
Uerdingen, das war einmal ein unübersehbarer Punkt auf der deutschen Fußballlandkarte. Wer in den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sich für Fußball interessierte, für den war der Krefelder Stadtteil ein Begriff. Inzwischen war der Klub vom Niederrhein aber längst in Vergessenheit geraten. Das soll sich nun ändern. Uerdingen ist nach dem Aufstieg in die dritte Liga zurück auf der nationalen Bühne und hat sich sogleich angeschickt, neue Ziele zu formulieren. Die Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz ist kein PR-Gag, sondern eher der Ausdruck großer Ansprüche. Der Klub will mithilfe eines russischen Geldgebers weiter nach oben – möglichst schnell. An diesem Samstag (14 Uhr) ist der KFC bei der Saison-Heimpremiere bei den Würzburger Kickers zu Gast.
Zeit der fußballerischen Bedeutungslosigkeit ist vorbei
Die Zeit in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit ist erst einmal vorüber. 2005 war der KFC Uerdingen wegen Verstoßes gegen die Lizenzauflagen zwangsweise aus der Regionalliga Nord abgestiegen. Seitdem fristete er in den Amateurligen ein phasenweise tristes Leben. Trotz mehrmaliger Versuche war der Weg nach oben verbaut, Missmanagement und Geldsorgen prägten die Jahre. Es gab drei Insolvenzverfahren.
Für den Klub, der bis Mitte der 1990er Jahre als FC Bayer 05 Uerdingen in der Bundesliga für Schlagzeilen gesorgt hatte und 1985 mit dem Gewinn des DFB-Pokals in Berlin gegen Bayern München seinen größten Erfolg verbuchte, war es eine Zeit des Niedergangs, der schleichend schon 1995 begonnen hatte, nachdem sich die Bayer AG als Namens- und Geldgeber zurückgezogen hatte.
Auch Ailton kickte beim KFC
Unter dem vormaligen Präsidenten und Mäzen Agissilaos Kourkoudialos, der den Club Anfang 2008 vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrte, sorgte der KFC mit PR-Coups wie der Verpflichtung von alternden Ex-Bundesliga-Helden wie Ailton und Mohamadou Idrissou für Furore. Sportlich blieb der KFC aber in der Achterbahn sitzen: Aus der Oberliga ging es in die Regionalliga und wieder zurück in die Oberliga. Konstanten Erfolg gab es nicht. Viele Spieler kamen, viele Spieler verließen den Verein.
Aufstieg in die Zweite Bundesliga als Ziel
An Letzterem hat sich auch unter dem neuen starken Mann Mikhail Ponomarev nichts geändert und trotzdem ist vieles anders. Der Russe hat seit Sommer 2016 ganz alleine das Sagen bei den Krefeldern. Die erste Mannschaft wurde in eine GmbH ausgegliedert. Der Moskauer Investor, der mit seinem Unternehmen Wirtschaftsberatung betreibt und eine Zweigstelle in Düsseldorf hat, hatte sich mit dem KFC, der damals in der Oberliga spielte, sofort den Aufstieg in die Zweite Bundesliga als Ziel gesetzt. Er investierte dafür Millionen. Verschwendet wurden diese, anders als unter Ponomarevs Vorgängern in Uerdingen, aber nicht. Zwei Aufstiege gelangen in Folge: 2017 in die Regionalliga West und im Mai West nach Siegen in den Entscheidungsspielen gegen Waldhof Mannheim in die dritte Liga.
Wieder wurde das Team, das schon im Vorjahr nach dem Sprung in die Regionalliga West auf allen Positionen runderneuert wurde, mit neun neuen Spielern bestückt. Es kamen Prominente: Der einstige Bundesliga-Kicker Stefan Aigner und vor allem Kevin Großkreutz sind in der bundesweiten Wahrnehmung Aushängeschilder der ganzen Liga.
Der Uerdinger Kader ist insgesamt hochwertig besetzt. In der Innenverteidigung spielt Christopher Schorch, der einst bei Real Madrid mit den Profis trainierte und für Hertha BSC und 1. FC Köln in der Bundesliga auflief. Linksverteidiger Christian Dorda spielte schon für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga, Alexander Bittroff auf rechts für Energie Cottbus in Liga zwei. Für den Sturm holte Ponomarev im vergangenen Winter Maximilian Beister aus einer Schaffenspause. Der einstige HSV-Akteur war ein großer Faktor im Aufstiegsrennen.
Die Uerdinger werden hoch gehandelt, gelten sogar als Mitfavorit auf den Aufstieg. Trainer Stefan Krämer, der die Liga aus seiner Zeit bei RW Erfurt und Energie Cottbus gut kennt, sagt: „Das Gequatsche ist mir egal.“
Der Start in die Drittliga-Saison ging schief. 1:3 unterlagen die Krefelder im Duisburger Stadion, in das sie aus dem nach DFB-Kriterien für die dritte Liga untauglichen Krefelder Grotenburg-Stadion umziehen müssen. Ex-Nationalspieler Großkreutz enttäuschte und wurde nach 65 Minuten ausgewechselt. „Wir können das verkraften. Die Fans stehen hinter uns“, sagte Schorch nach der Pleite, „ich habe ein Riesenvertrauen ins Team.“ Dennis Daube, vor der Saison von Zweitligist Union Berlin geholt, sagt vor dem Duell mit Würzburg: „Wir werden am Samstag ein anderes Gesicht zeigen.“
Wir sind am Samstag live beim Spiel dabei, hier geht es zum Liveticker.