Wenn Kickers-Trainer Michael Schiele vor dem Auswärtsspiel der Würzburger Drittliga-Fußballer am Sonntag (14 Uhr) in Jena über die Gelb-Rot-Sperre für seinen Angreifer Luca Pfeiffer nachdenkt, dann brodelt es in ihm. "Das war einfach eine Theatralik, die nichts auf dem Fußballplatz zu suchen hat", schimpft Schiele über jene Szene, am letzten Spieltag beim 2:1 der Rothosen gegen die Münchner Löwen, als 1860-Akteur Tim Rieder wie vom Blitz getroffen zu Boden sank, obgleich Pfeiffer ihn zuvor allenfalls gestreift hatte. "Luca Pfeiffer ist nun gesperrt und der andere spielt wahrscheinlich wieder", so Schiele.
Dass Pfeiffer, mit vier Treffern und drei Torvorlagen in dieser Saison Würzburgs gefährlichster Offensivmann, gegen das Tabellen-Schlusslicht fehlen wird, ist mit Sicherheit eine Schwächung. Genauso wie die Sperre für Dave Gnaase. Der Mittelfeldmann, der laut Schiele, "auf dem aufsteigenden Ast ist", hatte gegen 1860 zum fünften Mal in dieser Spielzeit Gelb gesehen. Schiele wird sein Team umstellen müssen. Ob Patrick Breitkreuz, der während der Länderspielpause Vater einer Tochter wurde, oder Dominik Widemann den freien Platz im Sturm einnehmen, da will sich Schiele nicht festlegen. Mit Dominic Baumann (Knöchelbruch) und Yassin Ibrahim (Leistenverletzung) fallen zwei Angreifer noch länger aus.
Bei zwei nichtöffentlichen Testspielen gegen Zweitligist Darmstadt 98 (0:2) und Regionalligist VfR Aalen (3:2) hatte der Trainer die Chance, einiges auszuprobieren. "Der eine oder andere hat einen Schritt gemacht", sagt Schiele über die Spieler aus der zweiten Reihe. Aufstellungen und Torschützen der Partien hatten die Kickers nicht veröffentlicht. Gegen Darmstadt, so erzählt Schiele habe sein Team aber lange Zeit mitgehalten. Beim Sieg in Aalen hätten dann vor allem Akteure, die zuletzt nicht zum Zug kamen, Spielpraxis gesammelt. "Da war noch bei vielen Luft nach oben", resümierte er.
Nach oben hofft nun auch Sonntagsgegner Carl Zeiss Jena zu klettern. Elf Spiele ohne Sieg, nur ein mickriges Pünktchen auf der Habenseite. In der sonst so ausgeglichenen Dritten Liga droht der Thüringer Traditionsverein frühzeitig abgehängt zu werden. Nun soll mit Rico Schmidt ein Trainer mit reichlich Drittliga-Erfahrung den Umschwung schaffen. Der 51-Jährige trainierte bereits in Offenbach, Halle und zuletzt Aalen einen Klub in dieser Spielklasse. "Er zeigt ja schon mit seiner Kleidung, worauf es ankommt, steht mit Fußballschuhen am Spielfeldrand", sagt Schiele. Jena, ein Team, das unter Schmidts Vorgänger Lukas Kwasniok zuvorderst einen spielerischen Ansatz verfolgte, dürfte nun deutlich kämpferischer daher kommen. "Dort herrscht eine explosive Stimmung. Da kann man sich auch dran hochziehen", sagt Schiele.
Es ist also ein Spiel unter besonderen Vorzeichen. Dass der Tabellenerste der ewigen Tabelle der DDR-Oberliga mit der Premiere des neuen Trainers die Hoffnung auf einen Neubeginn verbindet, mache ihn "nicht sonderlich nervös", so der Kickers-Coach, für den sich mit dem vergangenen Spieltag eine Personalfrage vorerst geklärt hat: "Vincent Müller hat seine Sache gut gemacht und gewonnen. Er spielt wieder", beantwortet er die Torwartfrage.