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RINGEN
TVU-Kämpfer furchtlos vor den Grizzlys
Ausgehoben: Der Kampf des Unterdürrbacher Markus Bedel (rotes Trikot) gegen den Nürnberger Marcel Sandeck (unten).
Foto: Steffen Krapf | Ausgehoben: Der Kampf des Unterdürrbacher Markus Bedel (rotes Trikot) gegen den Nürnberger Marcel Sandeck (unten).
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 01.07.2019 02:10 Uhr

Der russische MMA-Kämpfer Khabib Nurmagomedow, amtierender und ungeschlagener UFC-Weltmeister, hatte seine Anfänge als Ringer. Als sechsjähriger Bub ließ ihn sein Vater angeblich sogar gegen einen Bären ringen. Von dieser schrägen Geschichte gibt es sogar filmisches Material.

Nicht ganz so wild ging es am Mittwochabend in der Unterdürrbacher Kampfsporthalle her. Ähnlich chancenlos wie einst der kleine Khabib schienen auch die Ringer des gastgebenden TVU. Im Halbfinale des Bezirkspokal-Wettbewerbs Mittelfranken kam mit dem SV Johannis Nürnberg der schwerstmögliche Gegner in die TVU-Halle, der sich passenderweise noch den Beinamen „Grizzlys“ selbst verliehen hat.

Tierischer Name

Die Nürnberger aus dem Stadtteil Johannis sind in der Bundesliga zu Hause und gehören zum Besten, was Ringer-Deutschland zu bieten hat. Selbst die Zweitvertretung der „Grizzlys“ ist in der Oberliga und somit noch eine Klasse höher als der TV Unterdürrbach.

„Wir sind nicht chancenlos, aber es muss wirklich alles passen“, hatte TVU-Trainer Julian Hemmerich im Vorfeld gesagt, der sich auch noch selbst auf die Matte begibt. Dabei ahnte er freilich schon, dass einige Nürnberger Top-Athleten die einstündige Fahrt nach Würzburg gar nicht erst antreten würden. Außerdem hatten der TVU gleich drei Asse im Ärmel, mit denen man den Favoriten überraschen wollte. So viel vorweg: Es gelang eindrucksvoll.

Zwar klagt man im Verein über zunehmenden Nachwuchsschwund. Gerade beim Übergang vom Jugend- in den Erwachsenenbereich, der im Ringen schon um das 14. Lebensjahr herum beginnt, springt mittlerweile das Gros der Sportler ab. Zuwachs bekommt man aber dafür immer häufiger von Flüchtlingen, die aus Ländern nach Deutschland kamen, in denen sich Ringen nicht am äußersten Rand der Randsportarten bewegt. Mit Mostafa Lak, Faisal Haidari und Dumitru Strah standen gegen Nürnberg drei Neue auf der Matte.

Begehrter 17-Jähriger

Hinter dem 17-jährigen Afghanen Haidari, der aus Augsburg nach Unterdürrbach gewechselt ist, waren laut Hemmerich viele Vereine aus Bayern her. Warum das so ist, sahen die 170 Zuschauer, die den tropischen Bedingungen in der Halle trotzten, gleich im vierten Kampf des Abends, als Faisal Haidari im Freistil bis 66 Kilogramm keine drei Minuten brauchte, um seinen Gegner Besir Mirza Alan mittels „technischer Überlegenheit“ zu besiegen.

Spätestens jetzt lag ein Hauch von Pokalsensation in der Luft. Bis zur 20-minütigen Pause konnte die Gastgeber überraschend, aber verdient eine 18:8-Führung nach der Hälfte der Kämpfe erringen.

Nach dem Wiederbeginn zeigten sich die „Grizzlys“ fast trotzig und definitiv wild entschlossen, die Kräfteverhältnisse gegen den aufmüpfigen Bayernligisten in den verbleibenden sieben Kämpfen rasch zurechtzurücken. Vier Kämpfe brauchte es, dann drehten die Gäste den Spielstand erstmals zu ihren Gunsten.

Aufgeben war für die Ringer aus dem Dürrbachtal allerdings keine Option. Besonders imposant zelebrierte das TVU-Eigengewächs Markus Bedel, der im zwölften Kampf einen klaren Rückstand gegen Marcel Sandeck noch in einen umjubelten 9:7-Sieg drehte und somit seinem Team die Chancen erhielt.

Letzter Kampf entscheidet

Als dann im vorletzten Aufeinandertreffen auch noch Manuel Schlereth mit 8:4 gegen Christian Fochtler gewann, stand die Halle Kopf. 21:22 stand es vor dem letzten Kampf, in dem dann TVU-Neuzugang Dumitru Strah auf Erdogan Gäzey traf. Der Moldawier Strah hatte bereits seinen ersten Kampf souverän mit 10:0 gewonnen. Dafür hatte er über die komplette Distanz von sechs Minuten gehen müssen. In seinem zweiten und dem letzten Kampf eines spektakulären Pokalabends hatte es der 20-Jährige aber besonders eilig. Im schnellsten Duell des Abends, nach nur einer Minute und zehn Sekunden, stand ein 15:0 auf dem Monitor über der Kampfmatte und in der roten Ecke, die der Unterdürrbacher, gab es kein Halten mehr.

„Das war eine wirklich überragende Leistung von uns allen“, jubelte Team-Captain Timo Hoepstein: „Dass wir am Ende wirklich als Sieger dastehen, damit hat keiner gerechnet. Wenn es schon so gut läuft, können wir das Finale jetzt auch noch gewinnen.“ Warum auch nicht. Wer es mit „Grizzlys“ aufnimmt, braucht sich vor niemanden zu verstecken.

Die Ergebnisse

– 57 kg (Freistil = F): Mat. Bedel – Walter 0:4 (technische Überlegenheit = TÜ). – 61 kg (Griechisch-Römisch = G): Lak – Klipert 4:0 (Schultersieg = SS). – 66 kg (F): Haidari – Alan 4:0 (TÜ). – 75 kg (G): Fleischmann – Janot 0:4 (TÜ). – 86 (F): Strah – Schmidt 3:0 (Punktsieg = PS). – 98 kg (G): Schlereth – Röhlen 3:0 (PS). – 130 kg (F): Hemmerich – Nürnberg unbesetzt 4:0. – 57 kg (G): Mat. Bedel – Hüseynzade 0:4 (TÜ). – 61 kg (F): Lak – Walter 0:2 (PS). – 66 kg (G): Mar. Bedel – Sandeck 1:0 (PS). – 75 kg (F): Strah – Güzey 4:0 (TÜ). – 86 kg (G): Schlereth – Fochtler 2:0 (PS). – 98 kg (F): Fischer – Ruiz 0:4 (TÜ). – 130 kg (G): Hemmerich – Vanek 0:4 (TÜ).

 
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