Beim Blick auf die Fußball-Historie des TSV Gerbrunn könnte man meinen, die Bezeichnung "Fahrstuhl-Mannschaft" wurde wegen des Würzburger Vorstadtklubs ins Leben gerufen: von den Bayernliga-Höhen in der Saison 2002/03 bis in die A-Klassen-Tiefen heute. Alleine in den vergangenen fünf Spielzeiten gab's zwei Abstiege und einen Aufstieg.
Gegen den Trend der langfristigen Talfahrt befindet sich die Mannschaft in dieser Runde in der A-Klasse auf einem aufsteigenden Ast. Auf einen schwierigen Start mit nur vier Punkten aus vier Spielen folgten sieben Siege. So dürfen die Fußballer vom Mühlweg als aktuell Tabellen-Vierter von einer erneuten Aufstiegsfeier träumen.
Anfangs zu viele Gegentore
"Wir freuen uns über die Leistungen, wir wissen aber auch um die Wichtigkeit der nächsten vier Wochen", hält Trainer Oliver Bieber den Ball flach, da in diesem Jahr noch einige Konkurrenten aus den "Top fünf" auf seine Gerbrunner warten.
Über zwei Kantersiege mit zweistelliger Torezahl durfte der TSV bereits jubeln. Hohe Siege und viele Tore sind natürlich ganz nach dem Geschmack des früheren Stürmers, obwohl Bieber als Trainer die Defensive ebenfalls im Auge hat: "Grundsätzlich bevorzuge ich eine offensive Ausrichtung. Nach dem mäßigen Start musste ich allerdings etwas an den defensiven Stellschrauben drehen. Neun Gegentore nach vier Partien waren definitiv zu viele."
In die Offensive gegangen war auch der Verein mit der erneuten Verpflichtung des zweifachen Familienvaters im Sommer 2019. Bereits von 2007 bis 2011 trainierte Bieber die Gerbrunner Fußballer. Nun einigten sich Verein und Trainer auf eine nachhaltige Zusammenarbeit: "Für mich ist's eine Herzensangelegenheit. Ich habe 2004 in Gerbrunn gebaut und eine Familie gegründet. Acht Jahre war ich hier Jugendtrainer", erklärt der 51-Jährige.
Jugendspieler drängen nach oben
Der Verein besetzt alle Altersklassen im Jugendbereich, die beiden ältesten Jahrgänge, die U 17 und U 19, bilden einen Zusammenschluss mit der benachbarten SG Randersacker. Vor acht Jahren riefen die Verantwortlichen auch ein jährliches Sommer-Fußballcamp mit rund 50 Nachwuchskickern ins Leben.
Wie Oliver Biebers 17-jähriger Sohn übernehmen weitere Jugendspieler bereits Traineraufgaben. "Auch der neue Kunstrasen ist ein Indiz, dass sich beim TSV einiges bewegt. In den nächsten Jahren kommen viele Jugendspieler in den Herrenbereich. Ich habe mich mit dem Klub deshalb auf ein längerfristiges Denken verständigt", sagt Bieber.
Derzeit begrüßt er durchgängig mehr als 20 Spieler zu den Trainingseinheiten. An diesem Sonntag, 17. Oktober, hält der TSV-Express mit dem Bahnbeamten Bieber bei der ETSV-Reserve (13 Uhr). Der Zug in Richtung Kreisklasse könnte danach noch etwas mehr an Fahrt aufnehmen.