Nach dem Vorletzten kommt das Schlusslicht. Nur drei Tage nach dem 1:1 gegen den Tabellen-19. Eintracht Braunschweig steht an diesem Dienstag (19 Uhr, Flyeralarm Arena, Liveticker auf www.mainpost.de) für Fußball-Drittligist Würzburger Kickers schon das nächste Heimspiel auf dem Programm. Und wieder kommt ein Kellerkind. Der SV Meppen hat als Tabellen-20. bislang sechs Zähler und somit noch einen weniger gesammelt als die Braunschweiger. Als eines von fünf Drittligisten hat das Team aus den Emsland noch kein Spiel in der Fremde gewonnen. Trotzdem ist sich Kickers-Coach Michael Schiele sicher, dass die Niedersachsen „zu Unrecht ganz hinten in der Tabelle stehen.“
Meppen kam einst als Zweitligist zu deutschlandweiter Bekanntheit kam, weil Torhüter Toni Schumacher 1988 nach dem Abstieg des FC Schalke den Ruhrpott-Klub in Richtung Istanbul mit den Worten verlies: „Ich spiel doch nicht in Meppen.“ Seit dem Drittliga-Aufstieg 2017 hofft man nun im 35 000-Einwohner-Städtchen an die Profifußball-Historie wieder langfristig anknüpfen zu können. Zu Saisonbeginn wurde der Mannschaft von Trainer Christian Neidhart von vielen Experten jedoch ein schweres zweites Jahr in Liga drei vorausgesagt. Der Fortgang von Angreifer Benjamin Girth wiegt schließlich schwer. Der zu Zweitligist Holstein Kiel gewechselte Angreifer hatte in der vergangenen Saison 19 Treffer zur gelungenen Saison in der Dritten Liga beigetragen.
„Meppen ist ein Team, das immer versucht, spielerische Lösungen zu finden. In der vergangenen Saison war der SV eine der Mannschaften, die sich immer bemüht hat, guten Fußball zu spielen“, sagt Schiele über den Gegner, der sich bereits am Montagmorgen auf den Weg in Richtung Unterfranken gemacht hat, mit reichlich Emotionen nach dem aufwühlenden 3:3-Remis gegen Unterhaching im Gepäck. Mit insgesamt 15 Gegentreffern besitzen die Niedersachsen aktuell die schwächste Abwehrbilanz der Liga.
Fünf Spieler mit Blessuren
Gründe genug also für die Kickers, mit 15 eigenen Treffern nach 1860 München (16 Tore) eines der offensivstärksten Teams der Liga, mit Zuversicht an die Aufgabe heranzugehen. Doch Kickers-Coach Schiele muss die Erfolgself der vergangenen Wochen verändern. „Ich denke wir spielen diesmal mit einer anderen Aufstellung – aufgrund von Blessuren nach dem harten Spiel vom Samstag und wegen der großen Ausgeglichenheit im Kader. In der englischen Woche kann man da auch rotieren.“
Gleich fünf Spieler plagen sich nach dem Braunschweig-Spiel mit mehr oder weniger störenden Wehwehchen herum: Hendrik Hansen, Kai Wagner, Dave Gnaase, Janik Bachmann und Orhan Ademi. Bis auf Innenverteidiger Hansen, der sich bereits in der Vorwoche ein Band im Sprunggelenk gerissen hatte, gegen Braunschweig aber trotzdem auflief, waren aber alle Akteure beim Training am Montagnachmittag dabei.
Sorgen macht sich Schiele wegen möglicher Ausfälle nicht. Schließlich konnte die B-Elf in der vergangenen Woche beim 8:0-Sieg gegen Bayernligist Ansbach durchaus überzeugen und schon beim Aufstellen des Kaders gab es zuletzt Härtefälle. „Alle drängen in die Mannschaft“, stellt der Rothosen-Trainer fest. Anthony Syhre oder Daniel Hägele könnten in Abwehr oder defensivem Mittelfeld einspringen. Peter Kurzweg brennt auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz nach der Rückkehr an den Dallenberg. Enes Küc und Patrick Breitkreuz dürften erste Wahl sein, wenn es darum geht, in der Offensive für neuen Schwung zu sorgen. Und selbst der lange verletzte Maximilian Ahlschwede ist wieder einsatzfähig.
Zum ersten Mal in dieser Spielzeit wird an diesem Dienstag am Dallenberg unter Flutlicht gespielt. Eine besondere Atmosphäre, auf die sich Schiele freut: „Wenn das Licht brennt, ist eine andre Stimmung. Da ist das Gras etwas nass. Da riecht es schon anders. In solchen Spielen sind einfach andere Emotionen drin.“
Stimmungsboykott der Fans
Im Fanblock der Rothosen wird freilich zu Spielbeginn gedrosselte Lautstärke herrschen. Der harte Kern der Anhänger beteiligt sich nämlich an der bundesweiten Protestaktion der „Fanszenen Deutschlands“, die an diesem Spieltag in allen drei Profiligen geplant ist. In den ersten 20 Minuten soll unter den Anhängern, wie an diesem Spieltag eisiges Schweigen herrschen, um damit gegen den Deutschen Fußballbund (DFB) zu protestieren und auf ihrer Forderungen aufmerksam zu machen.
Das Team der Rothosen sei über die Aktion vorab informiert worden, heißt es auf der Internetseite der Würzburger Fanvereinigung „Dallenberg Supporters Club“.