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Olympische Spiele
Vater von Freiwasserschwimmerin Leonie Beck zeigt sich nach Olympia empört: "Grenzt an fahrlässige Körperverletzung"
Der Würzburger Chefarzt und Sportmediziner Alexander Beck kritisiert die Umstände, unter denen die Wettbewerbe in der Seine abgehalten wurden.
Die Würzburger Freiwasser-Schwimmerin Leonie Beck klagte nach ihrem Wettkampf in der Seine über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Foto: Steffie Wunderl | Die Würzburger Freiwasser-Schwimmerin Leonie Beck klagte nach ihrem Wettkampf in der Seine über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 02.09.2024 02:37 Uhr

Niemals hätte die Seine bei den Olympischen Spielen für die Wettbewerbe freigegeben werden dürfen. Da ist sich Alexander Beck sicher. Der Vater von Freiwasserschwimmerin Leonie Beck, die in Paris als Mit-Favoritin über die zehn Kilometer gestartet, dann aber nur als Neunte ins Ziel gekommen war, ist zugleich Chefarzt am Würzburger Juliusspital und hat jahrelang das deutsche Schwimmteam bei internationalen Wettbewerben betreut.

"Das grenzt an fahrlässige Körperverletzung", sagt er zu den Umständen, unter denen seine Tochter hatte antreten müssen. Zum einen spielte er damit auf die unzureichende Wasserqualität des Pariser Flusses an, in dem bis zu den Olympischen Spielen in diesem Jahr das Baden seit über 100 Jahren verboten gewesen war. Beck kritisiert, dass die französische Hauptstadt zwar 1,4 Milliarden Euro in die Kläranlage investiert habe, bei größeren Mengen Regen aber nach wie vor Fäkalien in den Fluss gelangten und zudem rund 30.000 Haushalte weiter ihre Abwässer direkt in die Seine leiten würden.

"Drei von vier deutschen Freiwasser-Athleten waren nach dem Rennen erkrankt", sagte er am Montag in einem Vortrag beim wöchentlichen Treffen des Rotary Club Würzburg-Stein. Seine Tochter hatte ihre Beschwerden direkt nach dem Wettkampf öffentlich gemacht. Unter Übelkeit, Erbrechen und Durchfall habe sie gelitten. 

Darüber hinaus klagte Alexander Beck, der selbst über ein Jahrzehnt lang Freiwasser-Wettkämpfe betreut hatte, über die Streckenführung. Die Athletinnen und Athleten hätten zum Teil flussaufwärts schwimmen müssen, eng an der Kaimauer entlang, wo sie sich an den Ästen und Zweigen herabhängender Sträucher die Arme aufkratzten. Die starke Strömung habe es zudem nahezu unmöglich gemacht, an der sogenannten "Feeding Station" ausreichend Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen. 

Becks trauriges Fazit: Die Athleten, zumindest die, die ihre Wettkämpfe in der Seine austragen mussten, kamen bei den Spielen in Paris an letzter Stelle. 

 
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Kommentare
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  • Frank Stößel
    Frei nach Bertolt Brecht, hinken Moral, Finanzierung, Anzahl und Größe von Klär- und Regenwasserrückhaltebeckendem Großen Fressen und Kacken als Folgen eines ungebremsten Wirtschaftswachstums hinterher. Schutz unserer Gewässer durch Reduktion von Produktion und Konsum wäre eine Möglichkeit wie beim Klimaschutz. Doch wem sagt man das? Alle wissen es doch. Selbst wenn Wasser zum Kotzen ist wie kürzlich beim olympischen Seine-Schwimmen, vertraut man lieber der Fließgeschwindigkeit von Bächen und Flüssen nach dem Motto: Spülung ziehen und weg mit dem Scheiß, der feuchten Variante vom trockenen Unter-den-Teppich-Kehren als den Fachleuten und Rufern in den Gewässern.
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  • Dieter Hartwig
    Kein Sportler wurde gezwungen. Mit etwas Mumm hätten die Sportler zusammen gesagt nein so nicht. Aber alle wollen nur die Medallie
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  • Armin Genser
    Das gleiche wie für die Seine gilt auch für den Main u. generell für nahezu alle Oberflächengewässer. Regnet es stark, versucht man die Kläranlagen vor dem "vielen Wasser" zu entlasten, da sonst evtl. die Reinigungsfunktion gestört wird oder sogar Klärschlamm" in den Fluß gespült wird. Um diese ankommenden Wassermengen (Fäkalien u. Niederschlag) abzupuffern u. auch etwas zu reinigen gibt es "Rückhaltebecken". Diese sind aber oft für die Abwassermengen nicht ausreichend und entlasten dann in die Oberlächengewässer. Häufig zu erkennen an angespültem WCpapier, Kondomen, Fäkalien usw. an kleineren Gewässern, wie z.B. Kürnach, Pleichach, Kühbach... Nicht sichtbar: Bakterien, Viren, Chemie ...
    Deshalb ist es nicht ratsam unterhalb von Kläranlagen, besonders nach Regen zu baden.
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  • Johannes Fasel
    🤔 ... und ich dachte, es sei mittlerweile allgemein bekannt, dass die Athlet*innen nur ‚Brennholz’ für das ‚Süppchen’ der Funktionäre sind: – Generaldirektor des IOC De Kepper erhielt 2021 einschließlich Bonus, Prämien und der Zahlungen auf Rentenansprüche 1,43 Millionen Dollar (1,36 Millionen Euro) – IOC-Präsident Thomas Bach 2021 immerhin noch 275.000 Dollar (262.614 Euro) Aufwandsentschädigung. Rund 20 IOC-Führungskräfte erhielten im Vierjahreszeitraum mehr als 50 Millionen Dollar (rund 47, 6 Millionen Euro).
    Zum Vergleich: Materialwert einer „Goldmedaille“2024 ca. 450 Euro.
    ... und jedes Jahre drängt es neue Athlet*innen zu Ruhm und Ehre...
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  • Hélène Moreau
    und für 1,4 Milliarden Euro ließ sich Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, gebührend feiern
    am 17.07.24 bei ein paar Schwimmzügen in der Seine. Wo bleibt die Entschuldigung bei den erkrankten Athleten?
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  • Johannes Fasel
    Die 1,4 Milliarden gingen ja nicht an Madame Hidalgo. Das Geld floss in die überfällige Sanierung der Kanalisation zur Verbesserung der Wasserqualität des verdreckten Seine.
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