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GOLF
Unterfränkische Golfclubs im (Wett)streit
Bernhard May, der Präsident des Golf Club Würzburg, wehrt sich gegen die Vorwürfe der Abwerbung von Mitgliedern durch seine Kollegen von den Clubs in Kitzingen und Mainsondheim.
Foto: office@martinjoppen.de | Bernhard May, der Präsident des Golf Club Würzburg, wehrt sich gegen die Vorwürfe der Abwerbung von Mitgliedern durch seine Kollegen von den Clubs in Kitzingen und Mainsondheim.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:26 Uhr

Während sich für das Gros der Golfsportler die Saison dem Ende zuneigt, tragen auf einem Nebenschauplatz die Präsidenten von drei Clubs in der Region noch einen Nachbarschafts(wett)streit abseits des Sports miteinander aus. Dabei geht es um das Werben von Kunden auf einem umkämpften Markt mit bundesweit sehr niedrigen Wachstumsraten. Sprich: Um die wenigen Menschen, die Golf spielen (wollen), muss gebuhlt werden. Was dabei im Sinne des unternehmerischen Wettbewerbs noch sportlich und was schon unsportlich ist, darüber sind Bernhard May vom Golfclub Würzburg (GCW), Jürgen T. Knauf vom Golfclub Kitzingen e.V. und Peter Siegel vom Golfclub Schloss Mainsondheim e.V. unterschiedlicher Ansicht.

Vorwurf: „Wildern in der Region“

In einem am 11. Oktober 2018 auf infranken.de veröffentlichten Artikel warfen Knauf und Siegel, deren Clubs miteinander kooperieren, May „gezieltes und aggressives Abwerben“ vor. Anlass ihrer Kritik war eine sogenannte „Nachbarschaftsaktion“ des GCW, über die Mitglieder in Kitzingen und Mainsondheim im August per E-Mail vom Onlineportal mygolf.de informiert worden waren. Auch Siegel hatte diese Mail erhalten. Ein Auszug des Inhalts im Wortlaut: „Gäste der Nachbarclubs können an Wochentagen (Montag bis Freitag) insgesamt dreimal für nur 35 Euro (50 Prozent des Normalpreises) pro Runde spielen.“ Siegel und Knauf sprachen daraufhin von einem „Wildern in der Region“: Die Würzburger hätten ganz bewusst nur die zehn Clubs in der Region angeschrieben, um ihr Angebot zu unterbreiten. Und hätten dann deren Mitgliedern nach der Proberunde gleich einen Aufnahmeantrag in die Hand gedrückt.

In einem Brief an Knauf und Siegel, der in Kopie auch an infranken.de ging und dieser Redaktion vorliegt, distanzierte sich May am 18. Oktober von den Vorwürfen und stellte klar: „Der Golf Club Würzburg hat nur Anzeigen für die Nachbarschafts-Greenfee-Aktion auf mygolf.de geschaltet und hatte niemals Einfluss darauf, wer diese Anzeigen in der Region sehen konnte. Möglicherweise haben diejenigen User von mygolf.de eine E-Mail erhalten, die dort bereits eingewilligt hatten, Werbung zu erhalten. Wir haben definitiv keine Daten von mygolf.de erhalten und wissen auch nicht, wer angeschrieben wurde.“ Weiter heißt es in Mays Schreiben, der betont, man werde sich nie beschweren, dass es keinen „Gebietsschutz“ gebe, sondern halte Wettbewerb für „sinnvoll und leistungssteigernd“ und im „Interesse des Kunden“: „Grundsätzlich können wir die Aufregung nicht verstehen, da wir (...) nur das Gleiche offerieren, was unsere Mitbewerber schon länger machen: eine Mitgliedschaft ohne Aufnahmegebühr.“

GCW setzt Aufnahmegebühr aus

Der (Wett)streit hat nämlich auch noch ein Vorspiel, einen Höhepunkt und in Kürze nun ein Nachspiel. Vorausgegangen war der „Nachbarschaftsaktion“ die von May angesprochene erste Werbemaßnahme der Würzburger: Der GCW, der bisher Aufnahmegebühren in Höhe mehreren Tausend Euro erhoben hat, bietet neuen Kunden seit Anfang August und noch bis Ende dieses Jahres eine zehnjährige, jährlich kündbare Mitgliedschaft ohne Aufnahmegebühr an. „Das ist keine Konkurrenzansage“, betonte May damals: „Wir passen uns damit nur dem Zeitgeist, dem Wettbewerb und anderen Clubs an.“ Dennoch, so war zu vernehmen, sollen die Verantwortlichen anderer Clubs in der Region diesen Schritt des GCW als ersten Affront empfunden haben, wenngleich sie seinerzeit auf Anfrage dieser Redaktion unisono Gelassenheit demonstriert hatten. Und wenngleich Siegel heute noch sagt: „Jeder Club muss seinen eigenen Weg gehen und für sich entscheiden, wie er um neue Mitglieder wirbt.“

Vermutung einer Verschwörung

Den „Höhepunkt“ fanden er und Knauf auch etwas anderes. Etwas, das ihrer Ansicht nach kein dummer Zufall sein kann, sondern ein abgekartetes Spiel sein muss – von „Menschen, die in Würzburg eine große Macht haben“, so Knauf. Es geht um das monatlich erscheinende Magazin der IHK Würzburg-Schweinfurt und den Aufmacher der September-Ausgabe – der da lautet: „Golf in der Region“.

