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FUßBALL: ZWEITE BUNDESLIGA
Wen Hollerbach für verrückt erklären würde
Nur ein „kleines Franken-Derby“: In der Partie beim 1. FC Nürnberg kann Kickers-Trainer Bernd Hollerbach womöglich wieder auf Verteidiger Clemens Schoppenhauer bauen.
Das ist gerade mal dreieinhalb Jahre her: 6:0 für den Club gegen die Kickers im Frankenstadion. Es handelte sich allerdings um die zweite Mannschaft der Nürnberger, die das Regionalliga-Spiel am 27. April 2013 so klar gewann. Am Freitagabend im Zweitliga-Derby erwarten die Würzburger ein deutlich freundlicheres Ergebnis auf der Anzeigetafel.
Foto: Frank Kranewitter | Das ist gerade mal dreieinhalb Jahre her: 6:0 für den Club gegen die Kickers im Frankenstadion. Es handelte sich allerdings um die zweite Mannschaft der Nürnberger, die das Regionalliga-Spiel am 27.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:25 Uhr

Manchmal kann es durchaus amüsant sein, Bernd Hollerbachs Mimik zu beobachten, wenn er Journalisten Rede und Antwort steht. Üblicherweise sind seine Gesichtszüge bei den offiziellen Stelldicheins ziemlich eingefroren, und da muss es nicht einmal solche Temperaturen haben wie am gestrigen Mittwoch in Randersacker vor dem Nachmittagstraining, als der Trainer des Fußball-Zweitligisten Würzburger Kickers Fernsehen, Radio und Zeitungen seine Sicht auf die Dinge vor der Partie beim 1. FC Nürnberg am Freitag erklären sollte. Für Hollerbach – im Gegensatz zu den Duellen zwischen dem Club und Greuther Fürth – nur ein „kleines Frankenderby“, weil die Kickers ja „die kleinen Franken“ seien.

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Bernd Hollerbach wurde also gefragt, ob er nicht als Favorit nach Mittelfranken reisen würde, weil seine Mannschaft ja schließlich in der Tabelle mit 20 Zählern und zwei Vorsprung auf dem sechsten Rang vor dem Club logiert, der nach fünf Siegen in den jüngsten sechs ungeschlagenen Partien nach seinem missratenem Saisonstart inzwischen auf Platz neun geklettert ist. Und diese Frage scheint Hollerbach zumindest ein wenig amüsiert zu haben – anders ist sein mildes Lächeln, das auch Anflüge von Mitleid zeigte, kaum zu deuten.

Natürlich ist er Profi genug, auch auf solch exklusive Ansichten ziemlich unverbindlich zu antworten, und selbstverständlich wies er die Favoritenrolle auch dem Favoriten zu.

Lobeshymne für den Gegner

Und dann holte Hollerbach aus zu einer kleinen Lobeshymne auf den Gegner: „War klar, dass er nach den anfänglichen Schwierigkeiten kommt“, „Top-Aufstiegsfavorit“, „toller Verein“, „von den Namen her eine Erstligamannschaft“. Natürlich wurde Hollerbach auch angesprochen auf die Behauptung von Nürnbergs Top-Torjäger Guido Burgstaller (zehn Treffer in elf Spielen), der via „Bild“-Zeitung kundtat: „Wir sind Frankens Nummer eins!“ Hollerbachs fränkische Antwort: „Da hat er Recht.“

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Bei der Partie, zu der die Nürnberger 35 000 Zuschauer erwarten (darunter 2000 bis 2500 Kickers-Anhänger im Fanblock, vermutlich die größte Kulisse, vor der eine Würzburger Mannschaft je gespielt hat), geht es vielleicht tabellarisch um die aktuelle Hierarchie im fränkischen Fußball – was Renommee und Status angeht, kommt wahrscheinlich nicht einmal die blutroteste Rothose darauf, die Vorherrschaft des 1. FC Nürnberg zu bezweifeln.

Der größere Druck lastet auf den Gastgebern

Und alleine schon deshalb lastet der viel größere Ballast auf den Gastgebern. Hollerbach glaubt, dass „wir das Spiel mehr genießen können, weil der Club den größeren Druck hat, gegen uns gewinnen zu müssen“. Und dann wiederholte der Trainer sein wöchentliches Mantra: „Wir wollen mutig sein, nach vorne spielen und versuchen, unser Spiel durchzudrücken.“

Ob dabei auch Innenverteidiger Clemens Schoppenhauer wieder mithelfen kann, entscheidet sich laut Hollerbach erst am Spieltag. Nach seiner Innenbanddehnung mischt der 24-Jährige seit Mittwoch jedenfalls wieder im Mannschaftstraining mit. „Sieht gut aus“, meinte Hollerbach, der in Nürnberg vermutlich eher nicht – wie zuletzt beim 1:0-Erfolg gegen St. Pauli – erneut eine Dreierkette auf den Rasen schicken, sondern seinen traditionellen Viererverbund verteidigen lassen wird. Auch um weitere Punkte einzusammeln zu den 40, die zum Klassenerhalt ausreichen sollten: „Das ist und bleibt unser Ziel.“

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Auch, wenn die Saison bisher überraschend erfreulich verlaufen ist: „Wenn mir einer im Sommer gesagt hätte“, meinte Hollerbach, „wir haben nach zwölf Spielen 20 Punkte, den hätt' ich für verrückt erklärt.“

Kickers und Club bisher erst einmal auf Augenhöhe

Das letzte Kickers-Gastspiel im Frankenstadion ging in die Hose: Mit 0:6 unterlagen die Würzburger am 27. April 2013 in der Regionalliga Süd dem 1. FC Nürnberg II. Die Partie war aus Sicherheitsgründen ins große Stadion verlegt worden. Dieter Wirsching war damals der Trainer, kein einziger Spieler aus der damaligen Mannschaft steht heute noch im Kader.

Auf Augenhöhe traten beide Klubs bisher nur in der ersten und bis zum Sommer einzigen Zweitliga-Saison der Rothosen 1977/78 an. Da feierten sie am 23. Oktober 1977 in der Gruppe Süd einen überraschenden 3:0-Heimsieg gegen den Club. Vor 9000 Besuchern am Dallenberg erzielten Paul Ulsamer, Lothar Emmerich (Handelfmeter) und Bruno Werner die Treffer der Würzburger. Auf Nürnberger Seite spielen u. a. Manfred Müller, Bertram Beierlorzer, Norbert Eder, Horst Weyerich und Dieter Lieberwirth.

Im Rückspiel revanchierte sich der Club, gewann mit 4:1 und schaffte als Tabellenzweiter den Aufstieg. Die Kickers stiegen als Vorletzter wieder ab. hst

 
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