Person

Tanja Hammerl und Thorsten Fischer
Die 37-jährige Tanja Hammerl wurde in München geboren, ist gelernte Steuerberaterin und bildet seit zwei Jahren gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Thorsten Fischer (34) die flyeralarm-Geschäftsführung. Fischer stammt aus Leinach und gründete dort das Unternehmen vor sechseinhalb Jahren.

 
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