Es war ein langer Weg, bis Würzburgs vielleicht beeindruckendste Sportstätte Gestalt angenommen hatte. Bereits 1921 – also wenige Jahre nach der Vereinsgründung – schien ein erster Vorstoß erfolgreich zu sein. In den Kickers-Nachrichten war zu lesen: „Seit 1919 beschäftigte die Schaffung eines neuen Platzes die Leitung des Klubs. Projekt auf Projekt wurde geprüft und dem Stadtrat zur Genehmigung vorgelegt. Endlich ist uns der erste Erfolg beschieden. Am 4. November gab der Stadtrat seine Zustimmung zur pachtweisen Hergabe eines Grundstückes an der rechten Seite der Mergentheimer Straße“.
Doch die Inflation machte dem ersten Bau eines neuen Sportgeländes einen Strich durch die Rechnung. Wo die Kickers hinwollten, war aber früh klar: der Dallenberg sollte die neue Heimat werden. Das freilich dauerte eine Weile. Erst 40 Jahre später, 1967, zogen die Kickers von der Randersackerer Straße an den Dallenberg um. Am 15. August sahen 7790 Zuschauer den 1. FC Kaiserslautern (mit Trainer Otto Rehhagel) beim Eröffnungsspiel der Sportanlage am Dallenberg. Mit dem heutigen Stadion freilich hatte das Gelände damals noch wenig gemein. Die Umkleidekabinen waren nicht fertig. Genauso wenig die Vereins-Gaststätte und die Wohneinheiten. Erst im Laufe der Jahre wurde aus der Sportanlage das Stadion am Dallenberg.
Seither kann es viele Geschichten erzählen: Otto Rehhagel kehrte noch dreimal zurück (mit Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf). Das erste Derby am „Dalle“ gegen den FV 04 Würzburg wurde von den Blauen im November 1970 vor 7600 Besuchern mit 2:1 gewonnen. Sechs Jahre später gab es den ersten Kickers-Sieg. 3:1, allerdings „nur“ in einem Freundschaftsspiel. Es blieb der einzige in zehn Partien am Dallenberg gegen die Nullvierer. 1991 gelang (ebenfalls mit 3:1) der erste Pflichtspiel-Sieg (in der Landesliga) gegen den 04-Nachfolgeverein Würzburger FV. 1977 wurde der 1. FC Nürnberg (in der einzigen Zweitliga-Saison) mit 3:0 bezwungen. Auch Länderspiele fanden hier statt, etwa das der deutschen U-21-Nationalmannschaft gegen die damalige CSFR im Jahr 1990 (0:3). Zahlreiche Fußball-Legenden haben auf dem Rasen des Stadions gespielt: Franz Beckenbauer etwa. Oder Bernd Hölzenbein. Klaus Fischer, Hans Tilkowski, Berti Vogts. Kaum ein großer Name, der fehlt. Und auch die Großen der Trainer-Zunft haben im Stadion Platz genommen: Max Merkl, Erich Ribbeck, Hennes Weisweiler.
Aber nicht nur sportlich hat das Stadion den Rahmen für Außergewöhnliches geboten: 1982 fand hier das „A-day-in-the-green“-Open-Air statt. Mit 20 000 Besuchern lockte das Festival die bislang größte und seither nicht mehr erreichte Besucherzahl. Musik-Größen wie Saga, Spliff oder ZZ Top spielten auf. 1989 gastierte Paul Simon im Rahmen seiner „Graceland“-Tour ebenfalls im Stadion, durch das Hymnen wie „the boxer“ oder „sounds of silence“ hallten.
Auch in der jüngeren Vergangenheit sind die Massen zu diesem besonderen Ort in Würzburg gepilgert. Die Fußballnationalmannschaft Ghanas trainierte während der Fußball-WM 2006 auf dem Rasen des frisch instand gesetzten Stadions. Unvergesslich auch die Gastspiele von Schalke 04 oder die Pokal-Begegnungen des Würzburger FV gegen den TSV 1860 München und den VfL Wolfsburg.
Allerdings ist das Stadion längst auch zur Belastung geworden. Betrieb, Unterhaltung und Instandhaltung verschlingen enorme Gelder. „Es muss eine dauerhafte Lösung für das Thema Stadion her“, fordert etwa Michael Schlagbauer, aktueller Vorstandsvorsitzender der Kickers: „Langfristig ist das Stadion eine riesige Belastung für einen Verein. Aber es ist für ein Oberzentrum wie Würzburg wichtig“. Ob das Stadion am Dallenberg noch seinen 50. Geburtstag als vereinseigenes Stadion erleben wird, ist ungewiss.
Online-Tipp
Mit dem heutigen zehnten Teil endet unsere Serie zum 100. Geburtstag des FC Würzburger Kickers. Alle bereits erschienenen Beiträge finden Sie auch gesammelt im Internet unter: www.mainpost.de/sport/ wuerzburg/wuerzburgerkickers/