
Was haben Marco Königs und Diego Maradona gemeinsam? Kein Witz, mag der Vergleich des Drittliga-Stürmers von den Würzburger Kickers mit einem der begnadetsten Balltreter, der auf diesem Planeten jemals einen Sportplatz betreten hat, auf den ersten Blick reichlich töricht und grotesk, lachhaft und abstrus erscheinen, so gibt es doch tatsächlich eine Gemeinsamkeit im Leben des gebürtigen Solingers und des Fifa-Spielers des 20. Jahrhunderts: Beide standen schon mal in Meppen auf dem Fußballplatz.
Der erste Auftritt des Goldjungen
Maradona, der 1986 nicht nur die „Hand Gottes“ weltberühmt machte, sondern Argentinien auch zum Weltmeistertitel führte und der soeben im indischen Kalkutta eine im Internet für mächtig viel Heiterkeit sorgende, ihm zu Ehren geschaffene dreieinhalb Meter hohe Bronze-Statue enthüllte, gastierte am 3. August 1982 mit dem FC Barcelona für ein mit 50 000 Mark vergütetes Testspiel in Meppen. Es war Maradonas erster Vereinsauftritt auf europäischen Boden (mit der Nationalmannschaft schied er bei der WM in Spanien kurz zuvor in der Zwischenrunde aus).
„Ich spiel' doch nicht in Meppen!“
„El Pibe de Oro“, der „Goldjunge“, wie Maradona schon früh bespitznamt wurde, erzielte in Meppen auch seinen ersten Treffer für das damals von Udo Lattek trainierte Barça, es war ein Elfmeter, und die spanischen Stars, die natürlich für ein Volksfest sorgten im Emsland, waren gnädig beim 5:0-Sieg mit den damaligen Oberliga-Kickern.
Berühmt wurde der niedersächsische Klub auch dank des einstigen Nationaltorwarts Harald Schumacher. Zwischen 1987 und 1998 mischte der SV Meppen sogar in der Zweiten Bundesliga mit, und als der in Diensten des abstiegsbedrohten FC Schalke 04 stehende Schumacher auf seine Zukunft angesprochen wurde, sagte er voller Empörung: „Ich spiel' doch nicht in Meppen!“ Und wechselte nach Schalkes Abstieg zu Fenerbahçe Istanbul. Die Meppener bewiesen Humor. Ein lokaler Spediteur schickte einen Lkw-Aufleger mit der Aufschrift „SV Meppen – das Fußballerlebnis“ direkt vor Schumachers Haustür.
Lang ist's her. Zwischendurch war der SV Meppen mal insolvent und dümpelte dann jahrelang in der Oberliga herum. Als Meister der Regionalliga Nord setzte er sich im späten Frühjahr in den Relegationsspielen gegen den Südwest-Meister Waldhof Mannheim nach zwei torlosen Remis im Elfmeterschießen (4:3) durch – und lieferte eine für einen Aufsteiger durchaus als keck zu bezeichnende Drittliga-Hinrunde.
Die Mannschaft mit den zweitmeisten Unentschieden
Mit 28 Zählern und ausgeglichenem Torverhältnis (25:25) logieren die Niedersachsen auf dem neunten Rang, genau zwei Plätze und drei Punkte vor dem FC Würzburger Kickers, der die Niedersachsen am Samstag (14 Uhr, Flyeralarm Arena) zum letzten Spiel des Jahres empfängt. Also die Mannschaft, die nach der Reserve von Werder Bremen (acht Unentschieden) die zweitmeisten Remis (sieben) eingefahren hat. Erreichen sie nun das achte, dürften die Meppener dies sicher als Erfolg werten, vor allem angesichts des erstaunlichen Laufs, den die Kickers in den vergangenen Wochen hingelegt haben. „Das halbe Dutzend vollzumachen, wäre schon cool“, meint Kickers-Trainer Schiele nach fünf Siegen in Folge, durch die dem Zweitligaabsteiger der Sprung aus dem Tabellenkeller bis ins ziemlich gesicherte Mittelfeld gelungen ist.
Das Mittelfeld als Durchgangsstation?
Und im Grunde soll dies ja auch nur eine Durchgangsstation sein. Von Träumereien und Vergleichen mit der ersten, vom Aufstieg gekrönten Drittligasaison hält Schiele (noch?) nicht viel und meint nur: „Wir sind froh, dass wir hinten raus sind.“ Jetzt wünscht er sich zum Jahresabschluss, „dass wir noch mehr Fußball spielen als im letzten Heimspiel“. Beim 4:1 gegen Rot-Weiß Erfurt hat ihm vor allem nicht gefallen, dass wir „in der zweiten Halbzeit nicht mehr so kompakt gespielt haben und zu häufig auch riskant auf Abseits“. Für Schiele ist der Maßstab der Kickers-Auftritt in Großaspach, wo die Rothosen vor zwei Wochen ihre stärkste Saisonleistung ablieferten.
In den beiden vergangenen Begegnungen vertraute Schiele - bis auf den in Großaspach gelbgesperrt fehlenden Kapitän Sebastian Neumann, der gegen Erfurt in die erste Elf zurückkehrte - denselben Männern zum Anpfiff. Und da alle fit sind, hat er eigentlich auch keinen Grund, die Startformation am Samstag zu verändern und folglich auch wieder mit zwei Stürmern zu spielen.
Neben dem doppelten Doppelpack-Schützen Orhan Ademi darf also vermutlich auch wieder Marco Königs ran. „Orhan und ich kommen auch außerhalb des Platzes gut miteinander aus, und auf dem Platz harmonieren wir auch gut“, meint Königs, dessen Weihnachtswunsch „drei Punkte am Samstag“ sind.