Die Wasserballer des SV 05 Würzburg können an diesem Sonntag dem Aufstieg in die Deutsche Wasserballliga einen großen Schritt näher kommen. Im direkten Duell mit dem Zweiten SG Stadtwerke München können sich die Würzburger die Meisterschaft in der zweiten Wasserballliga Süd sichern und sich für die Teilnahme am Relegationsturnier zur deutschen Eliteklasse qualifizieren. Das Spiel beginnt um 14 Uhr im Adami-Bad.
Was das Spiel gegen München angeht, sind die Nullfünfer optimistisch: „Die Chancen sind sehr gut. Wir sind zu Hause stark“, meinte der spielende Co-Trainer Inaki Urkiaga. Lediglich auf den berufsbedingt verhinderten Julian Fleck müssen die Würzburger verzichten.
Mit einem Sieg könnte Würzburg nicht mehr vom ersten Platz verdrängt werden und hätte somit die Meisterschaft in der Süd-Staffel der zweiten Liga in der Tasche.
Kein großes Hindernis
Auch Michael Hanft hat ein gutes Gefühl vor dem Spiel am Sonntag und einem möglichen Relegationsturnier. „Der familiäre Zusammenhalt ist überragend“, sagt der Außenspieler über das Klima im Team und ergänzt: „Das macht vieles einfacher.“ Für Hanft ist das nicht nur in Hinblick auf die vorentscheidende Partie am Wochenende viel wert, denn der 28-Jährige ist gehörlos und im Spiel auf die Rücksichtnahme seiner Mitspieler angewiesen. Das Handicap sei kein großes Hindernis für ihn, denn er erkenne viele Spielzüge. Seine Teamkollegen unterstützten ihn bei Schwierigkeiten.
Auch sein Co-Trainer und Mitspieler Inaki Urkiaga bestätigt, dass es zwar nicht einfach sei, sie sich aber gut arrangiert hätten. „Die Jungs kennen Michi sehr lange. Wir wissen, wie wir damit umgehen müssen“, so Urkiaga. Mit eindeutigen Ansagen und dem Anzeigen der Spielzüge per Finger ist die Kommunikation auch ohne Hörgeräte im Wasser möglich. Dem Trainer ließt Hanft während dem Spiel von den Lippen ab, um seine Anweisungen zu verstehen. Ohnehin ist sein Handicap für seine Position auf der Außenbahn nicht so ausschlaggebend, da er nicht wie in der Mitte auf ständige Kommunikation angewiesen ist: „Ich habe Außen einen freien Blick auf das Spielfeld.“
Fröhlich und offen
Dass Hanft mit seinem Handicap so gut umgehen kann, liegt wohl an seiner fröhlichen und offenen Art. Neben Wasserball hat der Sportler, der im Juli mit seiner Freundin sein erstes Kind erwartet, auch schon Basketball und Tennis gespielt. Letzteres in seiner Jugend gar nicht so unerfolgreich. Auch durch einen berufsbedingten Aufenthalt in München ließ sich der gelernte Physiotherapeut nicht von den Wasserballern des SV 05 trennen und stieß nach seiner Rückkehr nach Würzburg vergangenes Jahr wieder zum Team.
Hanft hat in seiner Jugend beim SV 05 das Wasserballspielen gelernt und bereits mit 15 Jahren als damals jüngstes Mitglied in der Nationalmannschaft die Silbermedaille bei der Wasserball-Europameisterschaft der Gehörlosen gewonnen. Dass der heute 28-Jährige seine Passion mit Wasserball gefunden hat, hört man aus all seinen Erzählungen heraus. „Wenn ich einmal keine Lust auf Training hatte, hat mich Papa hoch ins Adami-Bad geschickt – und es hat sich gelohnt!“, so Hanft über die Unterstützung seines Vaters während der Jugendzeit, wenn die Motivation für eine Trainingsteilnahme einmal nicht so groß war.
Gemeinsam in der Küche
Angesprochen auf die Situation des Wasserballs in Deutschland und die Schwierigkeit, dass die Spieler in dieser Sportart im Vergleich zum Fußball auch in den höheren Ligen neben dem Sport noch einer geregelten Arbeit nachgehen, klingt seine Antwort schon fast träumerisch, doch sie beschreibt die Welt dieser Nischensportart gut. Ihm sei es nicht wichtig, ob man Geld verdiene, was ohnehin im Wasserball in Deutschland eher unüblich sei und bei den Würzburgern gar nicht vorkomme. Der Zusammenhalt der Mannschaft und der Spaß stünden im Vordergrund. Das Team koche manchmal zusammen, berichtet er. „Darauf bin ich stolz“, so Michael Hanft.
Ein Wasserballspiel haben wahrscheinlich die Wenigsten bisher einmal selbst in der Schwimmhalle verfolgt, wobei die komplexe Sportart meist unterschätzt wird. „Es ist schwer, einen guten Ruf aufzubauen“, so Hanft über Wasserball. „Um die Grundlagen, die aus Schwimmen, Ausdauer und Kraft bestehen, aufzubauen, braucht es eine Weile und man fällt schnell zurück“, so Hanft weiter in der Erklärung. Die Würzburger trainieren in der zweiten Liga viermal die Woche. Er mache das gerne, auch wenn es mit seinem Handicap anstrengend sei, die Konzentration nach einem langen Arbeitstag mit viel Patientenkontakt hochzuhalten, wenn abends noch ein Training auf ihn wartet.