Mit dem Frankenderby gegen den Ex-Meister Brose Bamberg an diesem Samstag, 29. September (20.30 Uhr, s. Oliver Arena), startet Basketball-Bundesligist s. Oliver Würzburg in seine vierte Saison seit dem Wiederaufstieg ins Oberhaus. Auf den Tag genau vor einem Jahr gelang den Baskets beim 76:73 im Saisoneröffnungsspiel im 14. Anlauf der erste Erfolg über die Oberfranken überhaupt. Herausragender Spieler war neben Robin Benzing (23 Punkte) damals Kresimir Loncar mit 20 Zählern. Der Baskets-Kapitän steht aber erst seit zweieinhalb Wochen wieder im Mannschaftstraining und wird vermutlich in dieser Runde auch nicht mehr so viel Zeit auf dem Parkett verbringen wie noch vergangene Spielzeit.
Eine halbe Rolle rückwärts
Eine ähnliche Überraschung wie im Vorjahr würden der neue Cheftrainer der Baskets, Denis Wucherer, und seine komplett umgekrempelte Mannschaft heute natürlich gerne wiederholen – wenngleich Wucherer, der auf eine „tolle Atmosphäre“ hofft und sich sehr freut, dass „es endlich losgeht“, auch genau weiß: „Das wird ein verdammt hartes Stück Arbeit.“
Vor einem Jahr träumte der allmächtige Aufsichtsratsvorsitzende und Hauptgeldgeber der Bamberger Basketballer, Michael Stoschek vom namensgebenden Hauptsponsor, noch vom Sprung unter die besten Acht der Königsklasse des europäischen Basketballs, der EuroLeague – nun wurde zumindest eine halbe Rolle rückwärts vollzogen. Um sechs bis acht Millionen Euro strich der Klub seinen Etat laut Aussage des Ende des Jahres scheidenden Geschäftsführers Rolf Beyer zusammen. Zudem meldete der siebenmalige Meister der vergangenen neun Jahre nur noch für die drittklassige Fiba ChampionsLeague. Trotzdem dürften die Oberfranken mit einem geschätzten Etat von 14 Millionen Euro immer noch auf Rang zwei in der Liga stehen – allerdings nun mit gehörigem Abstand zum FC Bayern München, der geschätzt um die 20 Millionen Euro investiert. Die Ziele bleiben jedoch auch in Bamberg unverändert hoch: „Wir wollen um die Meisterschaft mitspielen, das ist ganz eindeutig unser Anspruch – auch in den nächsten Jahren“, sagte Stoschek der Fachzeitschrift „BIG“.
Nach der Trennung vom italienischen Erfolgstrainer Andrea Trinchieri Mitte der enttäuschend verlaufenden Vorsaison setzen die Oberfranken nun nach der Übergangslösung Lucca Banchi auf Ainars Bagatskis. Für den 51-Jährigen ist die Bundesliga Neuland, zuletzt arbeitete der Lette von Dezember 2016 bis Mai 2017 als Cheftrainer beim israelischen Euroleague-Teilnehmer Maccabi Tel Aviv. Davor war er bei einigen osteuropäischen Klubs und als Assistent beim türkischen Spitzenklub Darussafaka Istanbul tätig.
„Ich freue mich auf die Herausforderung. Es waren sehr angenehme Gespräche und für mich war schnell klar: Hier will ich arbeiten“, sagt Bagatskis. Natürlich weiß er, dass es „momentan keine einfache Zeit ist. Brose war jahrelang das deutsche Aushängeschild. Um dort wieder hin zu kommen, müssen wir von Tag eins an hart arbeiten“, gibt er ein klares Ziel vor. Er bezeichnet sich als „ein moderner Trainer, der Wert auf schnellen, aggressiven, aber trotzdem sehr smarten Basketball legt“. Bagatskis unterschrieb in Bamberg einen Zwei-Jahres-Vertrag.
Lietuvos Rytas Vilnius, FC Bayern München, Maccabi Tel Aviv, Khimki Moskau, FC Barcelona – ein flüchtiger Blick auf seine bisherigen Karriere-Stationen genügt, um ohne Übertreibung behaupten zu können, dass den Bambergern mit der Verpflichtung von US-Spielmacher Tyrese Rice ein richtiger Coup geglückt ist. Der 31-Jährige war die vergangenen Jahre einer der besten – und höchstbezahlten – Korbjäger auf dem Kontinent. 2014 führte er Tel Aviv zum EuroLeague-Titel und wurde zum „MVP“ des „Final Four“-Turniers gewählt. Ein Jahr später gewann er mit Moskau den EuroCup-Wettbewerb und wurde erneut zum „wertvollsten Spieler“ des Finalturniers gewählt. Nach zuletzt einem halbjährigen Abstecher nach China soll Rice nun das neuformierte Bamberger Team zu neuen Höhenflügen führen.
Ablösesumme für Stuckey
Ein anderer Bamberger Neuzugang kennt die Halle in Würzburg aus dem Effeff, und sein Wechsel traf die Baskets-Fans im Sommer ins Mark: Nach fünf Spielzeiten mit 164 Partien und 1250 Punkten wechselte Baskets-Publikumsliebling Maurice „Moe“ Stuckey ausgerechnet zum oberfränkischen Rivalen. Für den 28-Jährigen war es die Rückkehr zu seinen basketballerischen Wurzeln. Von 2009 bis 2013 durchlief der gebürtige Augsburger alle Nachwuchsmannschaften des Klubs und sammelte in Bamberg als Doppellizenz-Spieler auch seine ersten Bundesliga-Erfahrungen. Ursprünglich war Stuckeys Vertrag in Würzburg bis 2019 datiert, wurde aber gegen Zahlung einer Ablösesumme aufgelöst.