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Von gereiften Rivalen im weiß-roten Würzburg
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Foto: FOTO CHRISTIAN FEST
Von unserem Mitarbeiter christian fest
 |  aktualisiert: 17.10.2017 20:00 Uhr
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al ehrlich, liebe Leser: Kennen Sie noch Crnogorac? Nein, nein, das ist weder das serbische Nationalgericht, noch irgendein Berg in Bosnien-Herzegowina, es handelt sich dabei um einen jugoslawischen Kicker. Dieser stand weiland in Diensten des FV 04 Würzburg und fand sogar in der Bild-Zeitung als Wunder-Stürmer "Mister X" einmal Erwähnung. Sie ahnen es bereits: Diese Anekdote stammt aus seligen Würzburger Fußball-Tagen, als zeitweise sogar zwei Vereine aus der Main-Metropole in der Zweiten Bundesliga spielten.

Obwohl ich damals als Steppke schon treuer Fan der Zellerauer war - die Kickers-Anhänger mögen mir verzeihen - muss ich zugeben, dass mir diese kleine Geschichte nur durch Überlieferung meines Vaters bekannt wurde. Ob den Akteuren, die sich am Dallenberg zum Traditionsspiel der Rothosen gegen die Schwarz-Weiß-Blauen trafen, der Name noch etwas sagt? Sei's drum, guten Fußball boten die Altstars auf alle Fälle, präsentierten ihr technisches Können und ließen die Kugel gepflegt zirkulieren.

Große Namen der Würzburger Fußball-Szene hatten sich anlässlich des 95-jährigen Jubiläums des FC Würzburger Kickers versammelt. Aus den Kadern der damaligen Zweitligisten waren zum Beispiel Arno Oppmann, Reinhold Metzger, Paul Schenk (den Fans noch als Paul Ulsamer bekannt), Manfred Deubel oder Bruno Werner auf Seiten der Kickers dabei. Für den WFV schnürten Torhüter Siegfried Scherzer, Walter Szaule (mit Bundesliga-Erfahrung bei Borussia Dortmund), Erich Schmitt, Helmut Eckstein oder Heribert Müller in Deutschlands zweithöchster Spielklasse die Stiefel. Wer erinnert sich nicht gern an Müllers fantastischen Fallrückzieher gegen den KSC, der im Januar 1978 sogar zum Tor des Monats gekürt wurde? Dazu kamen weitere Fußball-Ikonen der Domstadt wie Rainer Kilian, Paul Hupp oder Franz Boser.

Schade eigentlich, dass die ganz großen Namen wie Lothar Emmerich oder Nobby Fürhoff fehlten. Dafür stand die Begegnung unter prominenter Leitung. An der Seitenlinie assistierten Ex-Bundesliga-Referee Jürgen Walther und Rainer Wunderlich dem Unparteiischen Klaus Hünig, der natürlich keine Probleme hatte, die mittlerweile gereiften Kampfhähne auf dem Platz zu bändigen.

Trotz aller Freundlichkeiten und Plaudereien auf dem Rasen war die Rivalität in Zwischentönen immer wieder vorhanden. Dass dabei die Fans der Kontrahenten unversöhnlicher als die Akteure selbst erscheinen, mag zumindest auf den ersten Blick zutreffen. Transparente mit Aufschriften wie "Würzburg ist weiß-rot" sprechen eine deutliche Sprache. Bei Sigi Scherzer, jahrelang zuverlässiger Rückhalt der Mannschaft von der Frankfurter Straße, musste man schon etwas genauer hinhören: "Das rote Trikot habe ich nie getragen", bemerkte er spitz. Doch, doch, es gibt sie noch, die Gegnerschaft, wiewohl der ein oder andere auch beide Farben vertrat wie etwa Reinhold Metzger oder Hans-Georg Schur.

Dass die Begegnung nicht etwa mit einem gütlichen Remis endete, sondern zu Gunsten des WFV, passte da natürlich ins Bild. 3:2 konnten die Routiniers in Weiß-Blau die Partie für sich entscheiden. Sicherlich hatten sie sich mit Andreas Martach aus dem aktuellen WFV-Kader und Christian Reif vom TSV Grombühl zwei Kicker dazu geholt, die noch voll im Saft stehen, doch die entscheidenden Treffer zum 2:2 und 3:2 markierte Torjäger Erich Schmitt, der zeigte, dass er nichts verlernt hat. Für die Rothosen netzten Siegfried Stockmann nach Vorlage von Michael Köhler und Abwehr-Recke Jens Schürer, der eindrucksvoll das Feld auf und ab marschierte, per Abstauber ein.

 
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