Sie will Deutschlands Nummer eins im Kraftdreikampf der Frauen werden. Aktuell steht Verena Rehagel in ihrer Alters- und Gewichtsklasse auf Platz drei der deutschen Rangliste. "In diesem Jahr will ich mich auf den zweiten Platz vorkämpfen und langfristig auf Platz eins landen", sagt die Veitshöchheimerin.
Für die 42-Jährige war das vergangene ein sportlich erfolgreiches Jahr. Höhepunkt war ihre Teilnahme an den Masters-Weltmeisterschaften im Kraftdreikampf in Kanada im Oktober. In Masters-Klassen starten Sportlerinnen und Sportler ab 40 Jahre. In der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm belegte Rehagel mit einem Total von 417,5 Kilogramm, wofür die Leistungen in den drei Disziplinen Kniebeuge, Bankdrücken und Kreuzheben addiert werden, den zweiten Platz und darf sich Vizeweltmeisterin nennen.
Erste Erfolge im Kraftdreikampf lassen sich nicht lange auf sich warten
Aus Übersee brachte sie zudem eine Silbermedaille im Bankdrücken mit 90,0 Kilogramm sowie zweimal Bronze in der Kniebeuge mit 160,0 Kilogramm und im Kreuzheben mit einem persönlichen Rekord von 167,5 Kilogramm mit. Sie startet dabei in der Variante "Equipped", in der unterstützende Materialien wie Bandagen, Gürtel oder ganze Anzüge erlaubt sind. "Sportlich war ich schon immer", gesteht die Mutter von zwei Kindern. Früher habe sie vor allem Ausdauersport betrieben, sei fünfmal die Woche gelaufen, mehrere halbe und mal einen ganzen Marathon in Frankfurt.
Nach der Geburt ihrer jüngeren Tochter trainierte Verena Rehagel zunächst in Würzburg in einem Fitnessstudio, kam darüber zum Fitnesstraining CrossFit. Die "Box" befindet sich in der Posthalle, wo damals auch ihr Verein Powerlifting Würzburg sein erstes Domizil hatte. Dort lernte Rehagel auch ihren jetzigen Trainer und Vereinsvorsitzenden Daniel Härter kennen: "Er hat mich überredet, an der unterfränkischen Meisterschaft im Bankdrücken teilzunehmen. Da habe ich Blut geleckt."
Seitdem, das war 2018, hat sie sich dem Kraftdreikampf, international Powerlifting genannt, verschrieben und feierte an den Langhanteln bald erste Erfolge. Nur zwei Jahre dauerte es, bis sie sich für den nationalen Masters-1-Kader für Sportlerinnen und Sportler zwischen 40 und 50 Jahre qualifizierte und 2021 erstmals bei den Europameisterschaften im tschechischen Pilsen starten durfte, wo sie auf Anhieb Zweite wurde. Unterstützt wurde sie dabei finanziell von der Sporthilfe Würzburg, um an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu können.
Weitere Titel folgten: deutsche Meisterin 2021, Bundesliga-Zweite mit der Mannschaft im April und Vierte bei den Europameisterschaften in Schweden im Juli 2022. Und schließlich im Oktober die Weltmeisterschaften in Kanada. Dafür trainiert Verena Rehagel bis zu sechsmal pro Woche für je drei bis vier Stunden in der "Kathedrale", wie der Verein, in dem sie sich seit vergangenem Jahr auch als dritte Vorsitzende engagiert, seine Halle in der Würzburger Aumühle nennt.
Training am Abend oder wenn die Kinder im Bett sind
Sport ist für Rehagel, die als Social-Media-Managerin arbeitet, auch Passion und Ausgleich zum Job. Bevor sie abends oft bis 22 Uhr trainiert, ist sie nachmittags voll und ganz für ihre Tochter, die die vierte Klasse der Grundschule besucht, und für ihren Sohn, der aufs Gymnasium geht, da. Ihre Familie unterstütze sie bei ihren sportlichen Ambitionen und sei sehr stolz auf ihre Leistungen. Sollte es durch Familie und Beruf zeitlich mal zu knapp werden, um ins Training zu gehen, kann sie auch zu Hause zu den Hanteln greifen, "wenn die Kinder im Bett sind". Denn: "Ausreden gibt es bei mir keine!"
Training bedeute für sie nicht nur "Zeit für sich zu haben" und "mal abschalten zu können". Ebenso reizt und fordert es sie heraus, "kleine Schritte in Richtung neuer Ziele zu gehen". Kraftdreikampf ist mehr, als nur das schwerstmögliche Gewicht halten zu können: "Ich mag es, mich auszupowern, alles zu geben, Kraft, Technik und mentale Stärke zu verbessern und mit Ehrgeiz auf einen Wettkampf hinzuarbeiten, um dort idealerweise neue Bestleistungen aufzustellen."
Auch wenn die Athletinnen und Athleten beim Kraftdreikampf zunächst einzeln ihre Leistungen erbringen müssen, sieht Verena Rehagel ihren Sport auch als eine Teamdisziplin: "Wir trainieren gemeinsam, unterstützen uns gegenseitig und verfolgen ambitionierte Ziele." Ihrem Ziel will sie in diesem Jahr näherkommen: Deutschlands Nummer eins in ihrer Alters- und Gewichtsklasse zu werden.