Alfred Schreuder legt kurz seine Stirn in Falten. Man sieht, wie er in der Vergangenheit kramt. Gescheitert im Pokal an einem unterklassigen Klub? Der Trainer von Fußball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim überlegt, dann fällt ihm ein: „Ja, einmal als Spieler mit RKC Waalwijk an einem Zweitligisten.“ Viel schneller gegenwärtig ist hingegen die Erinnerung an den 5. Mai, an das 4:0 von Ajax Amsterdam gegen Willem II Tilburg. Als Co-Trainer stemmte Schreuder zuletzt den Pokal des Königlichen Niederländischen Fußballbundes in die Höhe. „Es ist sehr schön, Pokalsieger zu sein“, sagt Schreuder.
Nun ist er Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim, an diesem Samstag (18.30 Uhr) tritt der Kraichgau-Klub im DFB-Pokal-Wettbewerb als großer Favorit beim Drittligisten Würzburger Kickers an. „Das Schönste am Pokal in Deutschland ist doch, dass jeder Verein die Chance hat, ihn zu gewinnen“, findet der 46-Jährige. Der Gegner wurde per Video studiert. „Die Kickers haben es in den letzten Jahren ganz gut gemacht in der 3. Liga, sie haben viele junge Spieler“, sagt der Niederländer. Nach sechs Wochen der Vorbereitung lautet Schreuders Devise: „Es ist Zeit für Wettkampf.“ Klar ist aber auch: „Ajax kann man nicht vergleichen mit Hoffenheim, das ist eine ganz andere Erwartungshaltung.“
„Der Pokal ist uns sehr wichtig“
Schreuder wird sich in den nächsten Wochen und Monaten immer auch an seinem Vorgänger Julian Nagelsmann messen lassen müssen. Das mag mitunter undankbar sein. Doch in keinem Wettbewerb ist es für den Niederländer einfacher, seinen ehemaligen Chef Nagelsmann zu übertrumpfen. Jahr für Jahr gab es eine Zielvereinbarung mit den 1899-Profis. Stets sah diese vor, dass die TSG Hoffenheim im Pokal überwintert. Sprich, die Runde der besten Acht oder zumindest 16 erreicht. Dreimal scheiterten die Hoffenheim an diesem Ziel. Immer in Runde zwei Ende Oktober war Endstation: In Köln 2016 (1:2 n.V.), Bremen 2017 (0:1) und Leipzig 2018 (0:2) war der Traum von der Berlin-Reise früh vorbei. „Der Pokal ist für uns sehr wichtig“, sagt Schreuder. Abgesehen von der Bundesliga ist es ja auch der einzige Wettbewerb, in dem sich der immer noch große TSG-Kader bewähren kann. Europa oder Champions League wie in den Vorjahren, das gibt es nicht. Eine Zielvereinbarung mit seiner Mannschaft hat Schreuder noch nicht abgeschlossen.
Hinter verschlossenen Türen haben sich die Hoffenheimer in dieser Woche auf das erste Pflichtspiel der Spielzeit vorbereitet. Im Trainingslager in Österreich erzählte Schreuder neulich, dass es bei Ajax Amsterdam prinzipiell keine öffentlichen Trainingseinheiten gebe. Selbst in Trainingslagern. Zu viele Spione.
Schreuder hat trotzdem verraten, was diese Woche auf dem Stundenplan stand. Nämlich Torabschlüsse. „Damit wir in diesen Situationen mehr Vertrauen bekommen“, sagt Schreuder. DFB-Pokal in der ersten Runde heißt ja immer auch: Defensive Außenseiter versuchen, den offensive Favoriten zu ärgern. Auch Elfmeter wurden trainiert. „Das machen wir sowieso im Training als kleines Wettkampfspiel“, so Schreuder. Fehlen werden in Würzburg Leonardo Bittencourt und Sargis Adamyan, Kostas Stafylidis stieg am Donnerstag ins Training ein. Stürmer Andrej Kramaric ist nach wie vor verletzt. „Er ist ein Topspieler, der uns immer fehlt“, sagt Schreuder.
Kapitän Kevin Vogt einsatzbereit
„Seinem Knie geht es ein bisschen besser“, sagte Schreuder am Donnerstag. Am Sonntag in einer Woche startet die Bundesligasaison für die TSG. „Ob er Frankfurt schafft, das weiß man noch nicht“, sagt Schreuder. Besser sieht es hingegen bei Sturmkollege Ishak Belfodil aus. „Es geht eigentlich sehr gut, das habe ich nicht erwartet, er hat schon verschiedene Einheiten mitgemacht“, sagt Schreuder. Auf jeden Fall einsatzbereit ist hingegen Kapitän Kevin Vogt, der das Testspiel-1:2 gegen den FC Sevilla mit einer Fußverletzung verpasst hatte.
Die TSG Hoffenheim hat indes Innenverteidiger Kasim Adams bis zum Saisonende an Fortuna Düsseldorf verliehen. Für seine Entwicklung ist das gut. Es ist wichtig, dass er viel spielt“, sagt Alfred Schreuder über den 24-jährigen Ghanaer, der im Vorjahr für acht Millionen aus Bern kam.