zurück
FUSSBALL: DRITTE LIGA
Wie David Pisot den Kickers-Abstieg erklärt
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:23 Uhr

Der Karlsruher SC kommt mit reichlich Rückenwind an diesem Samstag (14 Uhr, Flyeralarm Arena) zum Drittliga-Gastspiel beim FC Würzburger Kickers. Lediglich 22 Gegentore haben die Badener bislang in dieser Saison kassiert.

Eine zentrale Rolle in der KSC-Abwehr nimmt mit David Pisot ein Mann ein, den man am Dallenberg bestens kennt. Der 30-Jährige bestritt in der vergangenen Zweitliga-Saison 31 Partien für die Würzburger und erzielte dabei drei Treffer.

Frage: Am Samstag kehren Sie zurück an den Dallenberg. Mit welchem Gefühl kommen Sie nach Würzburg?

David Pisot: Mit einem sehr guten. Ich freue mich auf dieses Spiel, denn in Würzburg habe ich mich sehr wohl gefühlt. Deshalb freue ich mich auch darauf, einige Leute wiederzusehen.

Sie haben nur eine Saison lang das Kickers-Trikot getragen. Aber diese eine Saison war sicherlich emotional eine der ereignisreichsten in Ihrer Karriere.

Pisot: Das kann man in der Tat so sagen. Erst die tolle Hinrunde mit den vielen überraschenden Erfolgen. Und dann erlebst du das komplette Gegenteil an Gefühlen in der Rückrunde. Der Abstieg war natürlich kein schönes Erlebnis.

Sind Sie mit etwas Abstand schon dahintergekommen, was damals in der sieglosen Zweitliga-Rückrunde bei den Kickers schiefgelaufen ist? Was zum Absturz geführt hat?

Pisot: Schwer zu sagen. Aber nach der guten Vorrunde, haben – auch in der Mannschaft – alle darüber gesprochen, was noch nach oben geht. Wirklich keiner im Team hatte gedacht, dass wir noch etwas mit dem Abstieg zu tun haben könnten. Und selbst später in der Saison haben die meisten doch gedacht: Irgendwann kommt dieser eine Sieg, der uns rettet, schon noch. Doch der Sieg kam einfach nicht, und dann spielte irgendwann der Kopf mit. Es wurde sehr, sehr schwer, diese Negativspirale, in die wir geraten waren, wieder anzuhalten. Wir haben es nicht geschafft.

Wie schwierig war es für Sie, nach diesem Negativerlebnis neuen Mut zu schöpfen und jetzt in Karlsruhe wieder zu alter Stärke zu finden?

Pisot: Ein Abstieg ist für einen Verein und die Fans sehr traurig. Aber auch als Spieler muss man das erst einmal verarbeiten. Man muss schauen, wie es für einen selbst weitergehen kann, die Trauer und Wut in positive Energie umsetzen.

Da kam das Angebot aus ihrer Geburtsstadt Karlsruhe wie gerufen?

Pisot: Okay. Ich bin in Karlsruhe geboren. Ich habe auch in der Jugend einmal für den KSC gespielt. Von daher ist es schon etwas Besonderes, hier zu spielen.

Und jetzt könnten Sie den KSC sogar als Kapitän zum Aufstieg führen ...

Pisot: ... Moment! Vom Aufstieg spricht bei uns niemand.

Tatsächlich nicht? Nach 19 Spielen ohne Niederlage stehen Sie derzeit punktgleich mit dem Tabellenzweiten Magdeburg auf dem Relegationsrang drei. Da spricht man doch vom Aufstieg!

Pisot: Nein! An den Aufstieg wollen wir wirklich noch nicht denken. Wir sind gut damit gefahren, immer nur von Spiel zu Spiel zu schauen. Wir sind auf einem guten Weg – keine Frage! Aber die Bescheidenheit ist eines unserer Erfolgsgeheimnisse. Bei uns dreht jetzt niemand durch. Wir wissen, dass wir überhaupt noch nichts erreicht haben. Natürlich ist die Erwartungshaltung im Umfeld hoch. Das ist bei einem Verein wie dem KSC auch normal. Aber wir als Mannschaft wollen da demütig bleiben. Das hat uns gutgetan.

Erklären Sie uns bitte trotzdem einmal, wie Sie es geschafft haben, in die Erfolgsspur zu kommen! Sie und ihre Mannschaft sind nun eine halbe Saison unbesiegt – und das in einer Liga, von der es heißt, jeder könne jeden schlagen. Nur der Karlsruher SC scheint derzeit unbezwingbar zu sein.

Pisot: Wir haben es geschafft, Stabilität in die Mannschaft zu bekommen. Wenn es schwer ist, gegen eine Mannschaft Tore zu schießen, dann ist das in jeder Liga ein Erfolgsrezept. In der Dritten Liga ist es aber auch so, dass jetzt in den kalten Monaten die Plätze schlecht sind – anders als in der Ersten und Zweiten Liga. Darauf muss man sich einstellen. Da werden viele Partien auch über Standardsituationen entschieden, weil es spielerisch schwierig ist. Hinzu kommt: Wenn einmal die Ergebnisse stimmen, kommt auch das Selbstvertrauen. Aber dafür haben wir im Training auch hart gearbeitet.

Und wie beurteilen Sie die Entwicklung bei Ihrem Ex-Klub. Was erwarten Sie gegen die Kickers für ein Spiel?

Pisot: Für uns wird das eine sehr schwierige Aufgabe. In Würzburg besonders. Der Saisonstart der Kickers war mir auch ein Rätsel. Dort gibt es eine enorme Qualität im Kader. Die ist während der Siegesserie im Herbst dann auch sichtbar geworden. Die Kickers sind jetzt zwar nicht ganz so gut aus der Winterpause gekommen. Aber sie haben sicherlich das Zeug, jedem Gegner in dieser Liga das Leben schwer zu machen. Darauf sind wir eingestellt.

Fragwürdige Einteilung

Der Schiedsrichter der Partie der Würzburger Kickers gegen den Karlsruher SC heißt Nicolas Winter. Für ihn ist's das erste Kickers-Spiel, aber auch die erste Begegnung mit KSC-Beteiligung, die er leitet. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) muss sich fragen lassen, ob diese Einteilung geschickt war. Winter, der seit 2016 in der Dritten Liga pfeift, wohnt 25 Autokilometer von der Karlsruher Innenstadt entfernt in Frecklingen. Sein Verein SV Hagenbach ist in einer Karlsruher Nachbargemeinde beheimatet. Beide Orte liegen freilich in einem anderen Bundesland, nämlich in Rheinland-Pfalz, was den Schiedsrichter aus DFB-Sicht unparteiisch macht.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Frank Kranewitter
Deutscher Fußball-Bund
FC Würzburger Kickers
Freude
Karlsruher SC
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top