Man braucht nach der 1:2 (1:0)-Niederlage der Würzburger Kickers beim VfL Osnabrück nicht lange und ausführlich diskutieren, ob dieses Resultat nun verdient oder unverdient ist. Selbstverständlich hätten die Kickers für ihr couragiertes Auftreten mal mindestens einen Zähler zum Saisonauftakt verdient gehabt. Aber der Fußball entscheidet sich eben nicht in solchen Kategorien. Und unterm Strich steht am Ende des ersten Drittliga-Spieltages die Null auf dem Würzburger Punktekonto. Ein Umstand, der die Arbeit für Trainer Michael Schiele nicht leichter macht. Am kommenden Samstag kommt mit dem ebenso ambitionierten wie finanzstarken Aufsteiger KFC Uerdingen ein anderer Verlierer des ersten Drittliga-Spieltags nach Würzburg. Dann geht es für beide auch darum, einen Fehlstart in die Saison zu verhindern.
Ein Gegentor in der dritten Minute der Nachspielzeit war es, das den Kickers, wie es Kapitän Sebastian Schuppan formulierte, „einen Schlag“ versetzte. Eine solch bittere Niederlage am ersten Spieltag kann einen auch auf die schiefe Bahn bringen. Das aber soll nicht passieren. Zum Schwarzmalen besteht kein Anlass, so die Botschaft. „Wir waren uns schnell einig, dass wir gegen Uerdingen nicht mit einem anderen Gesicht auftreten, sondern in den entscheidenden Momenten vorne und hinten noch gieriger sein müssen“, berichtete Schuppan über die Unterhaltung in der Kabine nach der Partie.
Reichlich Frust im Gepäck
Der Spielführer verwendete die Wörter „Gier“ und „Killerinstinkt“. Er sprach, sehr pathetisch, davon, „sein Leben zu riskieren, um in der letzten Situation den Ball zu blocken“. Das hatte am Samstag nicht geklappt. Es war vielleicht tatsächlich dieser kleine Funken Willen und Leidenschaft, der an diesem Samstag im traditionsreichen Stadion an der Bremer Brücke den Unterschied ausmachte. Der am Ende die Fans der fußballerisch oft mit schlichten Mitteln, aber mit spürbarer Motivation und Emotion agierenden Osnabrücker förmlich ausrasten ließ. „Den Vorwurf, nicht alles gegeben zu haben, kann man keinem machen“, stellte Schuppan fest, bevor er mit dem Wasserkasten, den er in der Hand trug, auch eine Menge Frust ins Gepäckfach des Mannschaftsbusses zur Heimfahrt packte.
„Hoffentlich“, so schloss kurz darauf Trainer Michael Schiele seine Ausführungen bei der Pressekonferenz: „werden wir in der nächsten Woche dasselbe Spiel machen, nur mit dem besseren Ende für uns.“ Mit dem Auftreten seiner Elf, der Coach hatte im Vergleich zum 0:4-Test gegen Nürnberg personell nichts verändert, war er zufrieden. Tatsächlich war an diesem ersten Spieltag vieles besser, als es mancher nach der durchwachsenen Vorbereitung der Rothosen erwartet hatte. Die Mannschaft zeigte, dass sie Schieles Spielidee verstanden hat, setzte viel von dem um, was in den Trainingseinheiten der letzten Wochen einstudiert wurde. Dass mit Dave Gnaase ein Neuzugang gleich bei seiner Pflichtspielpremiere ein wunderschönes Tor zum 1:0 (34.) gelang, war ein gutes Zeichen. Gnaase dürfte dem Team weiterhelfen.
Fußball ist aber – so lautet eine zutreffende Phrase – Ergebnissport. Was nutzen der flinke Spielaufbau, das ordentliche Positionsspiel und die richtige Taktik, wenn dort, wo die Spiele entschieden werden, vor beiden Toren, womöglich die Qualität im Kader fehlt. Fest steht: Die Kickers-Angreifer schafften es nicht, die guten spielerischen Ansätze des Teams in Tore umzumünzen. Sowohl Dominic Baumann (4.) als auch Orhan Ademi (75.) vergaben hochkarätige Chancen, als sie alleine auf VfL-Keeper Nils-Jonathan Körber zuliefen und den Ball nicht in den Kasten brachten. Die Rufe nach einer Verstärkung im Angriff werden nach dieser Partie mit Sicherheit nicht leiser. Im eigenen Strafraum scheint indes der abgewanderte Kapitän Sebastian Neumann als Stabilisator zu fehlen. Dass selbst der sonst so zuverlässige Patrick Drewes vor dem 1:1-Ausgleich durch Bashkim Renneke patzte (65.), passte ins Bild. Das Abwehrverhalten vor dem 1:2 durch Manuel Farrona-Pulido ist mit dem Wörtchen naiv treffend beschrieben. „Bei einem Einwurf, wenn alle Mann hinter dem Ball sind, darf so etwas einfach nicht passieren“, so Schuppan. Die Fehler sind erkannt. Ob sie abzustellen sind, wird sich zeigen.
Die Statistik des Spiels
VfL Osnabrück – Würzburger Kickers 2:1 (0:1)
Osnabrück: Körber – K. Engel, Susac, M. Trapp, Dercho (83. Amenyido) – Renneke, Blacha (88. Danneberg), Taffertshofer, Ouahim – Alvarez (63. Farrona-Pulido), Heider.
Würzburg: Drewes – Syhre, Bachmann, Schuppan – Kaufmann (77. Skarlatidis), P. Göbel, Gnaase (72. Kohls), K. Wagner, Mast – Ademi, Baumann (85. Bytyqi).
Schiedsrichter: Thomsen (Kleve). Zuschauer: 7649. Tore: 0:1 Gnaase (35.), 1:1 Renneke (66.), 2:1 Farrona-Pulido (90.+3). Gelb: Blacha (1) / Kaufmann (1)
Hauptsache es geht nunner!