
Es ist der Spruch, der Maximilian Roos in seiner täglichen Arbeit leitet: "Du musst differenzieren zwischen Spieler und Mensch." Das hinzukriegen sei die Kunst als Trainer, sagt der 24-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion. "Wenn ich zu meinem Spieler sage, er muss den Ball mit dem linken Fuß offen annehmen, dann coache ich ihn als Spieler. Wenn ich ihm sage, er ist zu spät gekommen, kritisiere ich ihn als Menschen, weil er sich organisieren muss." Warum dieses Zusammenspiel so wichtig ist? Die Menschen, die Roos trainiert, sind Kinder.
Seit nun fast einem Jahr ist der gebürtige Würzburger Trainer der U-13-Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth. Nach Stationen bei den Würzburger Kickers und dem Würzburger FV (WFV) zog es den studierten Wirtschaftswissenschaftler, der die B+-Lizenz besitzt, im Sommer 2022 ins Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des Zweitligisten.
Nach einem Spiel mit seiner U-14-Mannschaft des WFV gegen Fürth – Roos war damals im dritten Jahr als Trainer des 2008er-Jahrgangs beim WFV tätig – habe ihn Robert Jörg, damaliger U-13-Trainer bei der SpVgg und zusätzlich Bereichskoordinator im Aufbaubereich U10 bis U15, zu einem Gespräch eingeladen. "Es hat sich sehr gut angehört", sagt Roos heute. Familiäre Strukturen, Zeit für die persönliche Entwicklung als Trainer und Spielraum für Fehler.
Also entschied er sich für den Schritt. Umstellung Nummer eins: der Umzug nach Erlangen, das erste Mal weg von zu Hause. Die Freundin, die Eltern, die Freunde – alle nicht mehr direkt um Roos herum. Aber auch beruflich hat sich für den Trainer im Vergleich zu vorherigen Stationen einiges geändert. "Du hast viel mehr Manpower, Leute, mit denen du dich absprechen musst", sagt Roos.
Roos bekommt bei der SpVgg Greuther Fürth keinen Druck vom Verein
Das Trainieren im Team sei neu gewesen. Es gebe in Fürth einen Co-Trainer, einen Athletiktrainer, einen Videoanalysten. "Die Kommunikation miteinander war neu", sagt der Coach. Schwergefallen sei es ihm nicht. Auch beim Thema Scouting musste sich Roos umstellen. "Beim WFV bin ich auf das nächste Dorf gefahren, habe einen guten Spieler gesehen und ihn oder die Eltern gleich angesprochen und für die nächste Woche eingeladen", berichtet Roos.
In Fürth sei das anders. Hier kümmere sich eine Scouting-Abteilung darum, dass Spieler länger beobachtet und gesichtet werden. "Der Prozess dauert länger als früher und du kannst nicht mehr so viel alleine entscheiden", sagt Roos.

Im Vergleich zur Zeit in Würzburg also ein anderes Niveau – aber im Verhältnis zu den Top-Klubs in Deutschland bestehen auch hier noch Unterschiede.
Für seine persönliche Entwicklung scheint Roos aber den richtigen Schritt gegangen zu sein. "Den meisten Druck macht man sich als Trainer selbst", sagt er. In der U-13-Förderliga gibt es keinen Auf- oder Abstieg. "Was zählt, ist die Entwicklung der Jungs und nicht die wöchentlichen Ergebnisse oder Abschlusstabellen", betont Roos.
Für Roos ist es wichtig, seinen Schützlingen spielerische Lösungen zu geben
Das Coachen in der U-13-Förderliga beschreibt der Nachwuchstrainer als "herausfordernd". "Weil du in Bayern direkt ins Elf-gegen-Elf musst, in anderen Bundesländern spielst du länger Neun-gegen-Neun." Er wolle sich für seine Schützlinge viele spielerische Lösungen einfallen lassen, auf Flugbälle quer über den Platz könne er sich nicht verlassen. "Das ist extrem wichtig, aber auch herausfordernd. Wenn dich ein Gegner mit fünf, sechs Spielern presst, trotzdem spielerische Lösungen zu finden, ist als Trainer ein großer Lernprozess." Roos habe in seiner bisherigen Zeit in Fürth mehr gelernt als in all den Trainerjahren zuvor.
Mannschaftstaktische Sachen wie Spielaufbau und Anlaufverhalten müsse er seinen Spielern "leider Gottes" schon jetzt mit auf den Weg geben. "Weil es letztendlich fast alle machen. Da sind wir wieder beim Thema entwicklungsorientiert oder leistungsorientiert?"
Optimal wäre für ihn eine Lösung wie die, in der Hinrunde Neun-gegen-Neun zu spielen und in der Rückrunde dann auf Elf-gegen-Elf umzustellen. Es sei schon wichtig, den Spielern nach der Umstellung aufs Großfeld einen Rahmen zu geben, aber "manche Trainer machen es extrem mit taktischen Vorgaben. Es ist schwer, einen Mittelweg zu finden."
Roos will sich über die Jugend von Greuther Fürth in den Männerbereich vorarbeiten
Im Idealfall soll die Bolzplatzmentalität der Kinder gefördert und erhalten werden, die auch Roos gefährdet sieht. "Ich selbst versuche, den Spielern innerhalb eines Rahmens so weit wie möglich Freiheiten zu geben", sagt Roos. Und er setzt trotz allem auch auf viele kleine Spielformen im Training. "Das sind immer noch zwölfjährige Kinder und keine U-17-Bundesligamannschaft."
Und wo soll es später mal hingehen? In erster Linie will Roos das Zweitstudium in den Sport- und angewandten Trainingswissenshaften abschließen. Zudem will er weiterhin Fortbildungen im Fußball absolvieren.
Das Ziel sei die A-Lizenz und der Männerbereich, aber er sei eben auch erst 24 Jahre alt. In vier, fünf Jahren könne er das in Erwägung ziehen, sagt Roos. Nun wolle er sich erst einmal über den höchsten Bereich im Jugendfußball fortbilden und entwickeln. Fürth sei aktuell der richtige Verein, um die nächsten Schritte zu gehen und sich weiterzuentwickeln.