"Es ist eine große Herausforderung, momentan Kontakt zu allen Spielern zu halten und mit ihnen für die neue Saison zu planen oder neue Spieler zu finden und sie nach fast einem Jahr Spielpause für die Landesliga zu begeistern." Das sagt Thomas Kaiser, Trainer beim Fußball-Landesligisten TG Höchberg.
Der eine oder andere habe sich "in seine Komfortzone zurückgezogen". Die sei "bei einigen immer größer geworden", so dass es möglich sei, dass mancher Spieler sie nach der Corona-Pause wohl gar nicht mehr verlassen möchte.
So gibt es in Höchberg derzeit nur einen Winterneuzugang. Was Lukas Glade, ein gebürtiger Schwabe und sportlich bislang zwischen Ulm und Augsburg unterwegs, nach Würzburg verschlagen hat? Er sei zu seiner Freundin gezogen, erklärt der 22-Jährige. Am neuen Wohnort habe er mehrere Vereine angeschrieben. "Und die TG Höchberg hat sich am schnellsten gemeldet". Die "familiäre Atmosphäre" im Verein habe ihm sofort gefallen: "Ich bin dort sehr gut aufgenommen worden, das hat mich überzeugt."
Erstmals gegen den Ball trat Glade beim SV Ettenbeuren im schwäbischen Landkreis Günzburg, über den FC Gundelfingen wechselte er als talentierter Jugendlicher zum SSV Ulm. Für die "Spatzen" absolvierte er ein Spiel in der Fußball-Regionalliga Südwest, ehe eine langwierige Verletzung seine Ambition, in dieser Liga Fuß zu fassen, beendete.
Warum Höchberg kein Verein für gutes Taschengeld sein will
Beim Bayernligisten Schwaben Augsburg war Halil Altintop sein Trainer. Der frühere türkische Nationalspieler spielte 351 Mal für Kaiserslautern, Schalke, Frankfurt und Augsburg in der Bundesliga. "Er hatte richtig Bock auf den Job und hat im Training selbst mitgespielt", sagt Glade, der dort Stammspieler war. Altintop habe "eine Ausstrahlung als Trainer gehabt, die ich bisher noch bei keinem anderen erlebt habe. Ich konnte viel von ihm lernen, vor allem im Umgang mit den Spielern".
Im Oktober vergangenen Jahres, und somit kurz bevor der Fußballbetrieb eingestellt wurde, trainierte Lukas Glade erstmals in Höchberg mit. "Schon in den ersten Einheiten haben wir gemerkt, dass er eine hohe Qualität beim Ballverarbeiten und im Passspiel hat. Er ist als Fußballer sehr gut ausgebildet, körperlich robust und kann im Spiel vorausschauen", sagt Höchbergs Coach Kaiser über den Neuzugang. Er könne der Mannschaft "auf jeden Fall weiterhelfen".
Für junge Spieler biete die Turngemeinde "eine wahnsinnige Bodenständigkeit, eine hohe Verlässlichkeit und ein junges und innovatives Vorstandsteam, das große Lust darauf hat, sich mit jungen Spielern Ziele zu setzen und diese auch nachhaltig zu verfolgen", wirbt Kaiser um weitere Zugänge. "Wir wollen, dass sich Spieler aus sportlichen Gründen für Höchberg entscheiden – und nicht, um sich bei uns ein gutes Taschengeld zu verdienen."
Dass sich Spieler dort wohlfühlen, daran hat Höchbergs Betreuerin Lissi Bauer seit Jahrzehnten ihren Anteil. "Bei ihr liegt jedes Trikot und Shirt auf seinem Platz. Die Jungs werden von ihr umsorgt, bei uns in der Kabine sieht es nicht wie bei einem typischen Amateurverein aus", lobt Kaiser den Elan der seit diesem Donnerstag 70-Jährigen.
Zwei Spieler verlassen die TG Höchberg in Richtung Kreisliga
Winterabgänge gibt es bei Höchberg keine, obwohl Alexander Priesnitz, Julius Maienschein und Julius Sessler nicht mehr zum Kader gehören. Ihre letzten Spiele für die Turngemeinde liegen aber ohnehin schon mehr als ein Jahr zurück.
Auch für die neue Saison planen die Verantwortlichen bereits. Jedoch sei es schwierig, aufgrund der aktuellen Situation verbindliche Aussagen zu treffen, "da noch niemand weiß, ob die laufende Saison zu Ende gebracht wird oder nicht". Kaiser hat sich vor kurzem mit jedem Spieler einmal am Sportplatz getroffen, "um die Jungs wieder zu sehen und zu hören, wie es ihnen geht".
Zwei werden im Sommer nicht mehr am Waldsportplatz trainieren und spielen: Torhüter Dominik Daxhammer wechselt nach Eisingen und Stürmer Sven Burkard nach Estenfeld. Kaiser habe auch schon mit mehreren Kandidaten über einen Wechsel gesprochen, doch Zugänge für die neue Runde stünden noch nicht fest.