Eigentlich eine willkommene Werbung für alle Clubs – wäre da nicht der Termin der Veröffentlichung, der zeitlich mit der Aktion des GCW zusammenfiel. „Im September Werbung für Golfsport zu machen, wenn die Saison fast vorbei ist, ist etwa so unsinnig, wie wenn Sie als Dame nach Ende des Sommers Werbung für Bikinimode erhalten“, sagt Knauf im Gespräch mit dieser Redaktion. Und Siegel zieht einen anderen Vergleich heran: „Oder wie wenn Sie im April einen Artikel über Skisport schreiben, wenn der Winter rum ist.“ Dass der IHK-Bericht zudem ein paar Fehler enthielt und die Clubs in Kitzingen und Mainsondheim inhaltlich nicht vollständig mit allen Angaben berücksichtigt worden waren, bestärkte die beiden Präsidenten darin, eine Verschwörung zu wittern. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Beide stehen nach wie vor zu ihren von infranken.de zitierten Aussagen, bestätigen sie Mitte November unabhängig voneinander gegenüber dieser Redaktion.

Versöhnung nach Krisengespräch?

Selbst die Stellungnahme von Radu Ferendino hat Knauf und Siegel nicht überzeugt. Der Pressesprecher und Bereichsleiter Kommunikation der IHK erklärte den Erscheinungstermin der Magazingeschichte mit der lange im Voraus getätigten redaktionellen Jahresplanung und drückte sein Bedauern über die Fehler aus, die „ganz sicher nicht bewusst gemacht worden sind“. Um alle (Wett)streitenden an einen Tisch zu bekommen, hat Ferendino Knauf, Siegel und May nun zu einem gemeinsamen Gespräch an diesem Donnerstag in die IHK eingeladen. Sozusagen das Nachspiel. Die Voraussetzungen für eine Versöhnung erscheinen derzeit allerdings nicht die besten.

Zum einen folgen tatsächlich Mitglieder der Golfclubs aus Kitzingen und Mainsondheim dem Lockruf des GCW und wechseln nach Würzburg. „Eine Fluktuation gab's in beide Richtungen schon immer. Aber ich schätze, dass wir zirka 20 Leute durch das gezielte Angebot verlieren“, sagt Knauf. Der GC Kitzingen habe rund 730 Mitglieder (Jahresbeitrag 1050 Euro). Auch Siegel bestätigt angekündigte oder bereits eingegangene Kündigungen – „wie viele es wegen Würzburg sind, das recherchiere ich gerade“. Anfang des Jahres habe der GC Mainsondheim (Jahresbeitrag 1100 Euro) etwa über 650 Mitglieder verfügt. May spricht indes davon, dass die Angebote des GCW „sehr gut angenommen“ würden. Mehr als 850 Mitglieder zähle sein Club aktuell (Jahresbeitrag 1350 Euro). Das seien über 80 mehr als Anfang 2018 „bei weiter steigender Tendenz“.

Neues Öl im Feuer

Zum zweiten gießt Knauf („Wir reden nicht schlecht über andere“) mit neuen Aussagen noch einmal neues Öl ins Feuer. Den anderen Clubs in der Region „steht finanziell das Wasser bis zum Hals“, will er wissen – „nur uns nicht“. Damit konfrontiert, entgegnet May: „Bezogen auf den Golf Club Würzburg ist das totaler Quatsch! Wir haben seit Jahren ein durch Rechnungsprüfer testiertes Festgeldguthaben im sechsstelligen Bereich, das jährlich auf der Mitgliederversammlung veröffentlicht wird.“

Die Möglichkeit eines künftigen „Miteinander statt Gegeneinander“, wie Knauf und Siegel ihr Motto nennen, und zwar einzig „im Sinne des Golfsports“, wie sie beteuern, scheint vor dem Gespräch bei der IHK nur eines zu eröffnen: Die Einsicht, dass der Wettbewerb um die wenigen (potenziellen) Golfer sie alle vielleicht mehr eint als trennt. Und dass sie vielleicht ganz andere, viel größere Sorgen haben als Konkurrenz durch benachbarte Clubs. Oder, wie May es ausdrückt: „Wir sitzen alle in einem Boot, weil wir uns im Wettbewerb mit viel mehr Freizeitmöglichkeiten als früher befinden. Daher müssten wir viel mehr gemeinsam nach außen tragen, wie viel Spaß der Golfsport macht.“

Golf in Deutschland – eine Randsportart

Bis zum Breitensport ist es noch ein sehr weiter Weg. Rund 643 000 Menschen waren Ende 2017 Mitglied im Deutschen Golf Verband – 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit verzeichnete der organisierte Golfsport seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 ein nur geringes Wachstum. Noch weniger Zuwachs gab es nach Angaben des Verbands lediglich 2014 und 2015. Knapp 51 300 Neugolfer (8 Prozent) standen dabei im vergangenen Jahr etwa 49 500 Abgängen (7,7 Prozent) gegenüber, die Golf zumindest nicht mehr in einem deutschen Club ausüben. Hierzulande liegt der Anteil der Golfsportler an der Gesamtbevölkerung damit bei unter einem Prozent. Dieses Nischendasein macht vielen Clubs – 731 Golfanlagen gibt es bundesweit – zu schaffen, zumal die Altersgruppe 50+ mit fast 64 Prozent den größten Mitgliederanteil darstellt. Während der Golf Club Würzburg damit wirbt, zu den 35 „Leading Golf Courses of Germany“ zu gehören, bilden andere Clubs wie Kitzingen und Mainsondheim Kooperationen mit speziellen Konditionen für die Benutzung mehrerer Anlagen. Letztere beiden sind auch Mitglied im Verbund Golf-Region Franken, der 17 Clubs umfasst – aus Unterfranken noch folgende: GC Bad Kissingen, GC Haßberge, CG Main-Spessart Marktheidenfeld-Eichenfürst, GC Maria Bildhausen, GC Schweinfurt. 
 
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