
Nur 16 Sekunden dauerte es, da hatte der Ex-Würzburger Chris Kramer die ersten Punkte gegen seinen alten Verein erzielt. Mit dem unwiderstehlichen Zug zum Korb, der ihn schon bei seinem Engagement bei den s. Oliver Baskets in der vorigen Bundesliga-Saison ausgezeichnet hatte, markierte der 24-Jährige am Sonntagabend die ersten Zähler des Gastgebers EWE Baskets Oldenburg. Am Ende hatte Kramer mit 13 Punkten großen Anteil an der 65:76-Niederlage der Würzburger Basketballer gegen den neuen Tabellendritten in der mit 3148 Zuschauern ausverkauften EWE Arena. Durch das verlorene Spiel verpassten die Würzburger den möglichen Sprung auf Play-off-Rang acht und rutschten stattdessen auf den elften Platz ab.
Guter Einstand von Frank Robinson
„Das war eine völlig verdiente Niederlage für mein Team. Mit so einer Leistung wird es schwer, beim wichtigen Spiel gegen Hagen am kommenden Samstag zu bestehen. Wir müssen uns unbedingt steigern, um gewinnen zu können, besonders gegen die Zonenverteidigung“, sagte der zerknirschte Trainer Marcel Schröder nach der Partie. Über seinen Ärger konnte ihn auch nicht der gelungene Einstand von Baskets-Neuzugang Frank Robinson hinwegtäuschen. Der US-Amerikaner, der als Ersatz für die verletzten Jimmy McKinney und Osiris Eldridge verpflichtet worden war, zeigte, dass er eine gute Ergänzung im Kader der Würzburger werden kann. „Wir hatten bisher nur wenig Zeit, um ihn im Training in die Mannschaft zu integrieren. Das war einer der Gründe, warum das Zusammenspiel noch nicht so geklappt hat, wie es sollte“, urteilte Schröder.
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Robinson, der insgesamt auf elf Punkte kam, griff ab der siebten Minute ins Spielgeschehen ein und wusste sofort Akzente zu setzen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Gäste bereits eine Führung erspielt. Wenige Sekunden nach seiner Einwechslung traf er seinen ersten Versuch von jenseits der Dreipunktelinie und erhöhte die Würzburger Führung auf 16:11. Auch die nächste Aktion des 29-Jährigen war von Erfolg gekrönt: Robinson ließ seinen Gegenspieler Rickey Paulding stehen und schloss energisch am Korb ab. Mit seiner Vorstellung hatte er großen Anteil an der 23:19-Führung zum Ende des ersten Viertels.
In der elften Minute war es dann Kramer, der den s. Oliver Baskets die Führung wieder abnahm. Mit hohem Tempo vollendete er nach einem Ballgewinn zum 24:23 für Oldenburg. Es sollte der Auftakt zu einer ganz starken Phase der Gastgeber werden – mit vier verwandelten Dreipunktewürfen in Serie bauten die Niedersachsen ihren Vorsprung bis auf 37:25 aus (16. Minute). Dementsprechend fiel auch die Analyse von Trainer Schröder aus: „Im zweiten Viertel hat Oldenburg auf Zonenverteidigung umgestellt. Mit dieser kamen wir überhaupt nicht zurecht und haben unseren vormals guten Rhythmus verloren. Oldenburg hat unsere vielen Ballverluste gnadenlos bestraft.“
Lediglich Jason Boone hielt für die Unterfranken dagegen und konnte sich immer wieder in der Zone gegen seine Gegenspieler Adam Chubb und Robin Smeulders durchsetzen. Er war es auch, der von der Freiwurflinie aus Oldenburgs 13:0-Lauf unterband. Doch vermochte es Boone nicht allein, seine Mannschaft im Spiel zu halten, so dass Würzburg keine Punkte gutmachen konnte und zur Pause mit 29:43 zurücklag. Symptomatisch auch der Versuch des Ex-Oldenburgers Christoph McNaughten, seine Mannschaft mit der Halbzeitsirene wieder etwas heranzubringen: Sein Distanzwurf berührte nicht einmal den Ring.
Und auch die Halbzeitansprache von Trainer Schröder brachte keine Besserung. Gleich im ersten Angriff ging der Ball abermals verloren. Es war Ballverlust Nummer elf für die s. Oliver Baskets zu diesem Zeitpunkt – im dritten Viertel sollten es acht an der Zahl werden. Oldenburg erhöhte noch einmal die Taktzahl in der Verteidigung, unterband den Spielaufbau und forcierte einen Ballgewinn nach dem nächsten. Die Folge: einfache Korbleger für die Gastgeber.
Baskets wie Statisten im Schauspiel
Zwischenzeitlich schienen die Würzburger wie Statisten im Schauspiel der Oldenburger, die ein ums andere Kabinettstückchen ablieferten. Wie Ex-Nationalspieler Konrad Wysocki, der seinen Teamkollegen Julius Jenkins mit einem feinen Pass hinter dem Rücken freispielte, so dass dieser zum 41:64 (30. Minute) aus Sicht der Gäste verwandelte – der höchste Rückstand der Würzburger im Spielverlauf.
Schröder nahm die Leistung seines Teams am Spielfeldrand im letzten Abschnitt fast regungslos zur Kenntnis. In der 35. Minute gelang es dem Topscorer der s. Oliver Baskets, Dwayne Anderson, mit einem Dreier auf 56:72 zu verkürzen. Robinson legte einen weiteren Distanztreffer nach (59:74) und machte seiner Mannschaft noch einmal Hoffnung. Doch für eine Aufholjagd reichte es an diesem Abend nicht mehr, auch wenn Oldenburg am Ende schwächelte. Dafür vergaben die Würzburger abermals zu viele Wurfgelegenheiten und konnten das Endergebnis so lediglich noch erträglich gestalten. So sah es auch Schröder: „Es hätte heute richtig bitter für uns ausgehen können, doch einige Spieler haben am Schluss noch einmal begonnen zu kämpfen.“
Chris Kramer stand noch weit nach dem Ende der Partie bestens gelaut und scherzend mit seinen alten Teamkollegen auf dem Parkett und sprach über alte – bessere – Zeiten.