Seit zweieinhalb Wochen ist Michael Schiele interimsweise Cheftrainer des Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers. Vor dem Heimspiel am Samstag gegen den Tabellenvierten SV Wehen Wiesbaden (14 Uhr, Flyeralarm Arena) spricht der 39-Jährige über die Probleme des Achtzehnten Kickers und erklärt, warum er dennoch optimistisch ist.
Michael Schiele: Ich bin absolut positiv gestimmt. Ich habe richtig Bock auf diesen Job. Und die Mannschaft zieht voll mit.
Schiele: Die Ergebnisse waren, da braucht man nicht zu diskutieren, nicht gut. Aber ich bin prinzipiell ein positiver Mensch. Und ich lebe den Optimismus vor. Es wäre schlimm, wenn ich nicht von unserer Mannschaft überzeugt wäre. Es gibt auch viele gute Gründe dafür, überzeugt zu sein: Das Feuer, das im Training zu spüren ist, wollen wir jetzt auch unbedingt in den Spielen zeigen.
Schiele: Klar ist doch, dass jeder Spieler andere Erwartungen und einen anderen Anspruch an sich selbst hatte, als er sich für die Kickers entschieden hat. Viele hatten in der vergangenen Saison mit ihren Klubs irgendetwas mit Abstiegskampf zu tun. Hier sollte das anders aussehen. Aber es ist anders gekommen. Aktuell geht es darum, auch durch ständige Wiederholungen im Training, sich das Selbstvertrauen zurückzuholen. Damit dann auch im Spiel vieles leichter vom Fuß geht. Wir brauchen einfach einmal ein Erfolgserlebnis. Das kennt doch jeder: Plötzlich wird die Brust breiter.
Schiele: Ist es Ihr Eindruck?
Schiele: Da ist sicherlich etwas dran, wenngleich wir alle von Beginn an wussten, dass dieser personelle Umbruch nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist, sondern Zeit braucht. Aktuell sind es die kleinen Schritte, die wir machen. Nehmen wir das Spiel in Karlsruhe, da haben wir zu Beginn unsere Möglichkeiten und nach dem 0:1 weiter alles probiert – auch wenn die letzte Überzeugung und der Glaube an uns etwas gefehlt haben, was in solchen Situationen nicht neu ist. Den Willen spreche ich keinem ab. Dass es jetzt zwei oder drei Spieler braucht, die vorneweggehen und an denen sich die anderen Jungs hochziehen können, ist klar. Eine solche Hierarchie und solche Spielertypen haben wir. Wir arbeiten gemeinsam weiter daran, dass das noch deutlicher sichtbar wird. Auch der Zuschauer muss das sehen können.
Schiele: So etwas wird immer wieder vorkommen. Da geht es auch darum, zu bewerten, wer in diesem Moment und in diesem Spiel in das Gefüge der Mannschaft passt. Wir haben derzeit 19 fitte Spieler, da liegt es in der Natur der Sache, dass einige draußen bleiben müssen. Jeder hat jede Woche eine neue Chance. Und auch diejenigen, die zuletzt in der zweiten Reihe waren, werden ihre Chance bekommen.
Schiele: Das Vertrauen habe ich, sonst hätte ich es auch nicht gemacht. Und das spüre ich jeden Tag, wir tauschen uns immer aus, da wird nicht nur von Vertrauen gesprochen, sondern auch so gehandelt. Das gilt auch für die Mannschaft und mein Trainerteam. Wir ziehen Entscheidungen so durch, wie wir sie für den Erfolg des Teams für nötig und richtig erachten.
Schiele (er lächelt): Vielleicht . . .
Schiele: Letztendlich ist es im Fußball natürlich entscheidend, ob wir punkten. Daran will ich mich auch messen lassen. Mir geht es aber auch darum, dass jeder auf der Tribüne klar und deutlich sieht, was wir auf dem Platz vorhaben, dass wir uns zerreißen und alles versuchen.
Schiele: Nein.
Schiele: Natürlich. Alles andere wäre fahrlässig und hilft der Mannschaft und dem Verein nicht weiter. Ich handle aus Überzeugung so, mache mir konkret Gedanken über Testspiele, Laktat-, Sprint- und Fitnesstests in der Länderspielpause, auch das Wintertrainingslager ist voll in der Planung.
Schiele: Es soll auf jeden Fall wieder mehr Ballbesitz geben als noch in den letzten Spielen. Es geht aber vor allem darum, mehr Leichtigkeit ins Spiel zu bringen, um so auch zu mehr Torchancen zu kommen. Gleichzeitig wollen wir aggressiv in den Zweikämpfen sein, viele Ballgewinne haben, um dann schnell nach vorne zu spielen. Das braucht Zeit und auch die körperlichen Voraussetzungen, um nicht nur fünf Mal im Spiel längere Sprints hinzulegen, sondern vielleicht auch 15, 20 Mal oder mehr. Das hängt natürlich auch von der Position ab und ist nur ein Beispiel.
Schiele: Ja. Wenn man sich anschaut, wie die Zweitliga-Aufsteiger in den vergangenen Jahren Fußball gespielt haben, dann haben wir deutlich gesehen, dass da keine Mannschaft mit Rumpelfußball erfolgreich war. Für uns geht es darum, da unten raus zu kommen. Dazu braucht es die Grundtugenden. Dass wir die sehen möchten, erklärt sich von ganz alleine, ist für uns eine Grundvoraussetzung. Wir müssen uns den Arsch aufreißen!
Schiele: Das Gespräch mit den Fans war eine richtig gute und ganz ehrliche Geschichte. Natürlich hat sich da etwas aufgestaut. Die Leute haben zehn Monate gelitten und warten auf einen Heimsieg am Dalle. Da ist es doch nachvollziehbar, dass wir es sind, die den Ärger zu spüren bekommen. Aber jeder von uns weiß auch, dass ein Sieg die Möglichkeit für einen Neuanfang wäre. Wir wissen, was die Fans erwarten. Die Fans wissen, was wir erwarten. Dass es nur zusammen funktioniert, war an diesem Abend deutlich zu spüren. Es ging auch emotional zu, es wurden klare Worte gewählt, aber immer fair und im Sinne der Sache. Auch so etwas braucht es, um den Kopf frei zu bekommen. Es ist für alle ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir voll und ganz auf den Rückhalt der Fans bauen können. Das war die Botschaft!
Nein, es sind nicht nur die Ergebnisse, die nicht stimmen, es ist inzwischen auch die Einstellung der zusammengekauften Spieler und es liegt auch am fußballerischen Nichtkönnen. Die Fehlpassquote z.B. im Spiel gegen Karlsruhe war eklatant und erschreckend. Nach vorne kam so gut wie gar nichts an.
Der Weg dieses Vereins mit einer hilflos-arroganten Führung geht leider nach unten - falls dich noch ein wirklicher Schnitt mit einem fähigen und erfahrenen Trainer gemacht wird. Aber woher nehmen?