Man mische Diplomatie mit gutem Aussehen und der Bereitschaft, jeden Spaß mitzumachen und schon hat man eine Vorstellung von Johannes Markel. Bei ihm laufen in dieser Saison die Fäden der Männer des TC Weiß-Blau Würzburg zusammen, die an diesem Freitag um 13 Uhr auf der Anlage an der Mergentheimer Straße ihr letztes Heimspiel der Saison gegen den Spitzenreiter TSV Rosenheim bestreiten. Markel ist seit dieser Saison der Mannschaftsführer des Teams in der zweiten Bundesliga.
Das heißt, Spieler auszusuchen, Verträge auszuhandeln, während der Saison Flüge für die Spieler zu buchen und übergeordnet ein Team zusammenzuschweißen. Immer unter der Prämisse, mit dem vorhandenen Etat klar zu kommen. Der ist diese Saison ungleich kleiner als noch in den Vorjahren und das Wirtschaften gestaltet sich sportlich. Aber Markel hat das als studierter Ökonom im Griff. Dank der guten Kontakte zu den ausländischen Spielern war es keine Schwierigkeit, einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen.
Eingeschworener Kader
Gold Wert war hier der Kontakt zum ehemaligen Würzburger Spieler Oscar Hernandez, der in Barcelona eine Tennisakademie besitzt und somit Zugriff auf passende Akteure für den mittlerweile eingeschworenen Kader hat, der auch in Zukunft so fortbestehen soll. „Ich bin eher der ruhigere Typ“, beschreibt Markel sich selbst, aber der Schalk blitzt bei diesen Worten in den dunkelgrünen Augen. Manchmal ist es auch wie die Ruhe vor dem Sturm, den Markel auch kann. Beispielsweise dann, wenn es darum geht, seine Teamkollegen anzufeuern oder überschäumender Freude über einen unerwarteten Sieg Luft zu machen.
So wie im letzten Doppel im Rahmen des jüngsten Heimspiels gegen Amberg, als er an der Seite von Tom Jomby mit Gewinn des Match-Tiebreaks einen der entscheidenden Punkte lieferte. „Doppel geht Dank meines Aufschlags und gefühlvollen Händchens immer noch“, und ein wenig Wehmut ist aus diesen Worten herauszuhören.
Denn sehr zu seinem Leidwesen ist Tennis nicht mehr die Nummer eins, sondern seit zwei Jahren hat das Arbeitsleben Markel bei der Firma va-Q-tec als Mitarbeiter im Vertrieb fest im Griff. „Früher hatte ich Zeit und kein Geld, jetzt ein bisschen Geld aber keine Zeit“, beschreibt er die Situation, die so anders ist als während des vierjährigen Aufenthalts im College in Las Vegas von 2010 bis 2014. „Da war ich topfit“, erinnert sich der 1,93-Meter-Schlaks an die Jahre, in denen er sich mit dem Würzburger Teamkollegen René Rügamer dort eine Wohnung teilte und sportlich viele Lorbeeren erntete, aber auch zum Zocker wurde und daraus sein Lebensmotto „no risk no fun“ ableitete.
Klassenerhalt ist gesichert
Schon als Knirps hatte er den Traum, mal als Tennisprofi sein Geld zu verdienen. Aber recht schnell kam die Erkenntnis, dass dieser Weg zu steinig und nicht von Erfolg gekrönt sein könnte. Im Studium folgte die Einsicht, dass der Körper den Profisport wohl nicht mitmachen würde. So bleiben heute die gelegentlichen Einsätze in der zweiten Bundesliga und ein paar Stunden als Tennistrainer. Schon bald nach der Saison wird der Teamkapitän, den alle nur mit seinem Kurznamen Johnny ansprechen, ab Oktober wieder in die Planung für das nächste Jahr einsteigen, denn der Verbleib in der zweiten Bundesliga ist mit vier Siegen bereits gesichert.