as mit einer rauschenden Party bis in die frühen Morgenstunden an einem Sonntag im April 1998 begann, wird am heutigen Samstag an gleicher Stelle mit Wehmut und sicher auch ein paar Tränen enden. Die Korbjäger der X-Rays bestreiten heute um 1930 Uhr in der s. Oliver-Arena gegen BS¬Energy Braunschweig auf unbestimmte Zeit ihr letztes Bundesliga-Heimspiel.
Wir werfen einen Blick zurück auf sieben Jahre Erstliga-Basketball in Würzburg, auf unvergessene Spiele und Stimmungen und denkwürdige
5. April 1998: Schon vor dem entscheidenden Aufstiegsrunden-Spiel gegen den USC Freiburg kennt die Begeisterung in der damaligen Carl-Diem-Halle keine Grenzen. Ein Sonderdruck dieser Zeitung, tausendfach bei der Spieler-Vorstellung in die Höhe gehalten, sorgt für Gänsehaut-Atmosphäre auf den Rängen: "Main-Post: Danke Jungs - Erste Liga, wir sind dabei". Dirk Nowitzki, Robert Garrett und Co. fahren einen ungefährdeten 95:88-Sieg ein. Der Aufstieg für die DJK s. Oliver Würzburg ist perfekt. 3350 Zuschauer in der (überfüllten) Halle feiern bei Freibier
4. September 1998: Die Bundesliga-Premiere der X-Rays verläuft ernüchternd: Gegen Meister Alba Berlin setzt es eine herbe 70:108-Klatsche. Überhaupt zahlen die Würzburger zu Beginn kräftig Lehrgeld: Sieben der ersten neun Partien gehen verloren. Dann aber nimmt die Mannschaft, deutschlandweit als "junge Wilde" gefeiert, Fahrt auf - und feiert ihr Husarenstück an Nikolaus in Berlin:
6. Dezember 1998: Ohne ihren tags zuvor in die USA abgeflogenen Top-Scorer Dirk Nowitzki gelingt den Würzburgern in Berlin die Sensation: 88:87 siegen die X-Rays nach Verlängerung in der Max-Schmeling-Halle, Olumide "Olu" Oyedeji wird zum Liebling der Fans: Vor dem entscheidenden Freiwurf geht er in die Knie, faltet die Hände zum Gebet, bekreuzigt sich - und trifft zum vielumjubelten Endstand. Am Ende der Saison landen die Würzburger auf Platz sechs, ziehen ins Pokal-Finale der besten vier Teams ein. Einzig das Play-off-Aus gegen Oberelchingen befleckt das tolle
19. September 1999: Mit nahezu unverändertem Kader starten die Würzburger in ihre zweite Bundesliga-Saison. Zum Auftakt - wieder gegen Berlin - setzt es eine 91:109-Niederlage. Während diese Niederlage noch verschmerzbar ist, häufen sich in der Folgezeit unnötige Pleiten.
30. Januar 2000: Es ist der Saison-Höhepunkt für die DJK-Anhänger: Der von der Main-Post präsentierte "DJK-s.Oliver-X-Rays-Express" bringt 1200 fröhlich feiernde Fans zum Pokal-Viertelfinale nach Frankfurt. Trotz der gewaltigen Unterstützung verlieren die Gäste 83:87.
