Dass die Würzburger Kickers vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg II an diesem Samstag (14 Uhr) an der Tabellenspitze der Fußball-Regionalliga stehen, das ist für Felix Göttlicher kein Zufall. "Ich finde: Wir spielen derzeit einfach einen besseren Fußball als Unterhaching", sagt der Innenverteidiger über die Unterschiede zwischen den Rothosen und dem punktgleichen Tabellenzweiten, seinem Ex-Verein aus dem Münchner Umland.
Seit gut einem Monat ist Göttlicher nun für die Kickers aktiv. Nachdem er bei Drittligist Erzgebirge Aue, zu dem er erst in diesem Sommer gewechselt war, überhaupt nicht zum Zug kam, ging es für den 20-Jährigen auf Leihbasis zurück in die bayerische Regionalliga. "Für alle Seiten die beste Lösung" sei das gewesen, schließlich wollte Göttlicher endlich wieder kicken. Denn schon in Unterhaching war er im Frühjahr nicht mehr berücksichtigt worden, als feststand, dass er den Klub verlassen wollte.
Ein außergewöhnlicher Mannschaftsgeist
"Der macht sein Ding", sagt Trainer Marco Wildersinn über den kantig wirkenden Verteidiger, der nicht lange brauchte, um sich einen festen Platz im Würzburger Team zu erarbeiten. Mit Göttlicher in der Startelf gab es zuletzt vier Pflichtspielsiege in Serie. Sicher auch ein Grund, warum er sich in Würzburg wohl fühlt, aber nicht der einzige: "Ich habe schon einige Klubs erlebt. Der Mannschaftsgeist hier ist außergewöhnlich. Es ist einfach schön, dass man hierher kommt und gleich ein Teil vom großen Ganzen ist."
Göttlicher, der in der Jugend mit dem FC Ingolstadt, dem FC Bayern, dem FC Augsburg und der SpVgg Unterhaching gleich vier Nachwuchsabteilungen von bayerischen Profiklubs von innen kennengelernt hat, scheint derzeit als kompromisslos agierender Verteidiger den Stammplatz an der Seite von Abwehrchef Daniel Hägele gesetzt zu sein. "Von ihm profitiere ich ungemein", sagt der Jungspund über den Routinier an seiner Seite. Bei Hägele könne er sich einiges abschauen: "In manchen Situationen fehlt mir noch etwas die Abgebrühtheit." Daran will er nun in Würzburg weiterarbeiten und dann schauen, wie es für ihn weitergeht. Der Vertrag in Aue läuft noch bis 2024.
Der Vergleich mit Niklas Süle
Ob seiner Statur und Spielweise erinnert Göttlicher an Nationalspirler Niklas Süle. Den Vergleich habe auch sein Ex-Trainer Sandro Wagner in Unterhaching bemüht, erzählt der Kickers-Akteur. Und der muss es ja eigentlich wissen: Wagner spielte einst mit dem Neu-Dortmunder Süle in Hoffenheim und beim FC Bayern zusammen. Göttlichers Vorbild war aber ein anderer Verteidiger: "Jerome Boateng war das Non-Plus-Ultra. Seine Spielweise hat mir immer gefallen."
Wildersinn sieht im 20-jährigen Leihspieler noch reichlich Potenzial. "Er wird noch besser", glaubt der Kickers-Coach. Schließlich muss Göttlicher noch einiges an Spielpraxis aufholen, in einer Mannschaft, die, wie er findet, sich erstaunlich rasch entwickelt hat: "Dafür, dass der Verein sich erst im Sommer neu erfinden musste und es dieses Konstrukt noch nicht lange gibt, ist das hier schon sehr weit", stellt Göttlicher fest.
Sportmanagement-Studium als wichtige Ablenkung
Er selbst sucht auch in seinem Sportmanagement-Studium eine Ablenkung vom Fußball-Alltag. "Es ist einfach wichtig, den Kopf zu fordern. Die Beschäftigung mit dem Fußball ist manchmal etwas eintönig. Deshalb genieße ich es, auch etwas anderes zu machen."
Das Studium habe ihm gerade in jener Phase in Unterhaching Halt gegeben, als er nicht mehr eingesetzt wurde. Und so greift Göttlicher, dessen Freundin in Mannheim wohnt und Psychologie studiert, auch in Würzburg immer wieder zu den Lehrmaterialien. Am Ende freilich steht für ihn aber der sportliche Erfolg mit den Kickers derzeit ganz oben auf der Prioritätenliste. So auch an diesem Samstag beim Heimspiel gegen die Augsburger U 23: "Ich kenne da einige Spieler. Das ist eine gute Mannschaft. Aber wenn wir, wie in den letzten Wochen immer, von Anfang an dagegen halten, gehen wir als Sieger vom Platz."