Es ist eine Perspektive, aus der die wenigsten Fans wohl je ein Fußballspiel gesehen haben. Doch dem Würzburger Rainer Adam gelang es 1994 tatsächlich, eine komplette Halbzeit auf der Ersatzbank des FC Liverpool zu verbringen, ohne das jemand daran Anstoß genommen hätte.
18000 Zuschauer bei Bayern gegen Liverpool
Es war ein sonniger Tag, als sich Adam – der Archivar beim Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers ist – mit dem Auto auf den Weg nach Fulda machte. Sein Ziel: Ein Vorbereitungsspiel zwischen dem FC Bayern München und dem FC Liverpool im Städtischen Stadion. Was die beiden hochkarätigen Klubs an diesem, Tag zeigten, riss niemanden vom Hocker, und viele der 18 000 Zuschauer gingen laut Medienberichten bereits vor Spielende nach Hause.
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Ein Plausch am Spielfeldrand
Nicht so Adam. Der hatte sich in der Halbzeit am Spielfeldrand herumgedrückt und mit den englischen Spielern, die sich auf dem Platz warm machten, einen Plausch begonnen. „Die waren total zugänglich. Da hat keiner gefragt, was ich da mache oder mich weggeschickt. Das ist typisch Liverpool“, erinnert sich der 69-Jährige, der in 1980er Jahren sogar Mitglied in einem Fanklub der Reds war.
Ein Platz auf der Ersatzbank
Als Adam da so mit Toptorjäger Ian Rush, der heute Legende bei den Reds ist, schwatze, fiel ihm auf, dass auf der Ersatzbank noch ein Platz frei war. „Was soll ich da rumstehen habe ich mir gedacht“, sagt Adam heute. Pünktlich zum Anpfiff der zweiten Halbzeit machte er es sich neben Rush gemütlich. Dabei gab es nur ein Problem: Der Würzburger ist nicht nur Anhänger der Reds sondern bis heute auch glühender Fand es FC Bayern München, der die Testpartie durch Tore von Jean-Pierre Papin und Marcel Witeczek mit 2:0 für sich entschied. „Ich war bei den Treffern aber lieber mal schön leise“, sagt Adam und lacht.
Verehrung der Beatles
Seine Liebe zu Liverpool hat ihren Ursprung übrigens in seiner Verehrung für die Beatles. Seit 1963 ist er großer Fan der Band. „Wenn Du dann auch Fußball magst, liegt es ja auf der Hand, für die Reds zu sein“, sagt Adam, dessen Lieblinsvereine – Liverpool, Bayern und die Kickers – die Farbe ihrer Trikots eint. An ein Jahr erinnert sich der 69-Jährige aus fußballerischer Sicht besonders gern: 1990 wurde Deutschland nicht nur Weltmeister, es holten auch die Bayern und Liverpool die Meisterschaft in Bundesliga und Premier League, zudem feierten die Würzburger Kickers Platz eins in der Landesliga. „Das war schon eine tolle Sache.“
Eingewechselt worden ist Adam an jenem denkwürdigen Tag im Juli 1994 übrigens nicht. (cam)