18. März 2000: Nach der 14. Niederlage im 15. Spiel droht den Würzburgern der Abstieg. In die Kritik der Fans gerät vor allem der neue Headcoach Pit Stahl. Dank Unterstützung von Individual-Trainer Holger Geschwindner kriegen die X-Rays im letzten Moment noch die Kurve, schlagen Frankfurt im besten Saisonspiel 85:67. In der ersten Play-off-Runde der besten zwölf Mannschaften kommt aber gegen Trier das Aus. Zur neuen Saison übernimmt der Kanadier Gordon Herbert das
4. November 2001: Erstmals seit fast zwei Jahren im Heimspiel gegen Hagen (76:70) ist die Halle mit 3020 Zuschauern wieder ausverkauft - sie sollte es in sieben der neun folgenden Heimspiele auch sein. Die X-Rays schwimmen auf einer Welle des Erfolgs, erreichen Platz fünf nach der Hauptrunde. In den Play-offs scheitern sie nach vier dramatischen Partien an Avitos Gießen. Dennoch ist es die erfolgreichste Saison der Würzburger im Oberhaus, die aber auch nicht frei von Kritik ist: Holger Geschwinder kritisiert die zunehmende Abkehr vom "Nachwuchs-Konzept", die Konzentration auf "drittklassige Söldner" und den "Busfahrer-Basketball" der X-Rays und fordert ein Umdenken der
5. Oktober 2001: Die Würzburger nehmen sich Geschwindners Kritik zu Herzen, starten als einziges Team der Liga nur mit einem US-Amerikaner in die neue Saison. Der Auftakt verläuft viel versprechend. Erstmals gewinnen die X-Rays ihr Auftaktspiel in der Bundesliga, 85:78 lautet das Endergebnis in Oldenburg. Doch
1. Dezember 2001: Nach einer Serie von Niederlagen und einem 75:106-Debakel - ausgerechnet gegen Herberts Neu-Klub Frankfurt - wird Pit Stahl zum zweiten Mal ins zweite Glied zurückgesetzt, der Litauer Mindaugas Lukosius
19. Januar 2002: Zum zweiten Mal binnen fünf Jahren triumphieren die X-Rays beim daheim bis dato ungeschlagenen Meister Alba Berlin. 77:72 heißt es für die leidenschaftlich auftrumpfenden Gäste. Aber es sollte für lange Zeit der letzte Höhepunkt bleiben. Am Ende der Saison verpassen die Würzburger die Play-offs, Hauptsponsor s. Oliver kündigt seinen Rückzug an, die in Würzburg zu Bundesliga-Spielern gereiften Robert Garrett, Demond Greene und Marvin Willoughby verlassen den
4. Oktober 2002: Mit Keith Gray als Cheftrainer und zwölf neuen Spielern starten die X-Rays in ihre fünfte Bundesliga-Saison. Es sollte eine Spielzeit zum Vergessen werden. Die Mannschaft lässt jegliche Erstliga-Tauglichkeit vermissen, verliert 17 der ersten 21 Spiele. Nach der höchsten Bundesliga-Niederlage ihrer Geschichte - 60:108 am 16. März 2003 in Bonn - wird Gray entlassen. Nachfolger wird Aaron McCarthy, der den sportlichen Abstieg aber auch nicht mehr verhindern kann. Gleichzeitig endet eine Ära: Center-Urgestein Burkard Steinbach verlässt
25. Juni 2003: Die X-Rays bleiben erstklassig - dank der Liga-Aufstockung von 14 auf 16 Vereine. Neuer Hauptsponsor wird der Breitengüßbacher Unternehmer Günter Tröster.
1. Dezember 2003: Entgegen der Erwartungen vieler Experten mischt das neuformierte Team munter im Mittelfeld mit. Höhepunkt ist ein
10. März 2004: Einer der denkwürdigsten Tage der Würzburger Basketball-Geschichte. Zunächst erklärt Geschäftsführer Jörg Falckenberg, dass dem Klub die Insolvenz droht, wenn nicht binnen fünf Tagen 150 000 Euro zusammenkommen. Nur wenige Stunden später schlagen die X-Rays in einem mitreißenden Pokal-Spiel als krasser Außenseiter Vize-Meister Bamberg 65:64. Den finalen Dreier trifft Dubravko Zemljic acht Sekunden vor Schluss. Hauptsponsor Günter Tröster, im Zwist in Bamberg gegangen, lobt spontan 50 000 Euro Siegprämie aus. Die Saison ist gesichert, der Klassenerhalt frühzeitig perfekt. Die 800 X-Rays-Fans beim Pokal-Endturnier in Frankfurt Ende April sorgen trotz zweier Niederlagen für tolle Stimmung und werden mit dem "Fan-Pokal" ausgezeichnet.
20. November 2004: Nach dem 77:74-Sieg in Schwelm- dem dritten Erfolg im siebten Saisonspiel - schnuppern die X-Rays im siebten Erstliga-Jahr mal wieder an den Play-off-Plätzen. Doch fortan geht es sportlich bergab und die wirtschaftliche Situation rückt in den Blickpunkt. Neun Niederlagen in Serie lassen die Würzburger auf einen Abstiegsplatz abrutschen, finanziell steht der Verein wie im Vorjahr vor dem Aus. Der Wirtschaftsbeirat empfiehlt bereits Anfang Februar,
16. April 2005: Das Schicksal der X-Rays ist besiegelt. Nach der 68:84-Niederlage in Oldenburg müssen sie den Gang in die
23. April 2005: Das 109. Bundesliga-Heimspiel heute gegen Braunschweig ist das vorerst letzte. Die Zukunft des Profi-Basketballs in Würzburg ist weiter offen, liegt aber wohl in der Zweiten Liga mit einer Rückkehr zum "Nachwuchs-Konzept".