„Es ist eine Waffe, die bei Kontakt oder Annäherung blitzschnell zündet“, lautet eine kurze Beschreibung für einen Torpedo. „Das ist mein Spitzname“, verrät Peter Torebko und grinst gewinnend dazu. Diese Bezeichnung kommt in seinem Fall nicht von ungefähr. Das Wortspiel „Torebko – Torpedo“ entwickelte sich nicht etwa nur aufgrund der Namensähnlichkeit. Sondern die aggressive Spielweise, besonders die pfeilschnelle, gepeitschte und meist punktgenau platzierte Vorhand – ein Geschoss eben – standen Pate und verliehen Torebko auf der Tour jenen außergewöhnlichen Beinamen.
Diesen gewinnbringenden Schlag will der im polnischen Bytom Geborene auch bei der sechsten Auflage der offenen Würzburger Herrentennismeisterschaften um den BVUK.-Cup, die am Wochenende beim TC Weiß-Blau Würzburg auf dem Programm stehen, so oft wie möglich einsetzen. Das wird er auch müssen, wenn er bis ins Finale kommen und sein Konto mit 2500 Euro Siegprämie für die nächsten Turnierreisen füttern will. So ist jedenfalls der Plan des 29-Jährigen, der vor allem auf der ITF Future und ATP Challenger Tour unterwegs und eher seltener bei Preisgeldturnieren dieser Kategorie zu finden ist.
Das aus einem guten Grund, denn nur die zu ergatternden Ranglistenpunkte zählten in der Vergangenheit.
Ob der seit langem erste Wettbewerb dieser Art für den passionierten Fußballer planmäßig verlaufen wird, ist nach eigener Aussage ungewiss. Aufgrund seiner über zehnjährigen Erfahrung als Profi weiß Torebko, dass man im Tennis nichts vorhersehen kann. „Die Schläge sitzen, die habe ich jahrelang geübt“, erklärt er, „aber manchmal spielt der Kopf einfach nicht mit.“ Deprimierend, wenn dann keiner da ist, der einem sagen kann, woran es gelegen hat. Herauszuhören ist, dass das Leben als Profi manchmal ganz schön einsam sein kann. Dann, wenn man nach einer Niederlage alleine im Hotelzimmer oder abends alleine beim Essen sitzt und keinen Ansprechpartner hat. „Man muss permanent hart für den Erfolg arbeiten“, beschreibt Torebko, „streiken Kopf oder Körper, beginnt alles von vorne“. Deutlich wird außerdem, dass dieser Weg zuweilen ganz schön beschwerlich ist, gehört man nicht zur absoluten Spitze.
Der Strahlemann war auf einem guten Weg dorthin, arbeitete sich 2012 bis auf Rang 180 in der Welt nach oben und schlug in der Bundesliga auf. Ein Sehnenriss an der Hand stoppte jäh diesen vielversprechenden Aufwärtstrend. Pausieren, wieder von vorne beginnen. „Man muss psychisch stabil sein, denn gewinnt man ein Turnier nicht, heißt das zwangsläufig, jede Woche einmal zu verlieren“, verdeutlicht er. Sympathisch kommt Torebko rüber und grundehrlich. Eine Eigenschaft, die für den sehr geerdet wirkenden Sportsmann nicht nur auf dem Platz, sondern im Leben allgemein wichtig ist. Und Respekt vor anderen zu haben. „Auf dem Platz zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen“, findet Torebko, „man muss binnen Sekunden entscheiden, wie man sich verhält“. Einer, der das in seinen Augen vorbildlich lebt, ist Roger Federer: „Er kann einfach alles, jeden einzelnen Schlag und ist zudem ein toller Mensch.“ Torebko, derzeit 31. der deutschen Rangliste, hat eine ganze Menge zu erzählen. In der Zeit von 2012 bis 2014 startete er bei allen Grand Slam Turnieren, schaffte es in Wimbledon gar bis ins Quali-Finale, verlor dort aber trotz eigenem Matchball.
Er stand schon den Zverev-Brüdern gegenüber und kämpfte gegen den heutigen Zehnten der Weltrangliste Kei Nishikori.
Entschieden hat er für sich, seinen augenblicklichen Rhythmus noch zwei Jahre beizubehalten. Das bedeutet, internationale Turnier zu spielen und nächste Saison im Regionalligateam des Tennisclub Bredeney Essen den Blick auf den Aufstieg in die zweite Bundesliga zu richten. Was danach kommt, steht in den Sternen. Die anfängliche Unbeschwertheit und der Genuss der vielen Reisen ist der Erkenntnis gewichen, dass der Beruf des Tennisprofis ein Knochenjob ist, den man nicht ewig ausüben kann. Deshalb arbeitet Torebko an der weiteren Lebensplanung in Form eines BWL-Fernstudiums, das er in eineinhalb Jahren beendet haben möchte. Momentan allerdings ist die Leidenschaft immer noch eine andere: „Ohne Tennis könnte ich es mir nicht vorstellen“, betont er, „Tennis ist mein Lebensinhalt.“
Zeitplan
Samstag: 10 Uhr, Achtelfinale; 14 Uhr, Viertelfinale. Sonntag: 10 Uhr, Halbfinale; Finale: 14 Uhr.