Hinter der SpVgg Giebelstadt liegen sportlich magere Jahre. Am Tiefpunkt der Negativspirale, die den Klub aus der Marktgemeinde, der in den 90er-Jahren fester Bestandteil der Bezirksliga war und anschließend über viele Jahre zum Inventar der Kreisliga zählte, erfasst hatte, geriet die Spielvereinigung in der Vorsaison auch in der Kreisklasse zwischenzeitlich in Abstiegsgefahr. Nicht der dauerhafte Anspruch eines einst erfolgreichen Vereins, der über eine gute Infrastruktur verfügt und erst vor wenigen Jahren ein neues Sportgelände errichtet hatte.
Zeit, dass sich was dreht also in Giebelstadt. Frischer Wind und neue Ideen mussten her, um eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Im sportlichen Bereich diesbezüglich ganz wichtig: die Trainerpersonalie. Im Sommer 2020 übernahm Christian Steinmetz das Ruder bei den Gelb-Schwarzen und krempelte den Kader um. Mehr als ein Dutzend neue Spieler, die überwiegend im Herren-oder Juniorenbereich über höherklassige Erfahrung verfügen, fanden seit Steinmetz' Amtsantritt den Weg nach Giebelstadt und sorgten für einen erheblichen Qualitätsschub.
Giebelstadt technischer versierter und gefährlicher
Dass sich die Spielvereinigung mittlerweile zum Kreisklassen-Spitzenteam gemausert hat, lässt sich aktuell nicht nur an der Tabelle – Giebelstadt belegte vor dem Topspiel gegen Tabellenführer Hopferstadt den zweiten Rang – ablesen. Nein, auch bei der Partie selbst, zeigte sich zumindest phasenweise, warum die Mannschaft zu den Favoriten auf eine Kreisliga-Rückkehr gehört. Eine konstant starke Leistung über 90 Minuten war es zwar nicht, die die Spielvereinigung da hinlegte. Aber sie reichte, um den Gegner weitestgehend zu beherrschen, weil die Hausherren über die technisch versierteren Akteure verfügten und deutlich mehr gefährliche Abschlussaktionen besaßen.
"Wir hatten die bessere Spielanlage und haben, versucht das Spiel zu diktieren," befand Steinmetz und meinte damit vor allem die erste Halbzeit. "Wenn wir da drei, vier Tore machen, kann sich auch keiner beschweren," sagte der 31-Jährige mit Blick auf Gelegenheiten unter anderem von Noah Ratsch (22.) und Philipp Deppisch (34.). Tatsächlich ins Schwarze trafen die Gastgeber, die bis dahin nur bei Daniel Kechels Möglichkeit auf der Gegenseite Glück gehabt hatten (15.), vor der Pause nur einmal. Robert Jakob war im Nachschuss zur Stelle, nachdem Hopferstadts Schlussmann Martin Jörg den Schuss Lukas Hemms nur zentral hatte abwehren können (41.).
Hopferstadt lässt Ausgleichschance liegen
Giebelstadt schaffte es jedoch nicht, den Schwung mit in die zweite Hälfte zu nehmen. "Wir sind nicht gut reingekommen, weil wir es nicht mehr geschafft haben, die Bälle gezielt zum Mitspieler zu bringen," stellte Steinmetz Unsicherheiten im Kombinationsspiel fest. Hopferstadt eröffnete das die beste Phase im Spiel samt einer dicken Ausgleichschance.
Doch Torjäger Moritz Dopf setzte einen verhängten Handelfmeter deutlich über den Kasten (52.). "Der verschossene Elfmeter war sicher mit ein Knackpunkt. Ein Ausgleich hätte unseren Willen noch einmal gestärkt", beurteilte Gäste-Trainer Christopher Dietl die Schlüsselszene. Hopferstadt war damit erst einmal der Wind aus den Segeln genommen und Giebelstadt legte in der nun hektischer werdenden Partie mit seiner ersten klaren Chance im zweiten Durchgang nach. Philipp Deppisch zog nach einem Hopferstädter Ballverlust im Aufbau kurz vor der Strafraumgrenze ab und traf ins linke untere Eck zum 2:0 (67.)
"Ganz wichtig" sei dieser Treffer gewesen fand Steinmetz. Schließlich erstickte er das Hopferstädter Aufbäumen. Spätestens nach Niklas Pfarrs direktem Freistoßtreffer zum 3:0 war die Partie dann entschieden und die Tabellenführung, die Giebelstadt durch seine erste Saisonniederlage in der Vorwoche in Sulzfeld verloren hatte, zurückerobert. Listig, aber nicht unhaltbar, hatte der jüngste und landesligaerprobte Giebelstadter Neuzugang die Kugel aus halblinker Position ins kurze Eck gesetzt (81.). Moritz Dopfs Ehrentreffer im Anschluss bedeutete nur noch Ergebniskosmetik. Coach Dietl lobte hernach trotzdem: "Riesenrespekt an meine Truppe für die Moral, die sie nach dem 0:3-Rückstand gezeigt hat."
Beide Teams wollen auch am Ende oben stehen
Fünf Spieler aus der Startformation hätten unter der Woche mit einer Grippe im Bett gelegen und sich für die Begegnung dennoch zur Verfügung gestellt. Hinsichtlich des Spiels fand der Übungsleiter aber auch kritische Worte: "Das war kein hochklassiges Kreisklassen-Spiel. Es hat nicht so ausgesehen, als würde hier der Erste gegen den Zweiten spielen." Von einer Kreisliga-Mannschaft, darüber müsse man angesichts der Tabellenkonstellation ja reden, sei man "im Moment weit entfernt." Das solle aber nicht heißen, dass wir nicht da oben bleiben wollen, ergänzt Dietl. Aus seinen Ambitionen machte auch Steinmetz, der selbst aktuell wegen einer Kreuz- und Außenbandverletzung nicht auf dem Rasen stehen kann, keinen Hehl: "Natürlich wollen wir das, was wir jetzt haben, verteidigen. Wir sind zufrieden mit der Entwicklung, haben aber eine blutjunge Truppe und stehen noch ganz am Anfang."